Repräsentative Umfrage unter 1.053 Rentnerinnen und Rentnern bis 70 Jahre in Deutschland

81 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland können sich finanziell weniger leisten als selbst erwartet, 55 Prozent sogar deutlich weniger

Verzicht vor allem bei Auto, Reisen, Luxusgütern und Restaurantbesuchen

Knapp zwei Drittel haben nicht privat vorgesorgt

Frauen deutlich im finanziellen Nachteil

Rückblickend würden 61 Prozent der Befragten mehr vorsorgen

Mehr als die Hälfte der deutschen Rentnerinnen und Rentner zwischen 63 und 70 Jahren müssen sich im Alter deutlich einschränken. Sie können sich finanziell nicht leisten, was sie sich für den Ruhestand vorgenommen hatten: 38 Prozent können den gewohnten Lebensstandard überhaupt nicht mehr halten, 17 Prozent können ihren Lebensstandard nur halten, wenn sie größere Abstriche in Kauf nehmen. Weitere 26 Prozent müssen kleine Abstriche machen, lediglich 17 Prozent können ihren gewohnten Lebensstandard halten. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung im Auftrag von HDI Deutschland, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut YouGov. Für die Zukunft rechnet die Hälfte (50 Prozent) der Befragten sogar noch mit einer weiteren Verschlechterung ihrer Situation.

Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland: „Auch wenn wir damit gerechnet haben, dass es einige Ruheständler gibt, die finanziell wenig Spielraum haben, sind wir doch erstaunt darüber, wie viele Betroffene ihren Lebensstandard tatsächlich nicht halten können. Im Rückblick beurteilen sie ihre eigenen Vorsorgemaßnahmen entsprechend kritisch. Unser Anliegen mit dieser repräsentativen Befragung ist es, diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die sich bereits in der Rentenphase befinden und von ihnen zu lernen.“

Weniger Rente, weniger Reisen, weniger Restaurantbesuche

Vor dem Eintritt in den Ruhestand hat die Hälfte (50 Prozent) der Befragten mit einer höheren Rente gerechnet, für ein Viertel (24 Prozent) ist sie sogar deutlich geringer als erwartet. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) hat zudem die Höhe der Steuern und Abgaben unterschätzt, knapp ein Viertel (23 Prozent) sogar deutlich.

In der Konsequenz müssen viele Ruheständler nun Verzicht üben. Besonders stark ist dies beim Auto der Fall: 69 Prozent der Befragten geben an, ganz oder größtenteils auf ein neues Auto bzw. ein Auto in derselben Preisklasse wie im Erwerbsleben verzichten zu müssen. Auch auf Fernreisen verzichten 65 Prozent ganz oder größtenteils, sogar von Reisen innerhalb Europas müssen 60 Prozent der Befragten absehen.

Auf Luxusgüter verzichten 63 Prozent ganz oder größtenteils – lediglich 1 Prozent muss darauf gar nicht verzichten, 31 Prozent geben an, dafür auch früher kein Geld ausgegeben zu haben.  57 Prozent der Befragten besuchen seit der Rente gar nicht mehr oder nur noch äußerst selten Restaurants und Cafés. Weniger oft verzichtet wird auf gute Ernährung (24 Prozent), Hobbies (29 Prozent) sowie auf Unternehmungen mit Familie und Freunden (30 Prozent) sowie Geschenke für diese (34 Prozent). Männern fällt es deutlich schwerer, auf ein Auto der gleichen Preisklasse und auf Reisen zu verzichten, während Frauen am wenigsten Abstriche bei Unternehmungen mit der Familie und bei guter Ernährung machen möchten.

Unterschätzt: private Vorsorge und bessere Aufklärung

Mit 64 Prozent haben knapp zwei Drittel der Rentnerinnen und Rentner ausschließlich auf die gesetzliche Rente vertraut und nicht privat vorgesorgt. Bei Frauen (67 Prozent) und Angestellten (66 Prozent) ist dieser Wert besonders hoch. Entsprechend kritisch blicken die Befragten zurück: Eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent würde im Nachhinein mehr privat vorsorgen, knapp ein Drittel (32 Prozent) sogar deutlich mehr. Dem „früheren Ich“ würden sie vor allem den frühzeitigen Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung, vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers sowie eine professionelle Beratung empfehlen.

Als nachträglich hilfreich bei der Vermeidung von finanziellen Nachteilen werden vor allem zahlreiche staatliche Maßnahmen – wie etwa Förderung und Zuschüsse (20 Prozent), digitales Rentenkonto (19 Prozent) oder mehr staatliche Aufklärung (17 Prozent) – genannt.

Von denjenigen, die zusätzlich privat vorgesorgt haben, startete lediglich ein Viertel (25 Prozent) bereits vor dem 30. Lebensjahr damit. Ein gutes Drittel (34 Prozent) begann erst nach dem 40. Lebensjahr mit der privaten Vorsorge – das war vor allem bei Frauen der Fall (42 Prozent im Vergleich zu Männern mit 29 Prozent).

Private Vorsorge nicht genug im Bewusstsein

Für Fabian von Löbbecke, Vorstand der HDI Lebensversicherung AG, verantwortlich für den Bereich Neugeschäft Leben und betriebliche Altersversorgung, zeigen die Ergebnisse: „Der Stellenwert privater Vorsorge während des Erwerbslebens wird stark unterschätzt. Eine deutliche Mehrheit der Befragten hat sich auf die Annahme verlassen, dass die gesetzliche Rente ausreicht und viele haben zu spät damit angefangen. Sie werden nun von der Realität eingeholt und können sich weit weniger leisten, als sie erwartet haben.“

Betriebliche Altersvorsorge Spitzenreiter

Bei denjenigen, die privat vorgesorgt haben, dominieren insbesondere die betriebliche Altersvorsorge (47 Prozent), Lebens- und Rentenversicherungen (42 Prozent) sowie Wohneigentum (41 Prozent). Lediglich 24 Prozent haben auf Wertpapiere wie Aktien, Fonds und Anleihen gesetzt. Bei insgesamt 28 Prozent der Befragten, die privat vorgesorgt haben, machen die Betriebsrenten einen großen Anteil am jetzigen Einkommen aus, gefolgt von Wohneigentum bei 25 Prozent und Lebens- und Rentenversicherungen bei 16 Prozent.

Der Blick der Befragten auf den eigenen Ruhestand war kurz vor Antritt überwiegend positiv besetzt: 62 Prozent der Befragten gibt an, sich vor der Rente darauf gefreut zu haben, stärker den eigenen Bedürfnissen folgen zu können. Wenn es negative Gefühle vor dem Ruhestand gab, waren diese insbesondere von der Sorge geprägt, nicht genug Geld für die alltäglichen Dinge zu haben (44 Prozent). Die Angst vor Einsamkeit (13 Prozent) und vor Langeweile (11 Prozent) waren am wenigsten ausgeprägt.

Frauen mit deutlich weniger Rente

Die durchschnittliche Netto-Rente der befragten Jung-Ruheständler zwischen 63 und 70 Jahren liegt bei 1.330 Euro – bei Frauen ist sie mit lediglich 1.170 Euro noch einmal deutlich niedriger als bei Männern mit 1.450 Euro. Ein Blick auf die Rentenhöhen zeigt grundsätzlich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Mehr als die Hälfte, insgesamt 56 Prozent der Frauen, aber nur 38 Prozent der Männer erhalten weniger als 1.201 Euro monatlich. Umgekehrt liegt die Rente bei 39 Prozent der Männer zwischen 1.501 und mehr als 2.500 Euro, während das nur auf 18 Prozent der Frauen zutrifft.

Einstellung bleibt positiv

Trotz finanzieller Einbußen und viel Verzicht sind insgesamt 64 Prozent der befragten Rentnerinnen und Rentner überwiegend glücklich mit ihrem Ruhestand, bei 26 Prozent schwankt dies und nur die wenigsten (6 Prozent) bezeichnen sich als weniger glücklich oder unglücklich.

Holm Diez, Vorstandsmitglied HDI Deutschland und Gesamtverantwortlicher für das Ressort Bancassurance, sagt: „Wir freuen uns, dass die meisten Rentnerinnen und Rentner ihren Lebensabend überwiegend positiv bewerten. Das wünschen wir auch den zukünftigen Renten-Generationen, die mit Blick auf die Rente vor noch größeren Herausforderungen stehen. Die Ergebnisse unserer Rentenstudie bieten ihnen wichtige Erkenntnisse – insbesondere: Wer frühzeitig mit privater und/oder betrieblicher Altersvorsorge beginnt, kann den gewohnten Lebensstandard auch im Alter halten.“

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