Kommentar von John Jordan, Portfolio Manager, Janus Henderson Investors
- Die Schweizer Behörden haben auf den Zusammenbruch der Credit Suisse mit entschlossenen Maßnahmen reagiert, um das Ansteckungsrisiko für den gesamten Bankensektor zu begrenzen.
- Die US-Regulierungsbehörden haben frühzeitig gehandelt, indem sie alle Einlagen insolventer Banken versichert und die Finanzierung des Bankensystems ausgeweitet haben. Dadurch ist es offenbar gelungen, die Einlagenabflüsse auf ein beherrschbares Maß zu begrenzen.
- Verwerfungen bei kleineren Banken mit begrenztem Kundenstamm dürften die Einleger zu robusteren und besser kapitalisierten Banken treiben.
Der Bankensektor ist durch zahlreiche aufsehenerregende Entwicklungen in den Fokus der Anleger gerückt. Wie im Fall der Silicon Valley Bank (SVB) Anfang des Monats war auch der kürzliche Zusammenbruch der europäischen Traditionsbank Credit Suisse weitgehend auf idiosynkratische Faktoren zurückzuführen. In beiden Fällen haben die Aufsichtsbehörden schnell und entschlossen gehandelt, um die Ansteckungsgefahr für den gesamten Bankensektor zu begrenzen und das Vertrauen der Einleger zu stärken. Wir sind dabei nach weiteren potenziellen Schwachstellen zu suchen, sind aber nach wie vor der Ansicht, dass die Banken insgesamt gut kapitalisiert sind. Dies ist zum Teil auf die wesentlich strengeren Regulierungsanforderungen im Vergleich zur Zeit vor der globalen Finanzkrise zurückzuführen.
Schweizer Zwangsehe
Unsere erste Bewertung der staatlich verordneten Übernahme der Credit Suisse (CS) durch den Konkurrenten UBS: Diese Lösung ist aus systemischer Sicht und hinsichtlich möglicher Ansteckungsgefahren zu begrüßen, auch wenn eine gewisse Unsicherheit bleibt. Aufgrund der starken Unterstützung der Schweizer Regierung und Zentralbank sind wir relativ zuversichtlich. Erwähnenswert ist, dass die Additional-Tier-1-Wertpapiere (AT1) der Credit Suisse (rund 17 Mrd. US-Dollar im Umlauf) vollständig abgeschrieben wurden. Dies dürfte zumindest Auswirkungen auf den breiteren AT1-Markt und möglicherweise auch auf andere Bereiche des europäischen Anleiheuniversums haben.
Wir gehen davon aus, dass sich die potenziellen Tail-Risiken für andere Banken, die ein direktes Exposure zur CS haben, verringert haben. Darüber hinaus dürfte teilweise der Marktanteil in den Bereichen Investmentbanking, Wealth Management und Asset Management, den die CS zuvor hielt, auf andere europäische und US-amerikanische Anbieter umverteilt werden.
Regionalbanken in den USA: Noch nicht ganz über den Berg
In unserem letzten Bericht über die SVB haben wir darauf hingewiesen, dass sich das Risiko von Einlagenabflüssen wahrscheinlich auf regionale Banken mit einer begrenzten Kundenbasis konzentrieren wird. In den vergangenen zwei Wochen haben wir die Nettoabflüsse im gesamten Bankensektor gemessen. Die meisten Daten deuten darauf hin, dass die Abflüsse bei Bankkunden aus dem Technologie- und Wagniskapitalbereich wesentlich höher waren als bei Einlagen von Geschäftskunden im Allgemeinen. Selbst bei Banken, die erhebliche Abflüsse von Tech-/Venture-Konten verzeichneten, scheinen sich diese in den letzten Tagen deutlich verlangsamt zu haben. In einigen Fällen gibt es Anzeichen für eine Rückkehr zu einem normaleren Niveau.
Die Starken werden stärker
Das schnelle Handeln der Behörden sowohl in den USA als auch in der Schweiz scheint das Vertrauen gestärkt zu haben, die Risiken bleiben jedoch bestehen. Die Profitabilität von US-Regionalbanken ist sehr unterschiedlich, da einige besser kapitalisiert sind, über stabilere Finanzierungsquellen verfügen und einem solchen Umfeld besser gewachsen sind. Diejenigen, deren Kundenstamm sich auf Branchen konzentriert, in denen sich die Konjunktur deutlich abschwächt (z. B. Technologie und Venture Capital), könnten mit erheblichem Gegenwind konfrontiert werden.
Wir glauben, dass die aktuellen Turbulenzen im Bankensektor und die unvermeidlichen Reaktionen der Regulierungsbehörden zu einer stärkeren Differenzierung zwischen Gewinnern und Verlierern führen werden. Wir erwarten eine Konsolidierung der Marktanteile zugunsten der stärkeren Akteure. Diese Banken sind unserer Ansicht nach besser kapitalisiert, verfügen über einen diversifizierteren Kundenstamm, starke Produkt- und Dienstleistungsangebote und ein besseres Risikomanagement. Die Identifizierung der Banken, die diese Kriterien erfüllen, erfordert eine umfangreiche Due-Diligence-Prüfung. Aus diesem Grund glauben wir, dass es für die Generierung von Alpha und die Minimierung von Drawdowns entscheidend sein wird, die Gewinner herauszufiltern und Banken mit risikoreicheren Kundenbeständen und potenziell anfälligen Kapital- oder Liquiditätsstrukturen zu meiden. Und dies in einer Zeit, die wahrscheinlich von einer stärkeren regulatorischen Kontrolle und folglich steigenden Compliance-Kosten geprägt sein wird.
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