Ebenso wie der Klimawandel stellt die Biodiversitätskrise eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar / Biodiversitätsverlust besonders im urbanen Raum deutlich spürbar / Immobilienwirtschaft trägt mit Versiegelung und Ressourcenverbrauch direkt zu diesen Verlusten bei / Trotz einer Vielzahl möglicher Gegenmaßnahmen steht das Thema Biodiversität derzeit nur bei wenigen Unternehmen auf der Agenda
Die Immobilienwirtschaft ist einer der größten Treiber des weiter voranschreitenden Biodiversitätsverlustes. Gründe dafür sind der enorme Ressourcenverbrauch zur Materialherstellung sowie die großräumige Flächenversiegelung. Die PwC-Studie „Natur ist unser Kapital – Biodiversität: Ein unterschätztes Thema in der Immobilienwirtschaft?“ zeigt auf, dass eine Umkehrung des Biodiversitätsverlusts ohne die Beteiligung der Immobilienwirtschaft nicht möglich ist. Neben einer umfassenden Untersuchung des aktuellen Forschungsstandsund und der daraus folgenden Regulatorik werden Praxisbeispiele gegeben, wie die Immobilienwirtschaft einen positiven Beitrag leisten kann.
Zudem wurden im Rahmen der Studie Experteninterviews mit Projektentwickler:innen, Garten- und Landschaftsarchitekt:innen, Architekt:innen sowie einer Stiftung für Nachhaltigkeit und Naturschutz zur Ermittlung von Handlungsempfehlungen geführt. Des Weiteren wurde eine zweite Gruppe befragt, um den Status quo des Einbezugs von Biodiversität in Objektstrategien zu bestimmen. Dazu wurden mit verschiedenen Stakeholdern der deutschen Immobilienwirtschaft, insb. Asset Manager, Gespräche geführt, wie sie derzeit Biodiversitätsstrategien in ihrem täglichen Geschäft berücksichtigen.
Christiane Conrads, Partner und Global Real Estate ESG Leader bei PwC Deutschland: „Die Klima- und die Biodiversitätskrise sind eng miteinander verbunden. Nicht nur die veränderte Flächennutzung, Übernutzung von Ressourcen und Verschmutzung setzen die Lebensräume von Pflanzen und Tiere zunehmend unter Druck, auch ganze Ökosysteme sind u.a. aufgrund von steigenden Temperaturen gefährdet. Das gilt besonders für den urbanen Raum. Städte heizen sich durch die Bildung von Wärmeinseln auf. Die gute Nachricht: Die Immobilienwirtschaft kann hier auch mit kleineren Maßnahmen einen großen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten.“
Ergebnisse der Umfrage im Überblick
Die Bedeutung von Biodiversität im urbanen Raum wird von den Expert:innen mehrheitlich als „sehr wichtig“ (82 Prozent) aber mindestens „eher wichtig“ (18 Prozent) eingestuft.
Dennoch spielt in derer täglichen Arbeit Biodiversität entweder eine untergeordnete Rolle (27 Prozent), eine extrem geringe Rolle (neun Prozent) oder sogar keine Rolle (18 Prozent). Lediglich bei 15 Prozent spielt sie eine große Rolle, bei 27 Prozent eine mittlere.
Hindernisse bei der Implementierung von Biodiversität auf Gebäudeebene bestehen vor allem durch entgegenstehende Interessen der Mietparteien (86 Prozent) oder fehlendem Druck der Politik bzw. Regulatorik (57 Prozent). Weiterhin genannt wurden mit je 43 Prozent Kosten für die Umsetzung, technische Hindernisse, fehlende Vorgaben und Guidelines, sowie die Nichtanerkennung als werterhöhende Maßnahme.
Bei der Frage nach einem Faktor, der die Bedeutung der Biodiversität in der Immobilienwirtschaft steigert, sahen 73 Prozent der Befragten die Regulatorik als wichtigsten Faktor, gleichauf mit Kommunikation. Anreize und Förderprogramme wurden gemeinsam mit der Nachfragesteigerung am Markt von 27 Prozent der Befragten genannt. Neun Prozent der Befragten sahen die Verantwortung nicht bei der Immobilienwirtschaft.
Wen sehen die Expert:innen in der Verantwortung, die Bedeutung der Biodiversität zu steigern? 73 Prozent sehen den Gesetzgeber in der Pflicht, 5 Prozent sehen die Politik in der Pflicht, etwa durch das Schaffen von Anreizen. Je neun Prozent waren der Meinung, die Branche müsse ohne regulatorischen Druck freiwillige Maßnahmen ergreifen oder die Branche sei nicht in der Verantwortung.
Welche Rolle wird die Immobilienwirtschaft in Zukunft spielen? Die Expert:innen sind sich einig, dass ihre Bedeutung steigen wird. 46 Prozent sind der Meinung, dass die Bedeutung „auf jeden Fall“ steigt, während 36 Prozent „ja, bestimmt“ sagen. Neun Prozent sehen den Fall immer noch als „wahrscheinlich“, lediglich weiteren neun Prozent sagten „auf keinen Fall“.
Der Druck von Seiten der Politik und Regulatorik wird sich demnächst erhöhen. Eine Tendenz zur Verschärfung der Vorgaben – insbesondere zur Umsetzung des Beschlusses der internationalen Staatengemeinschaft von Montreal von Dezember 2022 – ist deutlich erkennbar. Die EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030 und das Global Biodiversity Framework legen klare Vorgaben zur Begrenzung des Flächenverbrauchs fest. Zwar wurden die Vorgaben in der EU-Taxonomie-Verordnung zuletzt für die Immobilienwirtschaft immer weiter aufgeweicht, dennoch deutet vieles darauf hin, dass die Anforderungen angezogen werden. Auch die Anforderungen an die Berichterstattung steigen stetig.
Christiane Conrads, Partner und Global Real Estate ESG Leader bei PwC Deutschland: „Die Förderung von Biodiversität im urbanen Raum kann kostengünstig umgesetzt werden – je nachdem, wie stark man sich engagieren will. Entscheidend ist, dass Biotope miteinander vernetzt werden. Gerade auf den größeren Liegenschaften von Unternehmen finden sich oftmals ungenutzte Areale, die durch eine entsprechende Gestaltung leicht zu einer Steigerung der Biodiversität beitragen können. Bereits heute lässt sich erkennen, dass biodiversitätsfördernde Maßnahmen – etwa durch eine verbesserte Aufenthaltsqualität oder Kosteneinsparungen bei Kühlungen – zu einer Aufwertung der Immobilie führen und somit ein Wertsteigerungspotenzial in sich bergen.“
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