Von François Rimeu, Senior Strategist, La Française AM
Die Rohstoffpreise, insbesondere die Energiepreise, sind in diesem Jahr von entscheidender Bedeutung. Die Öl- und Gaspreise sind in den letzten sechs Monaten deutlich gesunken und haben dazu beigetragen, dass die sehr hohe Inflation des letzten Jahres zurückgegangen ist. Ein erneuter Anstieg der Energiepreise würde die Arbeit der Zentralbanker erheblich erschweren und zu allgemein höheren Zinsen führen. Dies würde sich negativ auf alle festverzinslichen Anlagen und wahrscheinlich auch auf die Aktienmärkte auswirken.
Die Zentralbanken haben die Finanzierungsbedingungen im Jahr 2022 sehr schnell gestrafft. Wir wissen, dass es zwischen den Maßnahmen der Zentralbanken und den Auswirkungen auf die Wirtschaft eine Zeitverzögerung gibt – allerdings ist die Zeitspanne dieser Verzögerung unterschiedlich lang. Betrachtet man die letzten Erhebungen, die sowohl vom Fed Reserve Board als auch von der Europäischen Zentralbank veröffentlicht wurden (Senior Loan Officer und Bank Lending Survey), so scheint es, dass die Finanzierungsbedingungen bereits sehr straff sind. Es könnte sein, dass die Zentralbanker demnächst die Geldpolitik zu sehr straffen, was zu einer Rezession führen könnte. Eine „weiche Landung“ ist historisch gesehen sehr schwer zu erreichen.
Mögliche Chancen
Auf lange Sicht sehen wir in risikoarmen festverzinslichen Anlagen derzeit gute Chancen. Investment-Grade-Papiere rentieren derzeit um die 4 % in Euro mit einer sehr flachen Kurve. 10-jährige Inflation-Swaps liegen derzeit bei 2,40 %, was eine „reale“ Rendite von 1,6 % bedeutet, die traditionell hoch ist. Da wir nicht glauben, dass eine hohe Inflation langfristig anhalten wird, könnten risikoarme festverzinsliche Anlagen unserer Meinung nach ein günstiges Rendite-Risiko-Verhältnis aufweisen. Dies könnte insbesondere für Finanzanleihen gelten, wenn man bedenkt, wie solide die Banken seit der Krise von 2008 geworden sind (CET1-Quote sehr hoch usw.).
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