Baufinanzierungsvermittler hat sein Portfolio von Sprengnetter analysieren lassen
Nach einem turbulenten Jahr ist der Immobilienmarkt gerade dabei, ein neues Gleichgewicht zu finden. Dabei spielt auch die Energieeffizienz der Immobilie eine Rolle: “Hohe Energiepreise, regulatorische Vorgaben und der Wunsch, den persönlichen CO2-Fußabdruck zu minimieren, rücken die Energieeffizienzklasse (EEK) einer Immobilie zunehmend ins Blickfeld”, sagt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. Der Immobilienbewerter Sprengnetter hat für mehr als 100.000 von Interhyp vermittelten Finanzierungen aus den Jahren 2020 und 2021 die EEK der Immobilien in einem anonymisierten Vergleichsverfahren ermittelt. “Mit dem von Sprengnetter entwickelten Energieeffizienzklassen-Screening haben wir unser Portfolio durchleuchtet und wertvolle Erkenntnisse gewonnen: Fast die Hälfte (48 %) der von Interhyp in den vergangenen zwei Jahren finanzierten Immobilien ist in der EEK F, G und H und müsste in den nächsten Jahren saniert werden. Verglichen mit repräsentativen Studien kaufen oder bauen aber auch überdurchschnittlich viele unserer Kundinnen und Kunden besonders energieeffiziente Objekte.”
Die Ziele sind hochgesteckt: Die deutsche Bundesregierung plant, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein. Der gesamte Gebäudebestand verursacht rund 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland, Wohnimmobilien sind für knapp ein Viertel des deutschen Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Um Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen, wäre es laut einer Analyse der Beratungsgesellschaft EY nötig, noch etwa 80 Prozent aller Gebäude zu sanieren. Allein bei Wohngebäuden seien Sanierungskosten von rund drei Billionen Euro nötig. “Hier müssen Politik, Immobilienbranche und der Finanzsektor an einem Strang ziehen, um diese Mammutaufgabe zu bewältigen”, so Utecht, “wir haben viel Arbeit vor uns, aber darin liegt auch viel Potenzial, um einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten.”
Sprengnetter: EEK-Screening hilft Immobilienfinanzierern das eigene Portfolio zu verstehen
Verschiedene Richtlinien und Verordnungen zeigen den Weg zur Klimaneutralität und die Notwendigkeit für nachhaltige Finanzierungen auf. Aufgrund dieser regulatorischen Vorgaben werden Immobilienfinanzierer verpflichtet, nachhaltigkeitsbezogene Informationen der von ihnen finanzierten Immobilien regelmäßig offenzulegen. “Den wenigsten Finanzdienstleistern liegen allerdings solche Informationen in aktueller Form vor”, erläutert Jan Sprengnetter, CEO der Sprengnetter-Gruppe. Daher wurde von Sprengnetter 2021 eine energetische Bewertung wohnwirtschaftlicher Immobilien, das Sprengnetter-Energieeffizienzklassen-Screening (EEK-Screening), gelauncht. “Das EEK-Screening unterstützt Immobilienfinanzierer in ihrem Streben nach ESG-Konformität”, führt Sprengnetter fort. Denn mit dem EEK-Screening ist es möglich, für jede einzelne Finanzierung und damit für das gesamte Portfolio die Energieeffizienzklasse der finanzierten Immobilien im Vergleichsverfahren zu ermitteln. Darüber hinaus werden auch die CO2-Emissionen sowie die beiden Energiekennwerte End- und Primärenergiebedarf/-verbrauch je finanziertem Objekt ermittelt. “Immobilienfinanzierer können somit den energetischen Zustand ihrer finanzierten Objekte feststellen, ohne dass sie ihre Kundinnen und Kunden bitten müssen, einen Energieausweis einzureichen”, so Sprengnetter weiter.
Interhyp Portfolio: 73 Prozent der Immobilien älter als 20 Jahre, 48 Prozent in den Klassen F, G und H
Interhyp hat das EEK-Screening von Sprengnetter im vergangenen Jahr durchgeführt, um einen Überblick über die Verteilung der EEK bei den finanzierten Objekten zu gewinnen und damit auch das Potenzial für Sanierungen besser abschätzen zu können. Dafür hat Sprengnetter mehr als 100.000 anonymisierte Finanzierungen analysiert und im Vergleichsverfahren für jedes Objekt die EEK ermittelt. Rund ein Fünftel der von Interhyp finanzierten Immobilien liegt in den EEK A+, A und B: “Verhältnismäßig viele unserer Kundinnen und Kunden bauen ihr Eigenheim noch selbst”, so Utecht. Der heutige Neubaubestand sei deutlich ökologischer als früher. “All diese Immobilien leisten bereits einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduktion unseres CO2-Fußabdrucks. Dennoch: Der Fokus wird künftig auf energetischen Sanierungen von Bestandsgebäuden liegen, gerade weil bereits beim Bau rund die Hälfte der C02-Emissionen im Lebenszyklus des Gebäudes anfallen.” Fast die Hälfte (48 %) der untersuchten Immobilien liegt in den Klassen F, G und H, die aus Sicht der Europäischen Union und mit Blick auf den Klimaschutz und notwendige Energieeinsparungen saniert werden müssen. Auch wenn in Brüssel noch um die Ausgestaltung der novellierten EU-Gebäuderichtlinie gerungen wird, so ist das Ziel ein Nullemissionsgebäudebestand bis 2050. Bis 2033 soll der Primärenergieverbrauch des gesamten Wohnimmobilienbestands schon mindestens der Gesamtenergieeffizienzklasse D entsprechen. “Der Handlungsdruck bleibt hoch”, sagt Jörg Utecht.
Neben der EU-Gebäuderichtlinie existiert mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) ein Bundesgesetz, das Käuferinnen und Käufer einer Bestandsimmobilie zur energetischen Sanierung verpflichtet. “Unsere Daten zeigen, dass 73 Prozent der von uns finanzierten Immobilien zwar älter als 20 Jahre sind, sieben Prozent von ihnen liegen jedoch bereits in den Energieeffizienzklassen A bis C”, so Utecht, “hier haben die Eigentümerinnen und Eigentümer ihre Objekte also bereits in den vergangenen Jahren energetisch saniert.”
Klimaschutz: Deutsche wollen vor allem Kosten sparen
“Kosten sparen” und “unabhängig werden von Energiepreisen”: Damit begründeten in einer repräsentativen Interhyp-Umfrage im Sommer vergangenen Jahres jeweils 39 Prozent der Deutschen ihre Motivation für eine Modernisierung. Gleichzeitig kannten über drei Viertel der Befragten die EEK ihres Hauses oder ihrer Wohnung nicht. “Wir als Unternehmen, aber auch die Politik sind heute dazu aufgerufen, Aufklärungsarbeit zu leisten”, so Utecht. “Wir müssen die Menschen beim Thema nachhaltig Wohnen umfassend und niederschwellig informieren sowie pragmatische und effiziente Lösungen anbieten.” Auch Staat, Länder und Kommunen müssten in Zukunft verstärkt Förderungen anbieten, die Immobilieneigentümern und Mietern lebensnahe und ökonomische Unterstützung bieten.
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