Große Resonanz auf den digitalen Presse-Workshop der FPSB-Deutschland-Initiative Frauen*Finanzplanung – Expertinnen räumen mit Vorurteilen und gängigen Narrativen auf und betonen herausragende Bedeutung von Finanzplanung für Frauen
Es gibt den Gender Pay Gap, den Gender Pension Gap und den Gender Wealth Gap. Sie beschreiben die geschlechtsspezifischen Nachteile der Frauen bei Gehalt, Rente und Vermögen. Weniger bekannt, aber nicht minder wichtig ist nach Ansicht von Lisa Hassenzahl, CFP®, und Geschäftsführerin von Her Family Office aus Darmstadt, das Phänomen des Gender Action Gap. „Frauen kommen beim Thema Finanzen deutlich langsamer ins Handeln als Männer, vor allem, weil sie sich nicht trauen und insgesamt über weniger Selbstvertrauen verfügen“, sagt Hassenzahl, die auch Mitglied im Vorstand des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) ist.
Dabei ist gerade für Frauen die Notwendigkeit, sich mit den Themen Absicherung, Altersvorsorge und Vermögensaufbau zu beschäftigen, riesengroß. Hassenzahl präsentierte entsprechende Zahlen:
So beträgt der Gender Pay Gap, also der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen knapp 20 Prozent. Zudem erhalten Frauen in Deutschland im Durchschnitt 42 Prozent weniger Rente als Männer (Gender Pension Gap), und das von Frauen aufgebaute Vermögen muss aufgrund der längeren Lebenserwartung auf fünf Jahre mehr verteilt werden als bei Männern, die im Durchschnitt kürzer leben.
Frauen können Finanzen
Doch die gute Nachricht lautet: Das oft gehörte Vorurteil, dass Frauen sich nicht für Finanzen interessieren, ist falsch. Das wurde im Rahmen einer digital durchgeführten Podiumsdiskussion deutlich, zu der die Initiative Frauen*Finanzplanung des FPSB Deutschland eingeladen hat und die unter dem Motto „Frauen und das liebe Geld – Wie Frauen die finanzielle Selbstbestimmung gelingt”, stand.
Deutlich wurde in der von Anne Connelly, Gründerin des Karrierenetzwerkes „Fondsfrauen“ sowie dem Finanzportal „herMoney“, souverän moderierten Runde, dass die Nachfrage nach qualifizierter Finanzberatung für Frauen zunimmt. Immer mehr Frauen wollen sich aktiv mit den eigenen Finanzen beschäftigen. Aus verschiedenen Gründen. So sind die Lebensläufe von Frauen oft durch Brüche und Wendepunkte gekennzeichnet, wie Babypausen, Pflege von Angehörigen oder vorübergehende Teilzeittätigkeit. Außerdem fehlt Frauen häufig eine vernünftige Absicherung.
Das Dilemma dabei: „Die Nachfrage nach Informationen und Beratung steigt spürbar, doch es gibt leider immer noch zu wenig qualifizierte Angebote für Frauen“, berichtete Annika Peters, CFP®, Vorstand bei der FrauenFinanzBeratung Barbara Rojahn & Kolleginnen aus Stuttgart.
Etwas uneins war sich die Runde, ob es dabei einer speziellen Ansprache für Frauen bedarf. So warnte Marcel Reyers, CFP®, und geschäftsführender Gesellschafter der Finanz Konsilium GmbH aus Limburg an der Lahn, vor Stereotypen. „Entscheidend ist aus meiner Sicht die Fähigkeit zur Empathie und die ist nicht geschlechterspezifisch“, sagte FPSB-Vorstand Reyers. Nur wenn sich der Berater oder die Beraterin wirklich in die Bedürfnisse der Kundin hineinversetzt, sich entsprechend Zeit nimmt und Vertrauen aufbaut, sei die Beratung gewinnbringend.
Kompetenz und Einfühlungsvermögen gefragt
„Es geht natürlich in erster Linie um Kompetenz“, bestätigte auch Alexandra Huhle, CFP®, Geschäftsführerin der Müller & Veith Investment GmbH aus Wiehl. Aus ihrer Beratungspraxis könne sie aber berichten, dass Frauen häufig zunächst Einfühlungsvermögen bei der Beratung einfordern. „Frauen nähern sich dem Thema Finanzen anders als Männer“, so die Expertin. „Es reicht nicht aus, eine Frau zu sein, um eine Frau gut zu beraten“, pflichtete Annika Peters bei, gab aber zu bedenken, dass Beraterinnen, die ähnliche Lebenssituationen wie ihre Kundinnen durchlaufen, sich leichter in die Bedürfnisse und Ziele hineinversetzen und persönliche Erfahrungswerte einbringen könnten. Auch nach Ansicht von Constanze Hintze, CFP®, Geschäftsführerin von Svea Kuschel + Kolleginnen aus München, gelingt es Beraterinnen in einer immer noch männlich geprägten Finanzwelt in der Regel besser, Vertrauen aufzubauen. „Es geht um den weiblichen Blick.“ Ähnliche Lebenserfahrungen und einhergehendes Verständnis für die relevanten Themen schaffen erfahrungsgemäß die besten Verbindungen.
Die Expertinnen berichteten zudem aus ihrem Beratungsalltag. Demnach möchten Frauen häufig zunächst das große Ganze verstehen und Anlageentscheidungen lieber auf einer vollständigen und nachvollziehbaren Basis treffen. Auch aus diesem Grund seien sie, wie Studien belegen, langfristig die erfolgreicheren Anlegerinnen.
Finanzberatung für Frauen ist definitiv kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, lautete am Ende die wichtige Erkenntnis des Round-Table, für den sich mehr als 30 Journalistinnen und Journalisten aus ganz Deutschland registriert haben. Dabei seien jedoch die Beratungsqualität und der Beratungsansatz entscheidend. „Es braucht eine Finanzplanung, nicht nur eine Finanzberatung“, fasste Moderatorin Connelly zusammen. Aspekte wie Vermögensaufbau, Absicherung, Ruhestandsplanung oder Vermögensübertragung sollten nie isoliert betrachtet werden, sondern immer individuell und vor allem ganzheitlich. „Angebote unter dem rosa Deckmantel der Finanzberatung helfen dabei nicht weiter“, kommentierte Lisa Hassenzahl.
Glücklicherweise würden immer mehr Frauen erkennen, dass Finanzplanung, die sich an den Lebenswirklichkeiten und -phasen der Frauen orientiert, der Schlüssel zum Erfolg beziehungsweise der finanziellen Unabhängigkeit ist. Denn Finanzplanung macht die eigene finanzielle Situation erlebbar, verhilft Frauen zu finanzieller Stärke und Unabhängigkeit und schafft so Selbstvertrauen in die eigenen Entscheidungen. Damit der Gender Action Gap künftig ein wenig kleiner wird.
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