Aktuelle Markteinschätzung von Georg Geiger, Gründer und Vorstand der Value-Holdings AG

Happy Birthday, SDAX! Just zum Tag der Sommersonnenwende feierte der deutsche Small-Cap-Index Geburtstag. Das Aktienmarktbarometer, das die 70 größten Aktien aus dem Prime Standard vereint, die dem MDAX folgen, wurde 25 Jahre alt. An der Börse startete der Nebenwerte-Index am 21. Juni 1999, rein rechnerisch begann seine Geschichte allerdings viel früher. Wie bei seinen Geschwistern DAX und MDAX bildet der 30. Dezember 1987 die Basis der Berechnung.

Gestartet bei 2.844 Punkten, notierte der SDAX an seinem 25. Geburtstag bei 14.580 Zählern. Die Rendite beläuft sich seither also auf stattliche 412 Prozent inklusive Dividenden. Der Blue Chip-Index DAX legte hingegen im gleichen Zeitraum von 5.366 auf 18.200 Punkte zu und kommt somit auch auf eine ordentliche Rendite; allerdings fällt sie – inklusive Dividenden – mit rund 239 Prozent doch ein gutes Stück geringer aus als beim SDAX.

Dieser Vergleich macht unmissverständlich klar: Historisch betrachtet weisen Nebenwerte eine deutlich bessere Performance gegenüber Large Caps auf – wenn auch bei erhöhter Volatilität. Zwischenzeitlich haben aber auch immer mal wieder die großen Werte für einen längeren Zeitraum die Nase vorn. So hat sich beispielsweise der DAX auf Drei- und Fünfjahressicht besser entwickelt als der S- und MDAX. Jetzt aber könnte sich das Blatt wieder wenden, gibt es doch immer deutlichere Signale dafür, dass wir vor einer möglichen Neuausrichtung stehen.

Profiteure der Zinswende

Einen besonders wichtigen Trigger hat kürzlich die Europäische Zentralbank mit ihrer ersten Zinssenkung seit fast fünf Jahren geliefert. Gerade Nebenwerte sollten von der nun eingeleiteten Politik des günstigeren Geldes profitieren: Sie weisen eine höhere Zinssensitivität auf, weil sie im Durchschnitt für ihr Wachstum verhältnismäßig mehr Kapital benötigen als ihre marktschweren Pendants.

Zwar sind Nebenwerte nicht zwingend höher verschuldet als die großen Werte aus DAX oder EuroStoxx 50. Ihre Schulden sind aber öfter variabel verzinst – und dies bedeutet, dass sich die Kreditkosten bei Zinsänderungen der Notenbanken schneller verändern. Außerdem ist der Zugang zu Finanzierungen für kleinere Unternehmen grundsätzlich schwieriger.

Historisch günstige Bewertung

Günstigeres Geld hat aber – allen voran für Nebenwerte – noch einen weiteren nicht zu unterschätzenden positiven Aspekt: Es stimuliert die europäische Wirtschaft, die für kleine Unternehmen viel wichtiger ist, als für weltweit diversifizierte Großkonzerne. Dank ihrer hohen Exportanteile in den EU-Raum besteht nun die berechtigte Hoffnung, dass Nebenwerte ihre Erträge somit überproportional steigern können.

Und: Dass Titel aus der zweiten und dritten Reihe im Vergleich zu Large Caps seit der Jahrtausendwende nie so günstig bewertet waren wie heute, könnte den Nebenwerten zusätzlichen Rückenwind verleihen. Lässt man beispielsweise die vergangenen 20 Jahre Revue passieren, gewährte ihnen der Markt wegen ihrer höheren Wachstumsraten meist eine Prämie von durchschnittlich fast 25 Prozent. Doch dieser Wachstumsaufschlag ist zwischenzeitlich gänzlich verschwunden. Im Gegenteil: Bezogen auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis gibt es aktuell einen Discount von rund 16 Prozent. Selbst während der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 war die relative Bewertung nicht so niedrig wie derzeit.

Glänzende Gewinne

Dabei wachsen kleiner kapitalisierte Unternehmen deutlich schneller: Mit einem prognostizierten Plus beim Gewinn je Aktie von kumulierten 44 Prozent in den kommenden zwei Jahren lassen sie die Dickschiffe mit ihren vergleichsweise rund 16 Prozent deutlich hinter sich.

Selbst wenn ein nicht auszuschließendes “Sommerloch” an der Börse den Aufholprozess der Nebenwerte kurzzeitig ausbremsen könnte, dürften sie auf mittlere und vor allem längere Sicht besser performen als ihre großen Brüder.

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