Die Aktien kleiner und mittlerer Firmen sind an der Börse eigentlich wohl gelitten, bieten sie doch im historischen Vergleich deutlich bessere Bewertungen als die großen Blue Chips.

„Im Rahmen der bislang geltenden Zyklen wäre es jetzt eigentlich an der Zeit für eine Rallye der Kleinen“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. „Doch die gegenwärtige Schwäche hat neue, andere Gründe.“ Und die sind dauerhaft.

Die derzeitigen Bewertungen von Small- und Mid-Caps bieten eigentlich Niveaus für einen Einstieg. „Es war historisch meist so, dass die Bewertungen der kleinen und mittleren Firmen günstiger ausfallen als die der großen börsengelisteten Unternehmen“, sagt Beil. „Zyklisch wichen sie immer einmal ab, dann zeigten sich im Nachhinein betrachtet gute Kaufgelegenheiten.“ Auch derzeit sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse dieser Unternehmen im Durchschnitt sehr viel günstiger als die der Großen. Doch diesmal ist eine ähnliche Erholung nicht direkt zu erwarten: „Der Zyklus könnte hier enden“, sagt Beil. Und dafür gibt es zwei Gründe.

Zum einen hat die Einführung der EU-Richtlinie Mifid II dazu geführt, dass Analysen nicht mehr in den Gesamtkosten der Finanzinstitutionen gebucht werden, sondern den Kunden ausgewiesen und in Rechnung gestellt werden müssen. „Das führt dazu, dass viele Investmenthäuser ihre Research-Kapazitäten auf die Aktien konzentrieren, die höhere Umsätze an der Börse bringen“, so Beil. „Insgesamt wurde die Zahl der beobachteten Aktiengesellschaften reduziert und auch die Dichte der Analysen.“

Gerade für kleine Aktiengesellschaften bedeutet dies, dass sie weniger beachtet werden, weniger Aufmerksamkeit genießen und auch von den großen Investmenthäusern weniger aktiv verkauft werden. „An der Börse führt das zu geringeren Umsätzen, was das Research für eine Aktie erneut unattraktiver macht – eine Abwärtsspirale“, sagt Beil. „Diese Aktien werden immer weniger sichtbar.“

Überraschungspotenzial bei Small- und Mid-Caps steigt

Parallel und ergänzend dazu wirkt ein zweiter Trend gegen die Small- und Mid-Caps: „Die wachsende Popularität der ETFs, der Indexfonds, führt zu einer Konzentration der Umsätze auf große, in den wichtigen Indizes gelistete Aktien“, so Beil. „Je mehr die ETFs an Kapital ansammeln, desto mehr der Marktkapitalisierung fließt auch in die darin enthaltenen Indizes und die darin gelisteten Aktien. Dies hat denselben Effekt wie die geringere Analysedichte: Weniger Umsätze mit den kleinen, weniger Sichtbarkeit im Markt.“

Der Kauf von Small- und Mid-Caps wird damit für alle Anleger, die sich auf Fremd-Research verlassen oder verlassen müssen, weniger attraktiv. „Das Risiko, in eine Blackbox zu investieren, steigt damit“, so Beil. „Auf der anderen Seite ermöglicht die geringe Analysedichte natürlich auch wieder Firmen, unter dem Radar zu wachsen und die Märkte mit ganz neuen Erfolgsgeschichten zu überraschen.“ Insofern wäre es verfrüht, die Small- und Mid-Caps abzuschreiben. „Es wird in Zukunft länger dauern, die wirklichen Perlen zu finden“, sagt Beil. „Doch diese bieten dann echtes Überraschungspotenzial.“

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