Im Fondsmanagergespräch erklärt Michael Schoenhaut, Manager des JPMorgan Investment Funds – Global Income Fund, welche Entwicklung er für ertragsorientierte Strategien in den nächsten Monaten erwartet.

Herr Schoenhaut, Multi-Asset-Income Investoren haben in den letzten beiden Jahren ziemlich turbulente Zeiten mitgemacht. Wo stehen wir heute?

Michael Schoenhaut: Um dies beurteilen zu können ist es zunächst einmal sinnvoll, einen Schritt zurückzutreten und zu sehen, wieso das Umfeld für Multi-Asset-Investoren so herausfordernd war. Seit Mitte 2022 zeigte sich eine hohe Korrelation aller Anlageklassen und nur wenige Möglichkeiten, das Risiko zu diversifizieren. Allein Cash ermöglichte im allgemeinen Abwärtstrend einen Portfolioschutz. Eine ausschüttungsorientierte Strategie wie der Global Income Fund konnte mit den regelmäßigen Ausschüttungen zumindest einen gewissen Puffer bieten. Aber insgesamt war es herausfordernd für Aktien und Anleihen.

Im Jahr 2023 gab es dann wieder stabilere Märkte, auch wenn die Sorgen über die Inflation weiter anhielten und zu Renditesprüngen an den Anleihenmärkten führten. Im Jahresverlauf entwickelte sich auf dem Aktienmarkt eine Rally, die durch eine massive Konzentration bei einigen Technologieaktien, den so genannten „Glorreichen Sieben“, getrieben wurde. Viele dieser Art Aktien sind typischerweise nicht im Dividendenspektrum angesiedelt und somit auch nicht so prominent in ertragsorientierten Multi-Asset-Portfolios zu finden, was auch wieder eine Herausforderung darstellte.

In diesem Jahr hat sich die Entwicklung wieder stärker verbreitert und wir sehen uns für 2024 in einer besseren Position: Dividendentitel rücken wieder stärker in den Fokus und die Anleihenrenditen sinken.

Wo stehen wir aktuell im Zinszyklus?

Michael Schoenhaut: Wir sind fest davon überzeugt, dass die Federal Reserve den Zinserhöhungszyklus beendet hat und wir uns auf Zinssenkungen vorbereiten sollten – darauf weisen auch die jüngsten Kommentare hin. Der Zeitpunkt ist sicherlich noch eine große Frage. Zum Jahresanfang wurde dies bereits stärker eingepreist, jetzt erwarten wir maximal ein bis zwei Senkung bis zum Jahresende. Von der EZB, die ja bereits mit den Zinssenkungen begonnen hat, erwarten wir zwei bis drei Zinssenkungen in diesem Jahr.

Welche Folgen sehen Sie für Aktien und Anleihen?

Michael Schoenhaut: Uns stimmt besonders positiv, dass sowohl Aktien als auch Anleihen nach der Zinswende historisch zumeist profitieren konnten. Auf der Aktienseite gab es nur einmal rund um die Technologieblase einen Bärenmarkt. Anleihen können nach dem Ende der Zinserhöhungen stets eine langfristig positive Entwicklung verzeichnen. Nun gab es die erste Zinssenkung in Europa, aber in den USA befinden wir uns auch auf dem Plateau. Dies kann historisch auch mehrere Monate bis zu einem Jahr anhalten. Denn auch wenn es sich schon weit weg anfühlt: Wir befinden uns weiterhin in einem von der Pandemie geprägten ganz besonderen Zyklus. Die Maßnahmen der Zentralbanken und Regierungen sowie die Reaktionen der Konsumenten haben weiterhin einen massiven Einfluss darauf, was sowohl die Entwicklung des Wachstums als auch der Inflation dramatisch prägt. Auf jeden Fall ist unser Ausblick für die nächsten Monate sehr positiv.

Gibt es im Multi-Asset-Universum auch innovative Anlagemöglichkeiten?

Michael Schoenhaut: Diese Marktevolution ist auch für uns aus Multi-Asset-Sicht wichtig. Als ertragsorientierte Investoren sind wir immer auf der Suche nach innovativen Möglichkeiten, zu diversifizieren und das Ertragsniveau in unserem Portfolio zu steigern. So haben wir beispielsweise im Zuge der Pandemie, als die Volatilität an den Märkten dramatisch angestiegen ist, Covered-Call-Strategien eingeführt. Man verzichtet dabei auf einen gewissen Teil der Markt-Aufwärtsbewegung, kann dies aber in einen festen Ertrag umwandeln. Solche Instrumente beziehen wir dann taktisch in die Allokation mit ein.

Eine wichtige Anlageklasse sind für Sie ja weiterhin Hochzinsanleihen: Sind die aktuellen Risikoaufschläge immer noch attraktiv?

Auf Hochzinsanleihen setzen wir im Global Income Fund tatsächlich seit seiner Auflegung im Dezember 2008. Das führt natürlich immer mal zu kritischen Nachfragen. Aber wir beobachten dieses Marktsegment natürlich sehr intensiv und haben die erfreuliche Feststellung gemacht, dass sich die Zusammensetzung der Anlagekasse deutlich verbessert hat. In den zehn Jahren des Niedrigzinsumfelds war das Zinsniveau eher niedriger und die Risikoaufschläge entsprechend für den Großteil der Rendite bei den Anleihen verantwortlich. Nun sind die Zinsen zurück und das Zinsniveau sehr attraktiv – und zusätzlich gibt es immer noch gute Kreditspreads. Die Niveaus sind so hoch, wie sie üblicherweise in Krisenzeiten zu finden sind, etwa nach der Finanzkrise 2007. Aber das Renditepotenzial ist heute viel diversifizierter und besteht eben nicht mehr nur aus dem Risikoaufschlag. Die heutigen Renditen bieten also einen massiven Sicherheitspuffer. Erst wenn die Zinsen weiter steigen und sich zusätzlich die Spreads deutlich ausweiten, wären wir besorgt.

Ist die aktuell deutlich negative Korrelation zwischen Kredit-Spreads und den Staatsanleihenrenditen ein zusätzlicher Vorteil?

Michael Schoenhaut:  Ja, absolut, denn dadurch haben wir einen inhärenten Diversifikationsvorteil. Dies in Kombination mit unserem fundamental sehr stabilen Ausblick macht das Segment „High Yield“ weiterhin interessant. Die aktuell geringen Ausfallraten sollten auch vorerst so bleiben, denn die Verschuldungsrate ist moderat, und es stehen nicht allzu bald Refinanzierungsrunden an. Der US-Hochzinsmarkt hat inzwischen nicht zuletzt ein viel höheres Qualitätsniveau als noch vor einigen Jahren. Von daher sehen wir auch etwas niedrigere Spreadniveaus als attraktiv an.

Wie positionieren Sie in diesem Umfeld Ihr Multi-Asset-Income-Portfolio?

Michael Schoenhaut: Zwar ist die Inflation hartnäckiger als wir alle gehofft haben, aber sie wird graduell sinken. Parallel geht auch das Wachstum leicht zurück. Vor dem Hintergrund sehen wir nur eine niedrige Rezessionsgefahr. Wir sehen gute Chancen mit Dividendentiteln in den USA, aber auch in Europa, sodass wir auf der Aktienseite aktuell mit 38 Prozent positioniert sind.  Wir sehen aber auch das Umfeld für Unternehmensanleihen und insbesondere das High-Yield-Segment als positiv an, sodass wir hier vom hohen Zinsniveau profitieren wollen. Der Anteil aller Unternehmensanleihen im Portfolio liegt gerade bei 41 Prozent. Die Duration ist ein wenig niedriger als noch vor einigen Monaten, um den erwarteten Zinssenkungen Rechnung zu tragen.

Könnten noch Rückschläge kommen?

Aktuell verdienen wir mit dem Global Income Fund eine laufende Rendite von mehr als 6 Prozent. Damit haben wir einen schönen Puffer für mögliche Rückschläge. Die Performanceasymmetrie dank der höheren Verzinsung bietet für das nächste Jahr einen positiven Ausblick für die Gesamterträge.

Was sagen Sie den Menschen, die angesichts der nach wie vor höheren Zinsen Tagesgeld bevorzugen?

Michael Schoenhaut: Es sind ja nicht nur die Zinsen am „kurzen Ende“ der Zinskurve, also bei den Tagesgeldern wieder attraktiv, sondern über die gesamte Zinskurve hinweg ist das Niveau angestiegen. Und auch wenn es immer mal Phasen mit invertierter Zinskurve gibt – dass also die Tagesgelder mehr „verdienen“ als die langlaufenden Anleihen – zeigt eine Analyse seit 1991 von J.P. Morgan Asset Management, dass sowohl in Phasen hoher Zinsen als auch im Niedrigzinsumfeld ein Multi-Asset-Income-Portfolio langfristig besser abschneidet als der Geldmarkt. So gilt es immer, wenn ich ein langfristiges Anlageziel verfolge, das Re-Investment zu berücksichtigen – sprich: was mache ich mit meinem Tagesgeld, wenn die Zinsen wieder sinken. Besser ist es, sich die Risikoprämien für die längeren Laufzeiten nicht entgehen zu lassen!

Die Fragen wurden von Jakob Tanzmeister, Investment Spezialist im Multi-Asset-Solutions Team von J.P. Morgan Asset Management im Rahmen einer Webkonferenz gestellt.

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