Von François Rimeu, Senior Strategist, La Française AM
Wie von den Mitgliedern des EZB-Rats allgemein erwartet, wird die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer nächsten Sitzung die Leitzinsen senken. Gleichzeitig wird sie nach Juni vorsichtig mit weiteren Lockerungen umgehen. Die neuen makroökonomischen Projektionen der EZB dürften ein stärkeres Wachstum in diesem Jahr widerspiegeln, bei weitgehend unveränderter Inflation, mit dem Ziel, die 2 %-Marke bis 2025 zu erreichen.
Unsere Erwartungen:
- Es wird erwartet, dass die EZB ihre Leitzinsen einstimmig um 25 Basispunkte (Bp) senkt und den Einlagensatz auf 3,75 %, den Refinanzierungssatz auf 4,25 % und den Satz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 4,50 % festlegt. Die EZB ist nun zuversichtlich, dass der disinflationäre Trend im Euroraum so weit fortgeschritten ist, dass sie mit der Senkung der Zinssätze beginnen kann. Wir glauben jedoch nicht, dass es einen breiten Konsens für eine zweite ähnliche Zinssenkung im Juli gibt.
- Präsidentin Christine Lagarde dürfte bekräftigen, dass geldpolitische Entscheidungen weiterhin datenabhängig sein werden. Dies wird in den kommenden Monaten eine flexible Ausrichtung der Geldpolitik ermöglichen.
- Im Vergleich zu den März-Projektionen erwarten wir, dass das BIP-Wachstum 2024 von 0,6 % auf 0,8 % nach oben korrigiert wird, während es in den beiden Folgejahren mit 1,5 % im Jahr 2025 und 1,6 % im Jahr 2026 weitgehend unverändert bleiben dürfte. Bei den Preisentwicklungen gehen wir davon aus, dass sowohl der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) als auch die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) ähnlich ausfallen werden wie in den Prognosen vom März. Beide werden sich im nächsten Jahr dem Zielwert von 2 % nähern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die EZB seit der April-Sitzung bestätigt hat, dass der nächste Schritt eine Zinssenkung sein wird. Der weitere Weg bleibt jedoch aufgrund des Risikos der Inflationsvolatilität und der besseren Prognosen für die Eurozone ungewiss. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die EZB ihre restriktive Geldpolitik in den kommenden Monaten schrittweise zurückfahren dürfte. Auch wenn diese Sitzung aus Marktsicht ein Nicht-Ereignis sein könnte, glauben wir, dass mit Beginn der geldpolitischen Lockerung die europäischen Zinssätze am vorderen Ende der Zinsstrukturkurve sinken werden.
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