Die Anleihenmärkte sind nervös: Die Anleihenrenditen steigen kontinuierlich und erreichen immer neue Höhen.
Die Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen liegen inzwischen bei knapp 3 Prozent, bei zehnjährigen US-Staatsanleihen sind die Renditen sogar auf 4,8 Prozent in die Höhe geschnellt. Derart hohe Renditen gab es zuletzt vor der Finanzkrise. Für Anleihenanleger hat dies positive Konsequenzen: „In den USA gibt es nach Abzug der Inflation wieder eine Realverzinsung“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking der Hamburger Sutor Bank. In Deutschland dürfte dies jedoch noch in weiter Ferne liegen. Auswirkungen haben die Entwicklungen am Rentenmarkt auch auf das Thema Währungen. „Viele Kapitalströme sind durch die höheren Anleihenrenditen in den US-Dollar-Raum gelenkt worden, der US-Dollar bekam dadurch in den letzten Wochen zusätzlichen Auftrieb“, stellt Mathias Beil fest. Da es an den Aktienmärkten derweil volatil bleiben könnte, sei nun eine breite Diversifikation über Anlageklassen hinweg, auch unter Berücksichtigung von Währungen, besonders gefragt.
Renten: Crash oder logische Marktentwicklung?
Für Kapitalmarktexperte Beil ist die Entwicklung an den Rentenmärkten wenig verwunderlich. Aus seiner Sicht ist dies die logische Konsequenz aus der derzeitigen Zinspolitik der Notenbanken, gepaart mit den Einflussfaktoren Inflation und Konjunkturaussichten. „Wir werden noch eine geraume Zeit hohe und vermutlich auch weiter steigende Renditen am Anleihenmarkt sehen“, ist Mathias Beil überzeugt. In den USA könnte die Fed ihren Zinserhöhungskurs weiter fortsetzen, da die Konjunkturdaten überraschend robust sind, und gleichzeitig die Inflation wieder anzieht – im Juni lag sie bei 3,0 Prozent, im August stieg sie auf 3,7 Prozent. Zieht man die Inflation von den aktuellen Anleihenrenditen ab, ergibt sich nach längerer Zeit wieder eine Realverzinsung.
In Deutschland sieht die Lage anders aus: Mit inzwischen rund 3 Prozent Rendite bei zehnjährigen Bundesanleihen ist das Niveau zwar so hoch wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate liegt trotz spürbaren Rückgangs allerdings noch immer deutlich über 4 Prozent (September: 4,5 Prozent). „Eine Realverzinsung mit Rentenpapieren ist in Deutschland bis auf weiteres nicht realistisch, auch wenn die EZB ihren Zinserhöhungskurs weiter fortsetzt“, stellt Mathias Beil fest. Die Attraktivität von US-Staatspapieren sei daher aktuell besonders groß gegenüber europäischen Anleihen.
Aktuell erwarteten die Marktteilnehmer zwar ein baldiges Hoch der Leitzinsen, jedoch dürften sich die Zinssenkungen nach Ansicht von Mathias Beil in die zweite Jahreshälfte 2024 verschieben.
Aktienmärkte dürften volatil bleiben
Die Aktienmärkte zeigten sich in den letzten Tagen von der Entwicklung am Rentenmarkt stark beeinflusst. „Längerfristig hohe Renditen sind nicht gut für die Aktienmärkte“, stellt Mathias Beil fest. Das zeige sich am DAX: „Seit dem zwischenzeitlichen Hoch von knapp 16.500 Punkten Ende Juli hat der DAX um mehr als acht Prozent korrigiert“, sagt Beil.
In den nächsten Wochen dürften Zinspolitik, Inflation und Konjunktur auch weiterhin die Faktoren sein, die die Entwicklungen an den Kapitalmärkten, aber auch bei den Währungen bestimmen. Wer sein Augenmerk stärker auf die Diversifikation sowohl von Asset-Klassen als auch von Währungen lege, dürfte sein Portfolio deutlich stabiler ausrichten können.
Über die Sutor Bank
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