D&O Survey von WTW und Clyde & Co. belegt steigende Tendenz
Der D&O Survey von WTW zeigt: Cyber-Risiken bleiben nach wie vor die größte Bedrohung für Geschäftsführer und Vorstände.
Manager in Deutschland nehmen Cyber-Risiken auch 2024 als bedeutendstes Haftungsrisiko wahr. Die mit einem Hackerangriff verbundenen Gefahren eines Datenverlustes, von Betriebsunterbrechungen oder Erpressungen setzen Verantwortliche immer mehr unter Druck. Das geht aus dem aktuellen „Directors’ and Officers’ Liability Survey“ hervor, der jährlich von der Unternehmensberatung WTW und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co durchgeführt wird. Für die Umfrage wurden weltweit 662 Vorstände, Geschäftsführer und Risikomanager zu ihren größten Haftungsrisiken befragt. 86 bzw. 80 Prozent sehen hierzulande Datendiebstahl und Cyber-Angriffe als Bedrohung an.
„Cyber-Risiken bedrohen demnach nicht nur Unternehmen selbst, sondern auch deren Führungspersonen zunehmend“, sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei WTW. „Manager können immer dann haften, wenn ihre Unternehmen keine ausreichenden IT-Sicherheitsmaßnahmen vorweisen können.“ Verstärkt werde das Sicherheitsbedürfnis noch durch neue Gesetze, etwa die DORA-Verordnung der EU für den Finanzsektor oder die neuen EU-Cybersicherheitsvorgaben für Unternehmen (NIS 2-Richtlinie).”
Weitere Kernergebnisse des Surveys
Governance- & Compliance-Risiken gewinnen an Relevanz
Einen weiteren Risikokomplex für CEOs stellen Governance- und Compliance-Verstöße dar: 80 Prozent befürchten Bestechungs- oder Korruptionsvorwürfe und 77 Prozent Konsequenzen aus einer fehlerhaften Unternehmensführung.
„Mehr als die Hälfte der deutschen Studienteilnehmer leiten international tätige Unternehmen – damit sind sie einer größeren Gefahr durch Korruption ausgesetzt als kleinere Organisationen“, sagt Philipp Rouget, Head of Financial Lines und D&O-Experte bei WTW. So ist aus Sicht der Risikomanager auch sprunghaft das Risiko im Zusammenhang mit Gesundheit und Sicherheit auf 80 Prozent angestiegen. Hintergrund hierfür dürften insbesondere die neu verabschiedete EU-Lieferkettenrichtlinie sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sein. Diese Regularien verpflichten Unternehmen, Standards bei Menschenrechts- und Umweltaspekten in der Lieferkette einzuhalten und diese in der Geschäftstätigkeit und der Unternehmensführung zu verankern.[3] Daneben spielt die aktuelle geopolitische Situation eine große Rolle.
Rechtliche Risiken mehr im Fokus
Maßen Manager den Verstößen gegen Regulierungen oder Sanktionen im vergangenen Jahr noch wenig Bedeutung zu, zählen diese laut Befragung 2024 mit rund 74 Prozent bzw. 66 Prozent ebenfalls zu den großen D&O-Risiken. „Diese Verschiebung ist zum Teil auf die geopolitischen Entwicklungen und die wachsende Komplexität von gesetzlichen Vorschriften und Regularien zurückzuführen“, so Rouget.
Klimawandel weniger relevant
Der Klimawandel zählt weltweit nicht mehr zu den größten Risiken, bleibt aber in einigen Regionen wie Asien, Australasien und dem Nahen Osten als wichtiger Faktor bestehen. Auch in Deutschland stufen Manager die Themen Umweltverschmutzung und Klimawandel nicht mehr vorne mit ein. „Nur sehr große Unternehmen sehen in Umweltrisiken einen Treiber für D&O-Schäden; für das Gros der Befragten sind andere Risiken wichtiger beziehungsweise schwieriger zu handhaben“, so Nazaruk. „Auch die ESG-Verpflichtungen tragen dazu bei, dass Klimarisiken für Manager zunehmend als beherrschbarer angesehen werden.“
Kostenfaktor und Expertenempfehlung maßgeblich für die D&O-Versicherungssumme in Deutschland
Im internationalen Vergleich fällt auf, dass deutsche Unternehmen ihre Einkaufsentscheidung vom Kostenfaktor sowie von der Empfehlung ihres Maklers abhängig machen, um Führungskräfte zu versichern. Rund 72 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland nennen Kosten als den wichtigsten Faktor bei der Höhe der D&O-Versicherungssumme, 66 Prozent geben die Empfehlung des Maklers als maßgeblich an. „Die Jahre des harten Marktes haben unter diesem Gesichtspunkt in einigen Fällen zu teils deutlichen Reduktionen der Versicherungssummen geführt“, so Rouget. Im Lichte der stetig steigenden Haftungsrisiken ist eine Überprüfung der bestehenden Versicherungssummen zur anstehenden Erneuerung empfehlenswert. „Hierbei stehen wir unseren Kunden mit marktführenden Risiko- und Analysetools sowie unserer fachlichen Expertise zur Seite. Aus unserer Sicht bietet der aktuelle D&O-Markt entgegen den geopolitischen und makroökonomischen Rahmenbedingungen gute Chancen, die Versicherungssummen effizient zu erhöhen.“
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