Kommentar von Frédéric YO, ESG-Analyst, La Française AM
Wasser ist lebenswichtig für das Leben auf der Erde. Aufgrund des Bevölkerungswachstums und des Klimawandels werden die Süßwasserressourcen jedoch immer knapper. Mehr als 2,3 Milliarden Menschen leben in Ländern, die unter Wasserstress leiden (Nachfrage übersteigt verfügbaren Ressourcen) – das ist mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung. Experten sagen voraus, dass bis 2025 fast 460 Millionen Menschen in Afrika in wasserarmen Gebieten leben und 230 Millionen von ihnen mit Wasserknappheit zu kämpfen haben werden. Zwar bemüht man sich um Lösungen wie Wasserrecycling, aber es gibt noch viele Hürden zu nehmen.
Wasserrecycling – ein langer Weg
Die Wiederverwendung von Abwasser, auch bekannt als Wasserrückgewinnung oder Wasserrecycling, wird zunehmend als nachhaltige Lösung für die wachsende globale Wasserkrise erkannt. Anstatt Abwasser als ein zu entsorgendes Produkt zu betrachten, kann es aufbereitet und gereinigt werden, um den Süßwasserverbrauch zu reduzieren. Das gereinigte Wasser kann für landwirtschaftliche und industrielle Zwecke oder zur Auffüllung von Grundwasserreserven verwendet werden. In einigen Ländern wurden bereits weit reichende Maßnahmen ergriffen. So werden in Italien und Spanien beispielsweise 8 % bzw. 14 % des Abwassers wiederverwendet, in Israel sind es sogar 85 %.
Als Folge des Klimawandels gehen in vielen Regionen der Welt die Wasserressourcen stark zurück. Die Vereinten Nationen schätzen sogar, dass die weltweite Süßwassernachfrage das Angebot im Jahr 2030 um 40 % übersteigen wird. Zwischen Januar und Februar 2023 wurde in Frankreich eine beispiellose Trockenperiode von 32 Tagen ohne Regen verzeichnet, was die Wiederauffüllung des Grundwassers verzögerte und die verfügbaren Wasserressourcen beeinträchtigte. In Südafrika hat die schwere Dürre zwischen 2018 und 2021 in Verbindung mit dem Bevölkerungsanstieg die Krise weiter verschärft.
Trotz der vielen Vorteile wird Wasserrecycling nur langsam eingeführt und beschränkt sich hauptsächlich auf die Länder, die am stärksten von Wasserstress betroffen sind, d. h. auf die am meisten gefährdeten Länder. In Frankreich beispielsweise wird nur 1 % des Abwassers wiederverwendet. Damit liegt Frankreich weit hinter Spanien und Italien, die regelmäßig von Dürreperioden betroffen sind. Ein weiteres Problem ist das Stigma, das mit der Verwendung von recyceltem Wasser verbunden wird. Und das, obwohl zahlreiche Berichte zeigen, dass recyceltes Abwasser nicht nur genauso sicher ist wie herkömmliches Trinkwasser, sondern sogar weniger giftig sein kann als bestimmte natürliche Wasserquellen. Eine Aufklärungskampagne über die Sicherheit von recyceltem Wasser wäre eine Grundvoraussetzung für das Überwinden der Vorbehalte. Das größte Hindernis für die Einführung von Recyclingverfahren ist jedoch der Mangel an Technologien und Fachwissen auf diesem Gebiet.
Die Abwasserreinigung erfolgt generell in drei Schritten. Zuerst werden feste Abfälle herausgefiltert und das Abwasser chemisch gereinigt. Danach erfolgt die biologische Reinigung. Anschließend wird das Abwasser in Wasser guter Qualität umgewandelt, das für verschiedene Zwecke verwendet werden kann. Jede Stufe des Aufbereitungsprozesses erfordert spezifische Technologie- und Infrastrukturvoraussetzungen, was mit erheblichen finanziellen Investitionen verbunden ist.
Die Regierungen sollten diese Hindernisse abbauen und die Einführung dieser neuen Verfahren erleichtern. Finanzielle Anreize für Unternehmen und lokale Gemeinden, wie z. B. Subventionen oder vergünstigte Finanzierungsbedingungen, für Investitionen in Wasserrecycling und Aufklärungskampagnen sind nur zwei der möglichen Optionen.
Die Süßwassererhaltung hängt von den Grundsätzen einer Kreislaufwirtschaft ab: reduzieren, wiederverwenden und recyceln. Die Wiederverwendung oder das Recycling von Abwasser – die eine wirksame Lösung für die Bewältigung von Ressourcenknappheit darstellen – werden jedoch nicht alle Wasserprobleme lösen, die in den nächsten Jahrzehnten auftreten werden. Um den Wasserverbrauch zu senken, sind optimierte Nutzungsmethoden erforderlich. Die Landwirtschaft, auf die weltweit mehr als 70 % des Wasserverbrauchs entfallen[5], bleibt eine Priorität. Ein weiteres Ziel ist die Reduzierung der Wasserverschmutzung. Die Wasserverunreinigung stört den Wasserkreislauf und hat negative Auswirkungen auf die verfügbaren Ressourcen.
Die einzige praktikable Lösung besteht darin, die Kreislaufwirtschaft von Wasser zu einer staatlichen Priorität zu machen. So hat sich Frankreich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: die wiederverwendete Wassermenge bis 2025 zu verdreifachen (19.000 m3 pro Tag im Jahr 2019). Um dies zu erreichen, hat die Regierung kürzlich einen Wasserkrisenplan vorgestellt, der rund 50 Maßnahmen zur Wiederverwendung, gemeinsamen Nutzung und Einsparung von Wasser vorsieht. Ziel ist es, Finanzmittel bereitzustellen, um die Wiederverwendung von Wasser zu fördern und den Wasserverbrauch des Landes zu verringern. Sobald der Förderrahmen steht, liegt es an den Verbrauchern, die Lücke zu schließen.
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