Apple und Microsoft sind zur Jahresmitte die höchstbewerteten Unternehmen der Welt
Dominanz der US-Konzerne hält an: 62 der 100 teuersten Unternehmen der Welt haben ihren Sitz in den USA
Kein europäisches Unternehmen unter den Top 10, zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine bahnbrechende neue Technologie, die nicht nur neue Geschäftsmodelle ermöglicht, sondern deren Bedeutung nach Ansicht von Vielen der Erfindung des Internets oder des Smartphones gleichkommt. Derartige Hoffnungen ließen im ersten Halbjahr dieses Jahres die Aktien vieler Technologieunternehmen auf Rekordhöhe steigen, nachdem im vergangenen Jahr gerade Technologieunternehmen massive Wertverluste hinnehmen mussten. Im Ranking der 100 höchstbewerteten börsennotierten Unternehmen der Welt konnten sich zur Jahresmitte 23 Technologieunternehmen platzieren – zu Jahresbeginn waren es nur 19 Unternehmen. Der Wert dieser Tech-Konzerne stieg im Verlauf des Halbjahres um 45 Prozent – keine andere Branche konnte eine auch nur annähernde Wertsteigerung verzeichnen.
In Summe kletterte der Börsenwert der Top 100 Unternehmen um 20 Prozent bzw. 5,8 Billionen US-Dollar auf aktuell rund 34,4 Billionen US-Dollar.
Der KI-Boom hat an der Dominanz der USA an den Weltbörsen nichts geändert. Die Zahl der US-amerikanischen Unternehmen, die sich zur Jahresmitte unter den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt platzieren können, liegt bei 62 – vor einem Jahr waren es 61. Und von den zehn höchstbewerteten Unternehmen der Welt haben neun ihren Hauptsitz in den USA. Das wertvollste Unternehmen der Welt ist zum Halbjahresende 2023 das gleiche wie vor einem halben Jahr: Apple.
Europäische Unternehmen schaffen es derzeit nicht unter die weltweiten Top 10. Und von den 100 wertvollsten Unternehmen haben nur 19 ihren Hauptsitz in Europa – 16 stammen aus Asien. Das wertvollste europäische Unternehmen ist aktuell der französische Luxuskonzern LVMH auf Rang 12.
War Deutschland noch vor einem halben Jahr nicht im Top-100-Ranking vertreten, schafften es zur Jahresmitte zwei Unternehmen mit Sitz in Deutschland in die Top-100-Liste: SAP belegt mit einem Börsenwert von 159 Milliarden US-Dollar Rang 71 (zu Jahresbeginn Rang 106), Siemens klettert von Rang 115 auf Rang 91 und ist aktuell knapp 132 Milliarden US-Dollar wert. Zudem belegt der Industriegasekonzern Linde, der seit der Fusion mit Praxair seinen Hauptsitz in Irland hat, Rang 57 im weltweiten Ranking.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die die Marktkapitalisierung der am höchsten bewerteten Unternehmen weltweit halbjährlich untersucht. Stichtag für die vorliegende Analyse ist der 30.06.2023 (Börsenschluss).
„Die weltweite Euphorie rund um die neuen Möglichkeiten, die KI für Unternehmen wie Privatleute bieten könnte, hat an den Weltbörsen für eine neue Dynamik gesorgt“, kommentiert Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY, die Ergebnisse. „Auch wenn derzeit noch weitgehend unklar ist, welche Geschäftsmodelle von diesen technologischen Durchbrüchen besonders stark profitieren werden, wird doch immer klarer: KI bringt enorme Produktivitätspotenziale mit sich, senkt Produktionskosten, ermöglicht neue Produkte und führt zu einem tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt, der für die allermeisten Beschäftigten auch ganz konkret im Alltag spürbar wird.“ Angesichts dieser Perspektiven sei es wenig verwunderlich, dass das Thema auch an den Weltbörsen für Furore sorgt.
Profitiert haben im ersten Halbjahr insbesondere Technologie-Konzerne: So wuchs der Börsenwert des US-Chipherstellers NVIDIA so stark – um fast 200 Prozent –, dass das Unternehmen von Rang 17 auf Rang sechs in der Liste der höchstbewerteten Unternehmen aufstieg. Aber auch andere Unternehmen, die an KI-Lösungen arbeiten, verzeichneten starke Wertzuwächse: Meta steigerte seinen Börsenwert um 133 Prozent, Apple um 48 Prozent, Microsoft um 42 Prozent.
Europa holt wieder leicht auf
Die Bedeutung Europas an den Weltbörsen ist tendenziell zwar seit Jahren rückläufig, im ersten Halbjahr konnten sich aber mehr europäische Konzerne unter den Top 100 platzieren als zu Jahresbeginn: Ihre Zahl stieg von 16 auf 19, während der Anteil asiatischer Unternehmen von 20 auf 16 sank. Auch Deutschland ist – mit SAP und Siemens – wieder unter den Top 100 vertreten.
Es sei zwar erfreulich, wenn Europa wieder etwas an Gewicht gewinne, aber das sei keine Trendwende, sagt Ahlers. „Der aktuelle KI-Boom zeigt es überdeutlich: Wieder einmal sind es in erster Linie US-Unternehmen, die an den Börsen von einem neuen Megatrend profitieren und an Bedeutung gewinnen.“ Vom aktuellen Gesamtwert aller Top 100 Unternehmen von 34 Billionen US-Dollar entfallen 24 Billionen US-Dollar – das sind 70 Prozent – auf US-Konzerne.
„Das Thema KI steht noch am Anfang, es wird weitere technologische Durchbrüche geben“, erwartet Ahlers. „Deutsche und europäische Unternehmen haben grundsätzlich alle Chancen, diese Umwälzungen mitzugestalten und vom Getriebenen zum Jäger zu werden. Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen – eine hohe Inflation, eine schrumpfende Wirtschaft, erhebliche geopolitische Spannungen und ein Krieg in Europa –, spricht allerdings derzeit wenig dafür, dass es kurzfristig zu einer Aufholjagd europäischer Unternehmen kommt.“
Der Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf sei generell wenig vielversprechend, so Ahlers: „Die Unternehmensgewinne, die im vergangenen Jahr sehr hoch waren, dürften sich in diesem Jahr deutlich verhaltener entwickeln, der Kostendruck steigt, die Inflation sinkt nur langsam, so dass die Kauflaune der Menschen vorerst gedämpft bleibt.“
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