Von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL

In der Eurozone liegen die Verbraucherpreise nach ersten Schätzungen bei 7,0 Prozent – und damit leicht höher im Vergleich zum Vormonat. Die Kernrate – ohne die Komponenten Energie und Nahrungsmittel – sank zwar erstmals seit Juli letzten Jahres um 0,1 Prozentpunkte, ist aber mit 5,6 Prozent weiter deutlich zu hoch. Auch in Italien, Frankreich und Spanien haben die Teuerungsraten angezogen. Die EZB dürfte sich in ihrem Kurs bestätigt fühlen, die Leitzinsen weiter anzuheben, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und damit die aus ihrer Sicht derzeit zu hohen Lohnabschlüsse und Gewinnmargen der Unternehmen zu dämpfen. Unterstützt wird der restriktive Kurs der EZB allerdings durch die weiter verschärften Kreditvergabebedingungen der Geschäftsbanken, wie dem aktuellen Bank Lending Survey zu entnahmen war.

Trotzdem wird Christine Lagarde wohl auch nach der absehbaren Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte – eventuell sogar 0,50 –in dieser Woche keine Entwarnung geben. Vielmehr wird sie darauf verweisen:

  • dass die Gefahren anhaltend hoher Inflationsraten überwiegen
  • und man entsprechend weiter „auf Sicht fahren“ muss, also datenabhängig den weiteren geldpolitischen Kurs festlegen.

In den USA liegt die Markterwartung bei einer Anhebung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Zwar gab der bei der Notenbank Fed als Inflationsbarometer im Fokus stehende PCE-Preisindex auf 4,2 Prozent nach, allerdings liegt die Kernrate mit 4,6 deutlich darüber und unterstreicht den weiter vorhandenen Teuerungsdruck. Daher ist die Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts für April am Freitag von besonderem Interesse, denn bisher war von einer Abschwächung der hohen Beschäftigungszahlen und damit der Hoffnung auf nachlassende Lohnsteigerungen nichts zu spüren. Positive Impulse für die Aktienmärkte durch eine konkrete Ankündigung einer Leitzinserhöhungspause sind somit nicht zu erwarten.

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