Mit Bonus- und Discountzertifikaten können Anleger auch in schwierigen Börsenzeiten Gewinne erwirtschaften.
Vor Verlusten sind Investoren aber auch nicht mit diesen Wertpapieren gefeit. Worauf interessierte Anleger achten sollten.
Aktuelle Markteinschätzung von Michael B. Bußhaus, Gründer und Geschäftsführer von justTRADE
„Wenn es runtergeht an der Börse, und du hast keine Aktien, dann hast du auch keine, wenn die Börse wieder steigt“, sagte einmal André Kostolany. Der 1999 verstorbene Börsenexperte war sein ganzes Leben an der Börse unterwegs – als Trader, als Langfristanleger, als Kolumnist und Buchautor. Wir wissen natürlich nicht, wie Kostolany die aktuelle Marktlage eingeschätzt hätte, doch wahrscheinlich nicht viel anders als zu seinen Zeiten: „Kaufe Aktien, nehme eine Schlaftablette und schau Dir die Papiere erst nach vielen Jahren wieder an. Dann wirst Du reich sein.“
Das mit der Schlaftablette ist natürlich nur symbolisch gemeint und auch nicht ganz unproblematisch. Denn die aktuelle Unsicherheit an den Märkten ist schon enorm. In den USA hat die Notenbank Fed den Leitzins immerhin schon auf bis zu fünf Prozent angehoben. Damit kommen wir so langsam, aber sicher in einen Bereich, der für den Aktienmarkt gefährlich werden kann, weil er eine Alternative zur Aktienrendite darstellt. In Deutschland und in den USA beläuft sich diese in den zurückliegenden Jahrzehnten im Schnitt auf fünf bis sieben Prozent im Jahr. Da die Inflation hier schon berücksichtigt ist (es ist die reale Rendite), hat der Aktienmarkt gegenüber den Zinsen also noch die Nase vorn, aber der Vorsprung wird kleiner. Und er wird noch kleiner, wenn man bedenkt, dass die Aktienrendite ordentlich schwankt. Es gibt Jahre, da müssen Anleger sogar ein dickes Minus verkraften. Wenn man das berücksichtigt, gewinnt das aktuelle Zinsniveau an Reiz, weil die Zinsen quasi garantiert sind.
An Aktien führt kein Weg vorbei
In der Praxis gibt es die Leitzinsen aber nicht für Ottonormalverbraucher. Auch das beste in Deutschland angebotene Festgeldkonto liefert derzeit nur rund dreieinhalb Prozent Zinsen. Abzüglich der Inflation von schätzungsweise durchschnittlich sechs Prozent in diesem Jahr, bleibt unter dem Strich ein dickes Minus an Kaufkraft. Am Aktienmarkt führt also trotz gestiegener Zinsen immer noch kein Weg vorbei. Was also tun?
Eine Möglichkeit, um einerseits am Aktienmarkt engagiert zu sein, um nicht dumm dazustehen, wenn es wieder aufwärts geht, wovor uns André Kostolany ja gewarnt hat, andererseits aber den unsicheren Aussichten Rechnung zu tragen, sind Bonus- und Discountzertifikate. Sie eignen sich, wenn der Anleger die Markterwartung hat, dass der zugrundeliegende Basiswert nicht mehr stark steigen wird, tendenziell eher seitwärts läuft oder sogar vielleicht leicht fällt. Während ein normaler Aktionär in einem solchen Szenario meist leer ausgeht oder gar Verluste hinnehmen muss, können Anleger mit Bonus- oder Discountzertifikaten noch Gewinne erzielen. Worauf man dabei achten muss, ist schnell erklärt.
Auf die Barriere kommt es an
Beim Bonuszertifikat kommt es vor allem auf die sogenannte Barriere an. Alle Bonuszertifikate sind mit einer jeweils spezifischen Barriere ausgestattet, die während der Laufzeit des Zertifikats vom Basiswert, etwa einer Aktie, nicht berührt oder gar unterschritten werden darf. Diese Konstruktion ermöglicht es dem Anleger einen positiven Ertrag einzufahren selbst dann, wenn der Basiswert fällt. Doch Vorsicht: Wird die Barriere während der Laufzeit vom Basiswert auch nur einmal touchiert, erlischt der Bonusmechanismus des Zertifikats. Aus dem Bonuszertifikat wird dann ein Papier, das sich genauso entwickelt wie der Basiswert – mit allen Möglichkeiten nach oben, aber eben auch nach unten. Wird die Barriere nicht berührt, erhält der Anleger am Ende der Laufzeit des Zertifikats einen Bonus ausgezahlt, den Bonuskurs. Er ist von vornherein festgelegt und wird auch dann gezahlt, wenn der Basiswert am Ende unter dem Bonuskurs notiert. Steigt der Basiswert gar über den Bonuskurs hinaus, steigt auch der Wert des Zertifikats. Einen zusätzlichen Bonus gibt es dann aber nicht mehr.
Bonuszertifikate eignen sich also für schwächere Phasen an der Börse – nicht aber, wenn es etwa zu größeren Verlusten kommt, etwa bei einem Aktiencrash. Allerdings hat der Anleger durch die Wahl der spezifischen Barriere hier einen gewissen Handlungsspielraum. Bei der Auswahl eines Bonuszertifikats mit ihren unterschiedlichen Barrieren kann er seine persönliche Markteinschätzung berücksichtigen. Je schlechter die aussieht, desto größer sollte beim Kaufzeitpunkt des Zertifikats der Abstand der Barriere zum jeweils aktuellen Kurs des Basiswerts sein.
Es gibt sogar Bonuszertifikate, die speziell für fallende Märkte konstruiert wurden, sogenannte Reverse-Bonuszertifikate. Hier steht quasi alles Kopf, die Barriere liegt nicht unterhalb des Kurses des Basiswerts, sondern drüber. Aber auch hier gilt, während der Laufzeit des Zertifikats darf die Barriere nicht berührt oder gar überschritten werden.
Einstieg mit Discount
Und Discountzertifikate? Im Grunde genommen funktionieren Discountzertifikate ähnlich wie Bonuszertifikate, doch erstens erhält der Anleger hier seinen Bonus schon bei Beginn des Kaufs des Zertifikats, den Discount, und zweitens weist das Discountzertifikat keine Barriere auf. Es ist also in gewisser Weise einfacher konstruiert als ein Bonuszertifikat. Als Käufer eines Discountzertifikats erwirbt man den Basiswert indirekt – und das mit einem Abschlag, mit einem Discount. Der Preis für das Discountzertifikat liegt also unter dem des Basiswerts. Der Abschlag dient als Risikopuffer: Je höher der Abschlag, umso geringer das Risiko. Im Gegenzug für das geringere Risiko sind die Gewinnchancen von Discountzertifikaten aber grundsätzlich begrenzt. Das Discountzertifikat besitzt einen „Cap“; das ist ein Höchstbetrag, der bei Fälligkeit maximal gezahlt wird. Steigt also der Basiswert bis zum Laufzeitende des Zertifikats über den Cap, profitieren Anleger nicht mehr von dieser Wertsteigerung. Sie erhalten dann nur den Cap-Preis ausbezahlt.
Solange der Kurs des Basiswerts höher ist als der Preis des Discountzertifikats beim Kauf, erzielen Anleger am Ende also einen Gewinn. Erst wenn der Discount aufgezehrt ist und der Basiswert unter den Zertifikate-Kaufpreis fällt, verlieren sie Geld – und das Zertifikat macht im gleichen Maß wie der Basiswert Verluste. Trotz des Risikopuffers ist daher also auch ein Totalverlust möglich. Denn das Zertifikat nimmt nach unten unbegrenzt an Kursverlusten des Basiswertes teil. Vereinfacht gesagt und ohne den jeweiligen Erwerbspreis oder die Erwerbskosten zu berücksichtigen: Das Discountzertifikat stellt Sie als Inhaber am Laufzeitende mit dem Aktieninhaber gleich, sofern die Aktie auf oder unter dem Cap notiert. Sie sind aber im Nachteil, wenn die Aktie über dem Cap notiert. Dafür haben Sie im Regelfall aber einen Erwerbspreis gezahlt, der unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes notiert.
Mit Bonus- und Discountzertifikaten können Anleger also auch in schwierigen Marktphasen Gewinne erwirtschaften. Dabei ist natürlich immer auf die spezifischen Risiken zu achten. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Zertifikate grundsätzlich einem Emittentenrisiko unterliegen. Wir wissen nicht, was André Kostolany zu Bonus- und Discountzertifikate gesagt hätte. Aber mir fällt in diesem Zusammenhang eine andere Aussage des Börsenexperten ein: „Die Börse ist launisch und unberechenbar.“ Genau dieser Sachverhalt spricht aktuell für Bonus- und Discountzertifikate.
Über den Autor
Michael B. Bußhaus ist Gründer und Geschäftsführer von justTRADE. Er war Geschäftsführer der onvista bank und verantwortete bis 01/2019 als Head of Brokerage das gesamte Wertpapiergeschäft der comdirect bank AG.
Verantwortlich für den Inhalt:
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