Bis Anfang Dezember plant die EU die Verabschiedung einer Regulierung für Künstliche Intelligenz. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Bereich der generativen KI-Modelle.
Kaum ein Digitalisierungs-Thema wird derzeit in Politik und Medien ähnlich kontrovers diskutiert wie die generative Künstliche Intelligenz (KI). Darunter versteht man eine besondere Form der KI, die in der Lage ist, neue Daten zu kreieren – wie zum Beispiel ChatGPT . Die EU-Kommission hat bereits 2021 Vorschläge zur KI-Regulierung vorgelegt – zu einer Zeit, in der das Thema KI noch nicht außerhalb der IT-Abteilungen angekommen war.
Im November 2022 wurde dem schon länger verfügbaren GPT-3 von OpenAI eine Chatoberfläche verpasst. ChatGPT war geboren, und viele Menschen kamen erstmals mit künstlicher Intelligenz in Berührung. Auch viele Unternehmen fühlten sich am Beginn eines neuen Zeitalters. In dieser Zeit erschienen die Positionierungen des Europäischen Rates und des Europäischen Parlaments, die, anders als die Kommission, bereits das Thema generative KI und Basismodelle aufgriffen.
„Enorm wichtiges Thema für Versicherer“
„Für die Wirtschaft insgesamt, aber vor allem für uns Versicherer ist das Thema generative KI enorm wichtig“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Sie hat das Potenzial, in nahezu allen Bereichen eingesetzt zu werden, in denen Daten verarbeitet und komplexe Entscheidungen getroffen werden. In einem ersten Schritt vor allem für interne Abläufe, wie zum Beispiel dem Zusammenfassen von langen Texten oder dem Vorformulieren von E-Mails und Briefen, verspricht generative KI große Produktivitätsgewinne.“
Die Verhandlungen der EU-Institutionen laufen seit Juli und sollen bis spätestens Anfang Dezember abgeschlossen sein. Besonders der Teilbereich künstliche Intelligenz mit allgemeinem Verwendungszweck wird noch intensiv diskutiert und die Wirtschaft um entsprechendes Feedback gebeten.
„Compliance-Vorschriften wirken wie angezogene Handbremse“
Vor diesem Hintergrund plädiert der GDV in einem aktuellen Positionspapier seines neuen Digitalausschusses dafür, die Vorschläge zur Regulierung nachzubessern. „Sie sehen teilweise so hohe Compliance-Vorschriften vor, dass diese auf die Verbreitung von generativen KI-Anwendungen wie eine angezogene Handbremse wirken werden“, so Asmussen. „Dabei müssen wir in der EU wirklich aufs Gas drücken, damit die europäische Wirtschaft in diesem Kernbereich von morgen nicht schon heute den Anschluss verliert.“
Während die KI-Verordnung im Allgemeinen einen risikobasierten Ansatz verfolge, sei dieser in den neuen Vorschlägen von Rat und Parlament nicht mehr erkennbar, erklärt Asmussen. „Im Gegenteil, es werden aufgrund der sehr weit gefassten Definition sehr hohe Anforderungen an alle KI-Systeme, die auf einer breiten Datenbasis trainiert wurden und eine breite Palette an Aufgaben erfüllen können gestellt – unabhängig vom Risiko.“ Damit würden den zukünftigen Anbietern von generativer KI – wie beispielsweise Versicherern – Hürden im Einsatz der Technologie auferlegt. „Eine übereilte Regulierung nutzt niemandem, weder den Verbrauchern noch den Unternehmen“, sagt Asmussen.
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