Der Dax hat fast ein Allzeithoch erreicht, beim S&P 500 geht es deutlich nach oben, an den Märkten läuft es. Das zumindest lässt der Blick auf die Indizes vermuten.

„Doch der Blick auf die Indizes verstellt die Sicht darauf, was wirklich an den Märkten passiert“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „In der Breite hat der Aktienmarkt keinen Aufschwung erfahren.“

Dass „der“ Aktienmarkt im Plus liegt, ist schlicht falsch. Im Plus liegen lediglich einige Schwergewichte, die die Indizes nach oben ziehen, denn in den meisten populären Indizes werden die enthaltenen Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet. Besonders gut sichtbar ist das in den USA. „Mit ihrem hohen Gewicht, ihrer immensen Marktkapitalisierung haben die fünf großen Tech-Unternehmen den S&P 500 nahezu komplett dominiert“, sagt Bente. „Im S&P 500 haben sich 495 Werte im Schnitt nicht sonderlich gut entwickelt und nur fünf haben den kompletten Anstieg getrieben.“ In einem S&P 500 ohne die fünf größten Werte oder bei einer Gleichgewichtung aller Werte bliebe vom Bullenmarkt nichts mehr übrig.

„Noch schlimmer sieht es in der zweiten Reihe aus“, sagt Bente. „Der Russell 2000 lag seit Jahresanfang betrachtet kürzlich sogar im Minus und hat es jüngst gerade mal wieder auf die Nulllinie geschafft. Und das in einem Index, der klassischerweise eher zyklisch ist.“ Er zeichnet mit seinen 2.000 Werten ein viel besseres Bild über den wahren Zustand der Volkswirtschaft als die fünf großen Tech-Unternehmen. „Die Tech-Giganten mit ihren quasi monopolistischen Strukturen erzielen dank ihrer Marktmacht ohnehin in den meisten Zeiten Gewinne und sind dementsprechend kein gutes Abbild der wahren Verfassung einer Volkswirtschaft oder auch des Aktienmarktes als Ganzes.“

Gesunde und nachhaltige Aktienmarktaufschwünge wurden in der Vergangenheit nicht nur von fünf großen Werten getrieben, sondern entstanden aus der Tiefe und Breite des Aktienmarktes. „Die gefühlte Erholung des Aktienmarktes liegt nur an der optischen Verzerrung des Blicks durch die Tech-Firmen“, so Bente. „Diese tragen mit ihrer Marktkapitalisierung den S&P 500 fast im Alleingang nach oben und hängen dabei alle anderen, kleineren Werte ab.“

Insofern könnte die Rückwärtsbetrachtung des Jahres 2023 eine interessante Wendung zeigen. „Wahrscheinlich wird es nicht so sein, dass man sich ärgern muss, wenn man nicht investiert ist“, so Bente. „Vielleicht muss man sich ärgern, nicht am Jahresanfang die fünf großen Tech-Werte gekauft und deren Kursgewinne mitgenommen zu haben.“ Möglicherweise wird die Rückschau zeigen, dass es keine gute Idee gewesen wäre, 2023 investiert zu sein. Das gilt zumindest, wenn die Lehren der Vergangenheit auch jetzt wieder gültig sein sollten.

Denn abseits der Indexschwergewichte hat sich unter der Motorhaube mehr verschlechtert als verbessert. „Wenn die Märkte wieder darauf kommen, dass sich das Inflations- und damit auch das Restriktivitätsthema doch nicht so schnell erledigt, dann ist es natürlich nur ein weiterer kleiner Schritt, bis auch die Rezessionsängste zurückkehren“, sagt Bente.

Über die Vates Invest GmbH

Die Vates Invest GmbH, gegründet 2011, ist eine inhabergeführte Asset-Management-Boutique. Die Erfahrung zweier tiefer Aktienbärenmärkte (2001 und 2008) war prägend für die Philosophie von Vates. Das Spezialgebiet sind börsentägliche quantitative Analysen des monetären, konjunkturellen und sentimenttechnischen Umfelds. Seit 2014 verkörpert der Vates Parade Fonds die Portfoliomanagementstrategie von Vates Invest. Kernziel ist es, langfristig positive Rendite zu erzielen und zugleich die Anleger vor großen Verlusten in Bärenmärkten zu schützen. Der Vates Aktien Offensiv Fonds fokussiert sich hingegen auf die besten Stockpicker und deren „Lieblingsaktien“. Das Augenmerk liegt dabei auf Einzelaktien mit einem High-Conviction-Ansatz, um ein größtmögliches Alpha zu erzielen.

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