Erstes Ecclesia-Symposium bringt Expertinnen und Experten unterschiedlicher Wirtschaftszweige zusammen
Ob bei einem Schwertransport oder einem Rettungseinsatz – im Risikomanagement gibt es große Schnittmengen und von der einen auf die andere Branche übertragbare Fragestellungen. Das hat das erste Ecclesia-Symposium zum branchenübergreifenden Risikomanagement ergeben, das jetzt im Büro- und Tagungszentrum „The Squaire“ am Frankfurter Flughafen stattfand. Vor rund 100 Risikomanagerinnen und -managern unterschiedlicher Unternehmen berichteten Expertinnen und Experten auf Einladung des größten deutschen Versicherungsmaklers für Unternehmen und Institutionen über ihre Erfahrungen.
Stichwort „Faktor Mensch“: Auch die absoluten Profis, die Maßstäbe für ihre Branche setzen, sind in ihrer Arbeit nicht vor Risiken gefeit. Darüber sprach Sabine Baumann-Duvenbeck, Geschäftsführerin des Schwertransport-Unternehmens Viktor Baumann, anhand einer Havarie bei einem komplexen Schwertransport. Das gelte vor allem dann, wenn Routine die Oberhand gewinnt. Aus dem misslungenen Transport hat das Unternehmen umgehend Konsequenzen gezogen: Checklisten wurden verbessert. Mittels neuer Geräte, die während der Fahrt den Neigungswinkel des Transportgutes messen, wurde die technische Risikoprävention ausgebaut. Außerdem verbreiterte der Schwerlast-Spezialist Baumann die Wissensbasis bei den Mitarbeitenden: Die jeweiligen Spezialistinnen und Spezialisten für Transport, Kranbedienung und Montage erhalten mehr Einblicke in die benachbarten Arbeitsfelder, denn vier oder sechs Augen sehen bekanntlich mehr als zwei.
Ein Aspekt der Teamarbeit, den Notarzt Dr. Saša Sopka von der Uniklinik der RWTH Aachen weiterentwickelte. Bei einem Rettungseinsatz müssen Menschen zusammenarbeiten, die sich vorher möglicherweise nie gesehen haben – und das in einer Situation, die oft genug völlig unklar ist beziehungsweise sich dramatisch entwickeln kann. Der Anästhesist und Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Trainings und Patientensicherheit an der Uniklinik Aachen stellte Kommunikationsanforderungen und Regeln vor, die nicht nur die zu behandelnden Personen, sondern auch die Einsatzkräfte selbst vor Risiken schützen. „Diese Zusammenarbeit muss immer wieder geübt werden“, sagte er. Außerdem solle am Ende eines Einsatzes nicht nur auf potenzielle Fehler geschaut, sondern gemeinsam auch besprochen werden, was richtig gut gelaufen ist: „Das ist Sicherheitskultur.“
Was das Bewusstsein für Sicherheitsfragen im Alltag ist, ist Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, im Agieren der Gesellschaften. Sönke Marahrens, Oberst der Bundeswehr und tätig am europäischen Zentrum für die Abwehr hybrider Bedrohungen in Helsinki, forderte in seinem Beitrag mehr gesellschaftliche Resilienz gegen solche Bedrohungen ein und hob damit das Thema Risikomanagement auf eine andere Ebene. Letztlich müsse man sich bewusst sein: Es gebe Staaten auf der Welt, die sich von einer Instabilität Profit versprächen beziehungsweise denen eine gesellschaftliche Spaltung in westlichen Demokratien in die Hände spiele. Daher versuchten sie, durch Desinformationskampagnen, Cyberangriffe, aber auch durch mehr oder weniger verdeckte wirtschaftliche Aktivitäten Einfluss zu gewinnen. „Wir dürfen vor diesen Themen nicht die Augen verschließen“, sagte Sönke Marahrens. „Resilienz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Es gehe unter anderem darum, die kritische Infrastruktur besser zu schützen.
Ein neues gesellschaftliches Risikobewusstsein wünschte sich auch Dr. Frank Schumacher, Geschäftsführer eines Zweckverbands aus etlichen Kommunen, die bei Böblingen ein Restmüllheizkraftwerk betreiben. Sein Petitum: Abfall ist der Rohstoff von morgen, und er würde immens im Wirtschaftskreislauf fehlen, wenn er nicht mehr abgeholt würde. Die Verwertungsmöglichkeiten seien noch nicht ausgeschöpft, dennoch plädierte Dr. Schumacher auch dafür, die Augen nicht vor der Realität zu verschließen. Eine thermische Verwertung des Abfalls und damit die Bereitstellung neuer Energie müsse ebenfalls ohne gedankliche Scheuklappen in die Debatte Eingang finden.
Professionelle Wege beim Risikomanagement in der Pflege Hochbetagter geht Agaplesion, berichtete Bettina Geißler-Nielsen, Leiterin des Prozess- und Qualitätsmanagements des Gesundheitsdienstleisters. Dazu gehört die intensive Auseinandersetzung mit der Biografie der jeweils zu Pflegenden, um ihre Verhaltensweisen, Sorgen und Ängste besser zu verstehen. Bettina Geißler-Nielsen wählte dafür einen eindrücklichen Weg: Sie trat mit einem Rollator vor die Gäste des Ecclesia-Symposiums und erzählte aus der Perspektive einer alten Dame. „Die Biografiearbeit ist sehr wichtig. Die Menschen fühlen sich dadurch angenommen, gleichzeitig wächst die Verständnis über ihr Verhalten, das Pflegeteam hat es leichter“, schilderte sie. „Außerdem werden die Pflegebedürftigen aktiviert, ihre Kompetenzen werden gestärkt. Vorbeugen heißt auch: selber machen lassen“, betonte die Pflegefachfrau.
Zum Risikomanagement gehört die Präventionsarbeit genauso wie die aktive Krisenbewältigung. Dr. Hartwig Schlesiger, Head of Global Site Services der LANXESS Deutschland GmbH, griff diesen Aspekt auf und berichtete von einer aktiven Krisenbewältigung, die sich in drei Phasen abspielt: am Anfang muss das krisenhafte Ereignis mit seinen Konsequenzen zunächst verstanden werden. Dann werden Strukturen geschaffen, um die Situation zu bewältigen. Am Ende der Krise geht es darum, die Prozesse wieder zurück in den Normalmodus zu führen. „In allem braucht es einen Kümmerer, der den Hut aufhat“, fasste er zusammen.
Die Versicherungswirtschaft misst dem proaktiven Krisenmanagement ebenfalls immer mehr an Bedeutung zu. Das wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion deutlich, die Holger Wendorff, Geschäftsführer der deas Deutsche Assekuranzmakler GmbH, mit Dr. Alexander Mahnke, Vorstand der MSIG Insurance Europe, und Glenn van Mele, Geschäftsführer der HDI Risk Consulting GmbH, führte. Die Tendenz gehe von „reparieren und erstatten“ hin zu „vorhersagen und vermeiden“, fasste Glenn van Mele zusammen. Dr. Alexander Mahnke warb für die Partnerschaft: „Versicherer sind Teil des Risikomanagements der Industrie.“ Letztlich komme man nur im Dialog zu zufriedenstellenden Lösungen für die Kunden, betonte auch Holger Wendorff.
Partnerschaft und Dialog über die Branchen hinweg: Dr. Peter Gausmann, Initiator des ersten Ecclesia-Symposiums, bewertete die Veranstaltung als Erfolg. Es sei sehr deutlich geworden, dass der branchenübergreifende Austausch über Risikomanagement für alle Seiten vorteilhaft sei. „Wir werden diese Reihe fortsetzen“, versprach der Geschäftsführer der zur Ecclesia Gruppe gehörenden GRB Gesellschaft für Risiko-Beratung.
Über Ecclesia
Die Ecclesia Gruppe bildet mit mehr als 2.400 Beschäftigten und einem platzierten Prämienvolumen von 2,5 Milliarden Euro p. a. den größten deutschen Versicherungsmakler für Unternehmen und Institutionen. Zur Gruppe gehören unter anderem führende Makler für Industrie und Gewerbe, Logistik, Kreditversicherung/Finanzierung, Gesundheitswesen, Sozialwirtschaft, Kirche sowie Assekuradeure und ein Rückversicherungsmakler. Die Bandbreite der Kundenbeziehungen reicht vom börsennotierten Großkonzern über den Mittelstand bis zu Großkliniken und kirchlichen Institutionen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Detmold und ist in Deutschland flächendeckend präsent. Darüber hinaus verfügt die Ecclesia Gruppe über eigene Unternehmen in sechs weiteren europäischen Staaten und agiert über das ECCLESIA GLOBAL NETWORK in mehr als 170 Ländern weltweit.
Verantwortlich für den Inhalt:
Ecclesia Gruppe, Ecclesiastraße 1-4, 32758 Detmold, Tel: +49 (0) 5231 603-6912, Fax: +49 (0) 5231 603-606912, www.ecclesia-gruppe.de