Marktkommentar von Akram Gharbi, Head of High Yield Investment, La Française AM
Angesichts der starken Verengung der Spreads zum Jahresende werden Marktchancen immer seltener. Bei europäischen und US-amerikanischen Emittenten in den Sektoren Dienstleistungen, Gesundheitswesen und TMT sowie bei Bankanleihen gibt es immer noch einige spezifische Möglichkeiten. Bankanleihen bieten weiterhin ein Premium gegenüber Unternehmensanleihen. Von Schwellenländern halten wir uns fern, da die Bewertung im Vergleich zum US-HY-Markt unattraktiv ist. Die Zinsstrukturkurve in Europa ist nach wie vor invers oder sogar flach. Dagegen ist die Zinsstrukturkurve in den USA interessanter (steil). Hier bieten sich nach wie vor einige Chancen bei Laufzeiten von 5 bis 7 Jahren und Emittenten hoher Qualität.
2024: positive HY-Performance und „Rising Stars“ in den USA
Wir sind neutral gegenüber HY-Spreads und eher positiv gegenüber der Duration. Das Niveau der Spreads erscheint uns angesichts der makroökonomischen Aussichten relativ „eng“. Andererseits könnte sich der Rückgang der risikofreien Zinsen mit der globalen „Disinflation“ und dem Ende der geldpolitischen Straffung durch die Zentralbanken (FED, EZB, BOE) fortsetzen.
Wir gehen davon aus, dass die Ausfallraten in Europa gegenüber 2023 steigen und in den USA relativ stabil bleiben werden. Insgesamt rechnen wir nicht mit einem massiven Anstieg der Ausfallraten, da die Finanzlage der Unternehmen (Verschuldung, Liquidität) im Vergleich zu früheren Zyklen recht gut bleibt.
Angesichts des aktuellen Carry-Niveaus, unserer Erwartungen in Bezug auf Spreads, risikofreie Zinssätze und Ausfälle erwarten wir für den globalen HY-Markt 2024 insgesamt eine positive Performance zwischen +5 und 7 %. Historisch gesehen war die Performance des HY-Marktes in den letzten sechs geldpolitischen Zyklen in den USA (seit 1995) systematisch positiv, wenn die FED die geldpolitische Straffung beendet hat.
Der HY-Markt wird auch von günstigen technischen Faktoren profitieren, wie den „Rising Stars“, insbesondere in den USA. Aufgrund des höheren Nettoangebots sind die technischen Faktoren in Europa jedoch weniger günstig. Außerdem wird die EZB beginnen, ihre Bilanz zu reduzieren (Ende des PEPP ab Mitte 2024).
Beeinflussende Faktoren
Das größte Risiko für 2024 ist die geopolitische Lage angesichts der zahlreichen anstehenden Wahlen: Taiwan, Indien und Mexiko in der ersten Jahreshälfte und Europa und die USA in der zweiten Jahreshälfte. Bei den anstehenden US-Präsidentschaftswahlen droht ein Comeback von Trump, was sich stärker auf die Spreads in den Schwellenländern und Europa als auf die Kreditmärkte in den USA auswirken würde.
Der zweite Risikofaktor hängt mit der Wirtschaftslage zusammen, die sich in Europa und in den Schwellenländern (China) stärker als erwartet abschwächt.
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