Kommentar zum aktuellen Vermögensbericht der Deutschen Bundesbank von Florian Jansen, Berater Private Banking der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Die Deutschen sparen immer noch mehrheitlich falsch, das hat sich auch in der Corona-Pandemie nicht wesentlich gewandelt. Der Unterschied ist jedoch, dass sie deutlich mehr sparen und die Nettovermögen kräftig gestiegen sind, wie der Vermögensbericht der Deutschen Bundesbank verdeutlicht.
316.500 Euro – so hoch war 2021 das durchschnittliche Nettovermögen eines Haushalts in Deutschland. Das geht aus dem Vermögensbericht der Bundesbank hervor, der Ende April erschienen ist und alle drei Jahre die Vermögensverhältnisse der deutschen Haushalte untersucht. Damit erreicht das Durchschnittsvermögen der Deutschen einen neuen Höchststand, zumindest seit 2010, als die Deutsche Bundesbank damit begann, diese Zahl zu ermitteln. Gegenüber der vorangegangenen Erhebung von 2017 hat das Nettovermögen der Haushalte demnach zuletzt um 83.600 Euro zugenommen, was einem kräftigen Anstieg um 36 Prozent entspricht. Auch der Median der Nettovermögen (eine Hälfte der Haushalte hat mehr, eine Hälfte weniger) ist von 70.800 Euro auf 106.600 Euro geklettert – ein Plus von unglaublichen 62 Prozent.
Das Vermögen der Deutschen wächst also in überraschend hohem Tempo. Dabei erfasst die Bundesbank nicht nur Barvermögen und Sparguthaben, sondern auch Immobilieneigentum, Betriebsvermögen, signifikante Sachwerte wie Autos, Sammlungen oder Schmuck, private Renten- und Lebensversicherungen und nicht zuletzt auch Wertpapierbestände wie Aktien oder Fondsanteile. Ein Blick auf deren Entwicklung zeigt, dass sogar der Anteil der Deutschen, die an der Börse investiert sind, allmählich steigt. Traditionell gelten deutsche Anleger als sehr zurückhaltend beim Thema Aktien und Fonds: Stand 2021 halten 15 Prozent der Haushalte Aktien und 21 Prozent sind in Besitz von Fondsanteilen. Das ist zwar ein Plus von vier bzw. fünf Prozentpunkten gegenüber der vorangegangenen Erhebung von 2017, allerdings insgesamt und gemessen am Gesamtvermögen immer noch viel zu wenig.
Zu viel Barvermögen schmilzt dahin
Ein genauerer Blick in die Vermögensaufteilung zeigt denn auch, dass der größte Teil des Vermögens statistisch betrachtet in illiquiden Vermögenswerten steckt, vor allem im eigenen Betrieb oder in der selbstbewohnten Immobilie, sofern diese vorhanden sind. Zehn Prozent der Haushalte nannten eine Firma ihr Eigen, der Durchschnittswert betrug 2021 gut eine halbe Million. 45 Prozent der Haushalte bewohnen zudem ein Eigenheim, und die allein sind zwischen 2017 und 2021 im Wert um ein Drittel von durchschnittlich 258.800 Euro auf 343.200 Euro gestiegen. Gleichzeitig wuchsen die deutlich niedrigeren Hypothekenschulden dank der historisch niedrigen Zinsen nur um 18 Prozent. Das Nettovermögen der privaten Haushalte stieg also vor allem aufgrund von Betriebs- und Immobilieneigentum.
Zu dem beachtlichen Anstieg der Nettovermögen kam es während der Corona-Pandemie aber auch durch Konsumeinschränkungen sowie höhere Sparquoten. Denn das zeigen die Bundesbank-Zahlen ebenfalls: Auch die Summen auf den nahezu unverzinsten Giro- und
Sparkonten sind deutlich gestiegen. Durchschnittlich lagen fast 13.000 Euro pro Haushalt auf dem Girokonto und nochmal knapp 31.000 Euro auf Sparkonten. Das sind im Durchschnitt 44.000 Euro, bei denen Sparer Rendite verschenken und nach Abzug der Inflation reale Kaufkraftverluste erleiden, weil die Inflationsrate mit 7,4 Prozent (Stand: März 2023) immer noch deutlich höher als die Garantiezinsen liegt.
Dazu ein kleines Rechenbeispiel: Nehmen wir an, auf die durchschnittlich 44.000 Euro auf den Sparkonten bekämen die deutschen Haushalte drei Prozent Zinsen, so wäre das Guthaben nach einem Jahr auf 45.320 Euro angewachsen. Gleichzeitig beträgt der Kaufkraftverlust bei einer Inflation von sieben Prozent nach einem Jahr 3.080 Euro, das Geld wäre inflationsbereinigt nur noch 42.150 Euro wert. Nach fünf Jahren wären die Ersparnisse auf eine Kaufkraft von 29.250 Euro geschrumpft
Gegen die Inflation helfen nur Wertpapiere
Gegen einige Nettomonatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto ist im Sinne einer liquiden Reserve für Notfälle nichts zu sagen. Doch auf deutschen Sparkonten liegt zu viel Geld und auf Guthaben gibt es dort auch nach der Zinswende immer noch deutlich niedrigere Zinsen als die Inflation. Noch weniger lohnt sich das Girokonto, auf dem es bis heute in der Regel keine oder eine kaum spürbare Guthabenverzinsung im Promillebereich gibt. Selbst Festgeldkonten mit einer Mindestanlagedauer von drei und mehr Jahren bringen derzeit bestenfalls drei Prozent Zinsen im Jahr. Hohe Beträge auf Spar-, Festgeld- und Girokonten waren und sind deshalb keine gute Idee.
Wer ein Dahinschmelzen seines Vermögens verhindern will und seine Ersparnisse lieber für den Vermögensaufbau nutzen möchte, sollte sich daher mit Wertpapieren beschäftigen.
Dabei hat sich eine Mischung aus Aktien für die Rendite, Anleihen sowie Immobilienfonds für die Stabilität und Gold als Krisenversicherung grundsätzlich bewährt. Für den verzinslichen Anteil der Vermögensstruktur empfiehlt es sich, unter Berücksichtigung der persönlichen Anlageziele eine Laufzeitenstruktur aufzubauen. Je nach Risikoneigung und Anlegertyp können auch noch Alternative Anlagen wie beispielsweise Private Equity beigemischt werden. Ob Einzelinvestments oder eine Fondslösung gewählt werden, ist abhängig von der Depotgröße und der Bereitschaft, Zeit in die Portfoliopflege zu investieren. Fondsanlagen benötigen dabei weniger Aufmerksamkeit als einzelne Aktien, Anleihen oder Derivate.
Auf die richtige Mischung kommt es an
Aktuell sind beispielsweise Aktien relativ hoch bewertet. Im Falle einer Rezession könnten sinkende Unternehmensgewinne zu kräftigen Kursverlusten führen. Andererseits bieten viele Aktien zuverlässig attraktive Dividenden. Die durchschnittliche Rendite liegt im Aktienindex Stoxx Europe 600 immerhin bei 3,6 Prozent. Kommen dann noch moderate Kursgewinne der Aktien hinzu, übertrifft die Rendite schnell die Inflationsrate. Anleihen hingegen haben nach wie vor Aufholpotenzial, bieten bei überschaubarem Risiko aber schon jetzt attraktive Verzinsungen. Insbesondere kurzlaufende Anleihen bieten gute Perspektiven, daneben dürften neu emittierte Anleihen von weiteren Zinserhöhungen der Notenbanken profitieren. Gold notiert wieder knapp unter dem Allzeithoch und ist somit teuer. Als Depotbeimischung und Versicherung gegen scharfe Krisen, die Aktien- und Anleihekurse in die Tiefe rauschen lassen, hat sich das Edelmetall jedoch langfristig bewährt.
Die Kunst einer rentablen Geldanlage besteht in der adäquaten Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen und Investments, abhängig vom Marktumfeld, Risikoneigung und Anlagehorizont der Anlegerin oder des Anlegers. Generell gilt dabei: Je länger das investierte Geld entbehrlich ist und je länger der Anlagehorizont, umso riskanter, aber auch chancenreicher darf das Wertpapierportfolio sein. Ein paar Jahre vor der Kapitalentnahme sollte dann schrittweise in risikoarme Anlagen umgeschichtet werden. Anleger sollten sich dazu den Rat von Anlageprofis und erfahrenen Vermögensverwaltern einholen, um eine individuell angepasste Portfoliostruktur und Anlagestrategie zu entwerfen. Hierfür stehen Ihnen die Beraterinnen und Berater der LAUREUS AG gerne mit Ihrer Expertise und langjährigen Erfahrung zur Seite.
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