„Trotz des Urteils des Hongkonger Gerichts, das die Auflösung des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande gefällt hat, könnten chinesische Aktien 2024 für positive Überraschungen sorgen“, sagt Jean-Marie Mercadal, CEO von SYNCICAP Asset Management, Teil von Ofi Invest AM.

„Evergrande kann gegen das Urteil des Hongkonger Gerichts zwar Berufung einlegen. Das ist jedoch nicht entscheidend, da das Urteil im chinesischen Festland kaum umgesetzt werden kann. Außerdem wird die chinesische Regierung an ihrer Entscheidung festhalten, die im Bau befindlichen Immobilien fertigzustellen. Das Urteil des Hongkonger Gerichts hat also eher symbolischen Charakter und damit wahrscheinlich wenig Auswirkung auf den Immobilien-Sektor. Denn der größte Teil der Geschäftstätigkeiten und Vermögenswerte von Evergrande befindet sich auf dem chinesischen Festland.

Andererseits könnte eine Bodenbildung im Immobiliensektor durch eine Marktkonsolidierung und stärkere unterstützende Maßnahmen beschleunigt werden und für andere säumige Bauträger ein Anreiz sein, ihren Umschuldungsprozess zu beschleunigen.

Insgesamt scheint sich die Wirtschaft zu stabilisieren, so dass die nach unten korrigierten Unternehmensgewinne, die das Jahr 2023 geprägt haben, wieder anziehen könnten. Darüber hinaus sind die Bewertungen niedrig und das Engagement internationaler Anleger schwach.

China stach 2023 in einem sehr positiven Jahr für Schwellenländeraktien mit einem Rückgang des MSCI China Index um fast 5 % besonders hervor und lag damit fast 60 % unter seinem Höchststand von 2021. Chinesische Aktien erscheinen jetzt mit einem KGV von 9,8 für 2024 sehr günstig, Schätzungen zufolge sollen die Gewinne in diesem Jahr zwischen 10 % und 15 % steigen.

In der Vergangenheit haben sich chinesische Aktien immer wieder stark erholt – oft in einer Größenordnung von 30 % in wenigen Wochen. Dies könnte einige Anleger dazu veranlassen, zumindest taktisch Kurserholungen zu nutzen.

Außerdem scheint die chinesische Regierung bereit zu sein, die Wirtschaft in diesem Jahr mehr zu unterstützen. In seiner Neujahrsansprache räumte Präsident Xi ein, dass 2023 kein zufriedenstellendes Jahr war. Er möchte das Unternehmertum wieder fördern, das durch die harte staatliche Regulierung 2021 stark gelitten hat. Eine weitere geldpolitische Lockerung (niedrigere Zinssätze und eine Senkung der Anforderungen an Banken) ist sehr wahrscheinlich. Es gibt viele Faktoren, die zu einer Markterholung führen könnten, aber eben nicht nur einen. Für Investitionen könnte es allerdings zu spät sein, wenn der Markt sich bereits erholt hat. Kurzfristig können drei Faktoren die Voraussetzungen für einen Aufschwung schaffen:

  1. Fertigstellung von Wohnungen im Bau
  2. Keine Zahlungsausfälle der großen Immobilienentwickler wie Evergrande
  3. Erhöhung des Haushaltseinkommens

Die Regierung scheint sich dieser Situation bewusst geworden zu sein und hat damit begonnen, den Immobiliensektor zu unterstützen: Es wurde ein von der chinesischen Zentralbank finanziertes 1-Billionen-Yuan-Paket zur Förderung des öffentlichen Wohnungsbaus geschnürt. Es entspricht 8 % der gesamten Investitionen im Immobiliensektor im Jahr 2023 und kann den Verlust der Anlageklasse im Jahr 2024 von 8-10 % auf 2-4 % reduzieren. Außerdem kann die politische Initiative auch die Immobilienmarktkorrektur beschleunigen.“

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