Wir wagen einen Ausblick auf die Anlagechancen und -risiken im neuen Jahr.

Rezession, Inflation, kriegerische Konflikte: Der Börse stehen wohl auch 2024 herausfordernde Zeiten bevor, viele Unsicherheiten bleiben. Gemessen daran, sind die Aussichten für den Kapitalmarkt gar nicht so trübe.

Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ

Bleibt es bis zu den Feiertagen beim Status Quo, steht für Anleger einer fröhlichen Weihnacht nichts im Wege: Der Aktienindex DAX feiert bereits ein neues Rekordhoch. Der EuroStoxx50 hat ebenfalls ein neues Allzeithoch erreicht, Dow Jones und S&P 500 stehen knapp davor. Dass das Börsenjahr so euphorisch endet, war im Oktober noch nicht abzusehen. In nur sechs Wochen hat sich das Bild komplett gewandelt. So schnell kann sich alles ändern. Und genau deswegen sind Börsenprognosen generell und somit auch für das kommende Jahr auch so schwierig.

Dennoch lassen sich bestimmte Entwicklungen schon heute beobachten, die das Börsenumfeld auch 2024 bestimmen könnten. Wagen wir also einen Ausblick für Aktien, Anleihen und Rohstoffe.

Die jüngste Rekordjagd am Aktienmarkt wird vor allem von einer Entwicklung begünstigt: Das Ende des historisch beispiellosen Zinserhöhungszyklus von US-Notenbank Fed und Europäischer Zentralbank (EZB) hat die Börsenstimmung bereits deutlich aufgehellt. Und hinzukommende Zinssenkungsfantasien haben dann eine regelrechte Euphorie ausgelöst. Diese Fantasien sind allerdings auch gut begründet.

Zinssenkungen wären gut für Aktien

Zum einen ist die Inflationsrate substanziell gesunken. In den USA lag sie im Oktober bei 3,2 Prozent, die Novemberprognose für die Eurozone sieht die Teuerungsrate bei nur noch 2,4 Prozent. Die Zielmarke der Notenbank von 2,0 Prozent erscheint somit 2024 erreichbar.

Zum anderen eröffnet der Inflationsrückgang den Notenbanken Spielräume, um die Zinsen zur Bekämpfung der sich abzeichnenden Konjunkturflaute zumindest moderat zu senken. Tatsächlich haben die Terminmärkte für das zweite Halbjahr 2024 bereits drei kleine Zinssenkungen um 0,25 Prozentpunkte eingepreist. Einziger Haken: Die Notenbanken lassen sich noch nicht in die Karten schauen und haben die Hoffnung auf Zinssenkungen bislang eher gebremst. Bevorstehende Zinssenkungen sind also keineswegs sicher.

Die Entwicklung der Inflationsraten dürfte der Schlüsselfaktor für die künftigen Zinsentscheidungen der Notenbanken sein. Schon die Aussicht auf Zinssenkungen hat die Märkte belebt. In den USA ist die Konsumlaune bereits spürbar gestiegen und auch die Bauinvestitionen haben zugenommen. Die Wachstumsprognose zeigt wieder nach oben, ein BIP-Zuwachs um 1,5 Prozent scheint wieder realistisch. Gleichzeitig hinkt Europa hier noch hinterher; ein BIP-Plus von 0,5 bis 0,8 Prozent sollte aber bei den unterstellten Zinssenkungen im zweiten Halbjahr möglich sein. Das würde bedeuten, dass eine harte Landung der Konjunktur vermieden würde, was naturgemäß für Auftrieb am Aktienmarkt sorgt.

Attraktive Chancen mit soliden Anleihen

Am Rentenmarkt würden die Zinssenkungen der Notenbanken zunächst für sinkende Renditen und steigende Kurse sorgen. Und da solide Staats- und Unternehmensanleihen mittlerweile wieder Renditen von vier oder fünf Prozent ermöglichen, haben langlaufende Anleihen an Attraktivität gewonnen. Je schneller die Inflation sinkt, umso besser für Rentenpapiere. Mit der richtigen Strategie können Anleger auch bei sinkenden Zinsen profitieren. Anleihen könnten daher im kommenden Jahr weit mehr als nur ein Stabilisator im Depot sein. Der Rentenmarkt könnte somit auch im kommenden Jahr sehr gute Anlagechancen bieten.

Auf der anderen Seite laufen die großen Ausgabenprogramme wie der Inflation Reduction Act in den USA oder die Konjunkturprogramme in China im kommenden Jahr noch. Volkswirte in den USA sprechen bereits davon, dass das Schlimmste bereits überstanden sei und blicken zunehmend optimistisch auf das kommende Jahr.

Die Risiken sind nicht unerheblich, aber beherrschbar

Mit Blick auf den Ölpreis würde das bedeuten, dass dieser mit anziehender Konjunktur wieder steigen dürfte. Offenbar ist ein Ölpreis von 80 Dollar pro Barrel wie in den vergangenen Wochen die Schmerzgrenze der OPEC+, darunter will das Ölkartell den Kurs nicht sinken lassen. Daher könnte sie ihre Förderkürzungen beibehalten, bis die Weltkonjunktur wieder anzieht und die Ölnachfrage zunimmt.

Das konjunkturelle Umfeld wird im kommenden Jahr zusammen mit Zinsentscheidungen der Notenbanken wohl die Richtung für die Börse vorgeben. Doch natürlich bleiben Risiken für die Konjunktur und die Staatshaushalte. Nur unter der Annahme, dass sich die geopolitischen Konfliktherde nicht weiter ausbreiten, sind die Aussichten für Aktien und Anleihen gar nicht so trübe. Andererseits birgt auch die US-Präsidentschaftswahl im November 2024 solch ein Risiko. Sollte Donald Trump erneut Präsident werden, ist unter anderem mit einer Kürzung der Ukrainehilfen in den USA zu rechnen, was sich fatal für die Verteidigung der Ukraine auswirken könnte. Auch diverse Handelsabkommen, die auch für die exportstarke deutsche Wirtschaft wichtig sind, stünden dann zur Disposition.

Langfristig gute Chancen mit krisenfestem Portfoliomix

Weil die Risiken nach wie vor vielfältig sind und sich in den Börsenkursen nach den vergangenen Wochen auch viel Optimismus widerspiegelt, besteht auch ein nicht zu unterschätzendes Rückschlagpotenzial. Deshalb dürfte Gold weiter gefragt sein und das aktuelle Niveau um 2.000 Dollar je Unze zumindest weiter verteidigen.

Fazit: Das Anlagejahr 2024 wartet mit einer Reihe von Anlagechancen auf, doch es bleiben elementare Risiken. Bei der Auswahl geeigneter Aktien und Rentenpapiere sind die mittel- bis langfristigen Geschäftsaussichten trotz schwieriger konjunktureller Lage entscheidend. Doch selbst bei vermeintlich stabilen Aktien und Anleihen müssen Anleger mit deutlichen Kursschwankungen rechnen. Für Anleger ist daher eine krisenfeste Portfoliostruktur mit einem ausgewogenen Mix der Anlageklassen aus Aktien, Anleihen, Gold und alternativen Anlageklassen empfehlenswert.

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