Drei statt zwei Zinssenkungen, damit können die Märkte in diesem Jahr rechnen, meint Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman.

Warum insbesondere Anleihen mit mittlerer Laufzeit davon profitieren und inwiefern zukünftige Zinsentscheidung leichter fallen könnten, erläutert er in seinem Kommentar:

Vertrauen in EZB-Prognosen steigt und erleichtert weitere Zinssenkungen

Die Ankündigung der EZB einer ersten Zinssenkung sowie einer zukünftig von den Wirtschaftsdaten abhängigen Zinspolitik bestätigt das Zinsszenario der Finanzmärkte. Daher ist nach der Juni-Sitzung des EZB-Ausschusses mit nur wenigen Marktreaktionen zu rechnen. Eine bedeutsame Aussage von EZB-Chefin Christine Lagarde war dabei, dass sich die Inflationsprognosen der europäischen Währungshüter als zutreffend erwiesen haben, was die Entscheidung für eine Zinssenkung erleichtert haben dürfte. Damit dürften die Währungshüter auch mehr Vertrauen in ihre Modelle zur Vorhersage der Wirtschaftstätigkeit und Inflation gewinnen, was auch zukünftige Zinssenkungen erleichtern könnte.

Markt rechnet mit drei Zinssenkungen in 2024

Lagarde wies am Donnerstag ebenfalls darauf hin, dass sich die mittelfristige Inflationsprognose auf dem Zielwert stabilisiert habe, was diese erste Zinssenkung rechtfertige. Außerdem seien die Leitzinsen weit von ihrem neutralen Niveau entfernt. Eine Aussage, die Hoffnung auf eine weitere Zinssenkung im September weckt. Insgesamt könnte der Markt in diesem Jahr mit mindestens drei Zinssenkungen rechnen, während es bisher nur etwa zwei waren. Dies wäre günstig für mittelfristige Anleihen – und die Schuldendienstquoten der europäischen Staaten mit niedrigem Rating.

Der Anstieg der Inflationsprognosen sollte die EZB dazu veranlassen, ihre Politik unverändert beizubehalten und sich die Zeit zu nehmen, die Entwicklung der Inflation bei ihrer nächsten Aktualisierung im September zu überprüfen: Das bedeutet, dass die EZB ihre Geldpolitik nicht vor September ändern sollte. Die Beibehaltung einer restriktiven Politik birgt jedoch die Gefahr, die Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone zu stark zu belasten. Dies dürfte kaum zu einer wirtschaftlichen Erholung beitragen und das Risiko einer Rezession im weiteren Verlauf dieses Jahres erhöhen.

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