Betriebliche Altersversorgung: Potenzial erkannt, aber noch nicht ausgeschöpft
Der Trend zur betrieblichen Altersversorgung ist unaufhaltsam. In einer Zeit, in der die Rentenlücke wächst und der Fachkräftemangel spürbar wird, setzen Unternehmen vermehrt auf Altersvorsorge für ihre Mitarbeitenden. Viele Unternehmen nutzen dafür mehrere Durchführungswege. Allerdings scheint das Angebot nicht immer transparent. So lauten einige zentrale Erkenntnisse der Studie „Betriebliche Altersversorgung 2024“ von PwC Deutschland, zu der 300 Führungskräfte aus dem Personalbereich deutschlandweit befragt wurden.
Vier von zehn Unternehmen haben erst in den letzten fünf Jahren betriebliche Altersversorgungssysteme eingeführt. Und rund neun von zehn Unternehmen bieten neuen Mitarbeiter:innen eine betriebliche Altersversorgung an oder planen dies in Zukunft. Diese Entwicklung verdeutlicht die wachsende Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung als entscheidender Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers. Tatsächlich gehen 96 % der befragten Unternehmen davon aus, dass potenzielle Mitarbeitende die betriebliche Altersversorgung als ein wichtiges Kriterium bei der Arbeitgeberwahl betrachten. 85 % erklären, dass die Arbeitnehmer:innen in ihrem Unternehmen insbesondere Wert auf eine lebenslange Rente legen, 84 % finden eine hohe Risikoabsicherung wichtig, z.B. Invalidenleistungen oder Hinterbliebenenversorgung.
Flexibilität bei der Auswahl der Durchführungswege
Unternehmen nutzen für die betriebliche Altersversorgung mehr als eine Form, „Durchführungsweg“ genannt: Jeweils mehr als 40 % der Befragten nutzen bei den Plänen für Neueintritte eine Pensionskasse (47 %), eine Direktversicherung (45 %) oder erteilen eine Direktzusage (42 %). Diese Bandbreite an Optionen ermöglicht es Unternehmen, die betriebliche Altersversorgung individuell auf verschiedene Zielgruppen zuzuschneiden. Zusätzlich orientiert sich bei sieben von zehn Unternehmen die Höhe der betrieblichen Altersversorgung für neue Pläne an der Höhe der geleisteten Beiträge. Des Weiteren können sich neun von zehn Unternehmen vorstellen, Leistungen aus der betrieblichen Altersversorgung an die Entwicklung von Kapitalmarktprodukten zu koppeln.
„Die Flexibilität bei der Gestaltung von Versorgungssystemen erlaubt den Unternehmen, individuelle Lösungen zu schaffen, die den Bedürfnissen unterschiedlicher Mitarbeitendengruppen gerecht werden. Je nach Gestaltung sind ausgewählte Durchführungswege besonders sinnvoll oder effizient. Regelmäßig kann die Kombination von unterschiedlichen Durchführungswegen die Ziele der Arbeitgeber am besten erreichen,“ so Gunnar Hasselmann,Experte für betriebliche Altersversorgung bei PwC Deutschland.
41 % haben in den letzten 5 Jahren bAV eingeführt
96 % sehen die bAV als wichtiges Kriterium bei Arbeitgeberwahl
95 % halten konkurrenzfähige und marktgerechte bAV für wichtig
23 % kennen den Beitragsmechanismus der Zusage nicht
Monatliche Rente derzeit häufigste Auszahlungsform
Während 70 % der befragten Unternehmen eine Auszahlung ihrer betrieblichen Altersversorgung in Form einer monatlichen Rente anbieten, steigt die Anerkennung flexibler Auszahlungsmodelle. Etwa ein Drittel der Unternehmen bietet die Versorgungsleistung in festen Raten oder als Einmalkapital an. Zudem kombiniert rund jedes sechste Unternehmen verschiedene Auszahlungsformen, um den individuellen Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden gerecht zu werden.
Steigender Bedarf an externer Expertise
Gut zwei Drittel der Befragten erwartet, dass sie in Zukunft ähnlich viele oder sogar mehr Ressourcen für die Betreuung ihrer betrieblichen Altersversorgung einsetzen müssen – und das vor dem Hintergrund, dass der Fachkräftemangel das Recruiting von Expert:innen für Altersversorgung erschwert. Somit ist zu erwarten, dass die Unternehmen verstärkt auf externe Unterstützung setzen müssen. Den größten Unterstützungsbedarf sehen die Unternehmen bei der Verwaltung und Auszahlung der Betriebsrenten, bei der Kommunikation mit den Versorgungsberechtigten und Beratung zu strategischen oder strukturellen Fragestellungen.
„Die zunehmende Komplexität der Rahmenbedingungen für betriebliche Altersversorgung erfordert sehr spezifisches Know How. Regelmäßig ist die Komplexität inzwischen nur mit professioneller Unterstützung zu bewältigen – dies gilt sowohl für die Administration, Bewertung und Gestaltung von Plänen als auch zunehmend für die Kommunikation und das Accounting,“ so Gunnar Hasselmann,Experte für betriebliche Altersversorgung bei PwC Deutschland.
Entgeltumwandlung noch wenig gefragt
Die betriebliche Altersversorgung kann das stetig sinkende Niveau der gesetzlichen Rentenversicherung in der Regel nicht vollständig ausgleichen. Daher ist es für Arbeitnehmer:innen empfehlenswert, zusätzlich selbst fürs Alter vorzusorgen. Hierbei spielt die Möglichkeit der sog. Entgeltumwandlung eine wichtige Rolle, bei der Teile des Bruttoentgelts für die betriebliche Altersversorgung eingesetzt werden. Obwohl die Mehrheit der Unternehmen die Entgeltumwandlung anbietet, nutzen weniger als 40 % der Beschäftigten dieses Angebot.
„Die mangelnde Nutzung der Entgeltumwandlung deutet auf Informationsdefizite hin. Es ist wichtig, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden umfassend darüber informieren, da die Möglichkeit, Teile des Bruttoentgelts in die Altersversorgung einzubringen, für die Arbeitnehmer:innen in aller Regel der effizienteste Weg ist, selbst fürs Alter vorzusorgen,“ so Gunnar Hasselmann,Experte für betriebliche Altersversorgung bei PwC Deutschland
Fazit
Die betriebliche Altersversorgung ist nicht nur ein wichtiges Instrument zur Mitarbeiterbindung, sondern auch ein entscheidender Faktor im Wettbewerb um Talente. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, flexibel auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden einzugehen und gleichzeitig eine effiziente Verwaltung sicherzustellen.
„Durch transparente Kommunikation und professionelle Unterstützung können Unternehmen die betriebliche Altersversorgung optimal gestalten und langfristig von den Vorteilen profitieren,“ so Gunnar Hasselmann,Experte für betriebliche Altersversorgung bei PwC Deutschland.
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