Kommentar von Lara Castleton, Andrew Molinet und Matthew Bullock, Portfolio Construction & Strategy Team, Janus Henderson Investors
In den letzten zwölf Monaten gab es mehrere Entwicklungen, die sich positiv auf den US-Anleihemarkt auswirkten: Die Federal Reserve (Fed) hat die Zinsen zum letzten Mal im Juli 2023 angehoben, die PCE-Kerninflation (der bevorzugte Inflationsindikator der Fed) hat sich stetig nach unten entwickelt, und im Dezember hat die Zentralbank signalisiert, dass sie zu einem Zinssenkungszyklus übergehen will.
Dennoch sind die Anleiherenditen nicht zurückgegangen, um diesen positiven Entwicklungen Rechnung zu tragen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries ist heute sogar höher als vor zehn Monaten, als die Fed zum letzten Mal die Zinsen anhob.
Renditeschwankungen haben ein günstiges Zeitfenster geöffnet
Seit der letzten Zinserhöhung der Fed im Juli 2023 hat sich die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries eng an den Durchschnitt der 1970er Jahre angelehnt. Und das, obwohl der aktuelle Zyklus einen günstigen Inflationsausblick aufweist, der näher an den Bedingungen für den Durchschnitt von 1984-2018 liegt.
Unseres Erachtens eröffnet diese Situation den Anlegern ein günstiges Zeitfenster, da die Voraussetzungen für sinkende Renditen (und eine Outperformance der Anleihen) gegeben sind, während die Zinsen diese Entwicklung noch nicht vollständig widerspiegeln.
Höhere Renditen schaffen Ertragschancen
Aufgrund steigender Renditen, die sich offenbar ihrem zyklischen Höchststand nähern, hat sich das Risiko-Ertrags-Verhältnis verschoben. Dies schafft positive Ertragschancen, bei denen die Erträge aus Anleihen – neben den potenziellen Kapitalgewinnen bei fallenden Zinsen – die Verluste im Falle eines Zinsanstiegs überwiegen.
Die erhöhten Renditen haben die negativen Auswirkungen eines möglichen Zinsanstiegs auf die Gesamterträge deutlich abgeschwächt. Umgekehrt würde sich bei fallenden Zinsen der erwartete Kapitalzuwachs als zusätzlicher Rückenwind erweisen und zu höher erwarteten Gesamterträgen führen.
Auswirkungen auf das Anlageportfolio
Unseres Erachtens können Anleger Chancen über die gesamte Zinsstrukturkurve hinweg nutzen – sei es, indem sie die relativ hohen Renditen bei kurzen Laufzeiten mitnehmen oder indem sie ein höheres Durationsrisiko eingehen, um im Gegenzug das höhere Gesamtertragspotenzial zu nutzen, das sich bei einem Rückgang der Renditen bei längeren Laufzeiten ergeben könnte.
Angesichts der attraktiven Renditeniveaus und des Potenzials positiv verzerrter Erträge könnten Anleger davon profitieren, ihre Fixed-Income-Allokation jetzt auf ihr langfristiges Zielgewicht umzuschichten.
Für diejenigen, die nach zusätzlichem Gesamtertragspotenzial suchen, könnte ein sektorübergreifender Ansatz angebracht sein, um höhere Erträge und relative Wertchancen über Sektoren, Laufzeiten und Regionen hinweg zu erzielen. Unserer Ansicht nach bieten verschiedene Sektoren und Laufzeiten solide Erträge und überzeugende Gesamtertragsaussichten.
Fazit
Obwohl die Fed derzeit noch abwartet, halten wir das Risiko einer ausbleibenden Zinssenkung der Zentralbank für gering. Darüber hinaus ist das wachsende Vertrauen in die Beendigung des Straffungszyklus in anderen globalen Industrieländern ein positives Zeichen, da Zinssenkungen entweder begonnen haben (Kanada, Schweiz, Schweden, Eurozone) oder in den kommenden Monaten erwartet werden (Großbritannien).
Auch wenn das Risiko eines erneuten Inflationsanstiegs oder höherer Zinssätze nicht auszuschließen ist, halten wir dieses Szenario für unwahrscheinlich. Alles in allem sind wir der Meinung, dass sich das geldpolitische und wirtschaftliche Umfeld für eine weltweite Zinssenkung abzeichnet. Das sollte die Anleger dazu ermutigen, auf höhere Renditen zu setzen, ihre Fixed-Income-Allokationen auf die Zielgewichtung umzustellen und das günstige Zeitfenster für positiv verzerrte Erträge zu nutzen.
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