Viele asiatische Märkte waren lange nicht so gut bewertet – Aufholpotenzial bei Tech-Unternehmen – Japan bietet positiven Diversifikationseffekt
Die Asien-Pazifik-Region erlebte in den vergangenen Monaten eine starke Dynamik. Vor allem die Wiedereröffnung in China war nach den langjährigen Zero-Covid-Maßnahmen ein wichtiger Treiber für die ganze Region. Aisa Ogoshi, Portfolio-Managerin des JPMorgan Funds – Pacific Equity Fund bei J.P. Morgan Asset Management, beobachtet allerdings, dass die Erholung zwar auf Kurs ist, aber etwas hinter den hohen Erwartungen hinterherhinkt: „Trotz des Nachholbedarfs im Konsum und einem starken Dienstleistungssektor zeigt sich vor allem das verarbeitende Gewerbe immer noch schwächer als erwartet“, so die Fondsmanagerin.
Als wichtigsten Indikator, den es zu beobachten gilt, sieht Ogoshi das Verbrauchervertrauen in China an, das sich noch immer von den langwierigen Lockdownphasen gebeutelt zeigt. Positive Signale senden aber beispielsweise die Inlandsreisen, die deutlich zugenommen haben und ebenso wie die Hotelbuchungen bereits über dem Niveau vor der Pandemie liegen. Die während der Lockdowns angewachsenen Ersparnisse der privaten Haushalte gepaart mit einem niedrigen Niveau neuer Haushaltskredite könnten auch zu einer schrittweisen neuen Aktivität im Wohnungssektor führen. „Viele mögen angesichts der kleinen Schritte enttäuscht sein, aber wir gehen davon aus, dass es sich hierbei um eine langwierige Erholung des Vertrauens handelt, die sich in den nächsten 12 bis 24 Monaten entwickeln sollte. Auch sollte die Lockerung der Fiskalpolitik, die in China anders als im Rest der Welt bereits begonnen hat, das Wachstum weiter unterstützen, wobei die Unternehmensinvestitionen und der Immobiliensektor einen stärkeren Beitrag leisten sollten“, betont Aisa Ogoshi.
Japan vor dem Comeback
Da sie in ihrem Pacific Equity Fund die gesamte Asien-Pazifik-Region mit ihren aufstrebenden Volkswirtschaften und etablierten Industrienationen abdeckt, ist für die Fondsmanagerin auch Japan ein wichtiger Markt. „In Japan zeigt sich der post-pandemische Erholungseffekt ebenfalls erst langsam, aber wir erwarten im weiteren Jahresverlauf 2023 eine überdurchschnittliche Entwicklung“, führt Ogoshi aus. Damit können sie im Falle einer globalen Abkühlung ein gewisses Polster bieten. „Und während der US-Dollar gegenüber nahezu allen wichtigen Währungen weiterhin teuer ist, ist der Yen eine der billigsten Industrieländerwährungen, basierend auf einer Berechnung des realen effektiven Wechselkurses“, analysiert Ogoshi. Nicht zuletzt sei im Vergleich zu den restlichen Industrieländern die Inflation in Japan bislang kein großes Problem. Es sei vielmehr positiv zu werten, dass sich in den letzten 18 Monaten nach rund drei Jahrzehnten Deflation wieder Inflation zeige. Insgesamt böten japanische Aktien einen sehr guten Diversifikationseffekt zum restlichen Asien und ein Portfolio, das Japan beimischt, bessere risikobereinigte Ertragschancen.
China: Regulatorischer Überhang beseitigt
Größtes Untergewicht im Portfolio des Pacific Equity Fund ist aktuell China: „Wir haben aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahre unsere Investments in China hinterfragt und neu bewertet. Einige Positionen sind dabei reduziert worden – vor allem in solche Unternehmen, in denen weitere staatliche Eingriffe zu erwarten sind“, führt Aisa Ogoshi aus. Doch haben diese regulatorischen Eingriffe im Reich der Mitte laut der Fondsmanagerin auch einen positiven Effekt. „Es wurden viele regulatorische Überhänge beseitigt und die neue Regierung hat angekündigt, sich zukünftig auf wirtschaftliche Stabilität und Wachstum zu konzentrieren. Nicht zuletzt sind viele Unternehmen durch den regulatorischen Druck in den letzten drei Jahren kosteneffizienter und aktionärsfreundlicher geworden“, freut sich Aisa Ogoshi
Aufholpotenzial bei Tech-Unternehmen
Die Fondsmanagerin sieht vor allem bei Technologie-Investments trotz zuletzt stärkerer Einbußen Chancen: „Aufgrund der Stilrotation 2022 gab es bei vielen Aktien im IT-Sektor deutliche Kursverluste, allerdings unabhängig von den Fundamentaldaten der Unternehmen. Davon waren auch Qualitätsaktien etablierter Unternehmen mit starker Erfolgsbilanz und robusten Geschäftsergebnissen betroffen. Die Aktienkurse gingen allein aufgrund von Gewinnmitnahmen und dem veränderten Marktfokus zurück“, erklärt Ogoshi. „Wir glauben weiterhin, dass hochwertige Unternehmen mit führenden Marktpositionen und starken Bilanzen in der Lage sind, mit allen wirtschaftlichen Bedingungen fertig zu werden. Insbesondere bei hoher Inflation verfügen diese Unternehmen über eine gewisse Preissetzungsmacht, weshalb sie für dieses Umfeld besser gerüstet sind als andere Marktteilnehmer“, sagt Marktexpertin Ogoshi. Gleichwohl seien einige Sektoren aktuell aufgrund der Tech-Rally und der Euphorie rund um die künstliche Intelligenz überbewertet, sodass es sinnvoll sein kann, die Positionen anzupassen.
Langfristige Trends weiterhin intakt
Nach Einschätzung von Aisa Ogoshi haben die langfristigen strukturellen Trends in der Region weiterhin eine starke Dynamik. Von Themen wie Aufwertung des Lifestyles mit hochwertigeren Konsumgütern oder eine alternde Gesellschaft und damit ein höherer Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen profitieren zahlreiche lokal agierende Unternehmen. Der demographische Wandel und damit einhergehende Arbeitskräftemangel in den entwickelteren Märkten führt zudem zu neuen Entwicklungen im Segment der Robotics und Automatisierung. Unabhängig vom wirtschaftlichen Hintergrund werden auch Themen wie Digitalisierung und CO2-Reduktion vorangetrieben, die Investitionen in künstliche Intelligenz und Automatisierung und einen höheren Verbrauch von Halbleitern erfordern. „Viele der von uns gehaltenen Aktien aus dem IT-Sektor profitieren von diesen Trends. Wir sind uns der Zyklizität der Branche bewusst, sind aber auch von der Wirtschaftlichkeit und dem Fortbestand der Geschäftsmodelle überzeugt“, erklärt Ogoshi.
Untergewichtet im Portfolio bleiben Sektoren, die aufgrund zyklischer Schwankungen Rückschläge erzielen könnten, etwa Grundstoffe oder Energie. Der Gesundheitssektor steht dagegen weiterhin im Fokus, auch hat Aisa Ogoshi Finanztitel leicht übergewichtet. „Wir investieren sehr selektiv innerhalb der Sektoren, so in Banken in Ländern, die gute Wachstumsmöglichkeiten bieten, etwa in Indien und Indonesien. Die junge Bevölkerung lässt sich gut mit digitalen Bankingangeboten erreichen. Auch der Versicherungsbereich profitiert von steigendem Wohlstand in der Region, in der bislang häufig kaum soziale Absicherung vorhanden ist.
Bei unseren taktischen Neubewertungen fokussieren wir uns mehr denn je auf Qualität und haben neben der Wachstumsqualität der Unternehmen auch die Erfolgsbilanz der Unternehmensführung angesichts des komplexen Makroumfelds im Fokus“, führt die Portfolio-Managerin aus. Erfahrungsgemäß erzielen Unternehmen mit einer überdurchschnittlich guten Governance auch überdurchschnittliche Ergebnisse – auch die anderen beiden ESG-Faktoren werden bereits seit 2013 in der Unternehmensanalyse berücksichtigt.
Die Bewertung der asiatischen Märkte ist nach Analyse von Aisa Ogoshi nicht mehr ganz so zwingend wie noch vor einigen Monaten, aber im Vergleich zur eigenen Historie und vor allem im Vergleich zu anderen Investmentregionen der Welt immer noch günstig. So sei es weiterhin eine gute Einstiegsmöglichkeit für langfristige Investoren.
Starke Expertise vor Ort
Der vielfach ausgezeichnete Pacific Equity Fund ist seit 1988 ein Investment-Klassiker für die Asien-Pazifik-Region. Er beruht auf einer starken Präsenz vor Ort mit umfangreicher Inhouse-Expertise und sowohl Länder- als auch Branchenspezialisten, die die lokalen Sprachen sprechen. Auf Basis ihrer Bottom-Up-Analysen erstellt Fondsmanagerin Aisa Ogoshi mit ihrem Co-Manager Robert Lloyd ein konzentriertes Portfolio mit überdurchschnittlichem Gewinnwachstum. Aisa Ogoshi managt den Fonds seit zehn Jahren. Sie wurde von Citywire bereits sieben Mal in Folge als eine der besten Fondsmanagerinnen weltweit ausgezeichnet – aktuell belegt sie Rang 2.
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