Bewertungsrückgang bei Schwellenländeraktien
Für Schwellenländeraktien war 2022 ein weiteres herausforderndes Jahr: Bis Ende Dezember hatte der MSCI Emerging Markets Index auf Jahressicht in US-Dollar 20 Prozent verloren und blieb damit hinter den Aktien der Industrieländer zurück. Gegenwind gab es für die Region aus zahlreichen Richtungen: eine sich stark verlangsamende Weltwirtschaft, eskalierende politische Risiken, Chinas Null-COVID-Politik und die schnellste geldpolitische Straffung der Fed seit mehr als drei Jahrzehnten. „Aufgrund des starken Kursverfalls sanken die Aktienbewertungen auf breiter Front. Nun sehen gerade die Schwellenländeraktien zunehmend attraktiv aus“, betont Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Was muss aber passieren, dass sich der Bewertungsabschlag schließt? Drei Katalysatoren sind aus Sicht des Ökonomen für eine positivere Entwicklung von Schwellenländeraktien entscheidend: eine Pause der Fed, das tatsächliche Ende von Null-COVID in China sowie nachlassende politische Risiken.
Die Fed pausiert
Die US-Notenbank ist ebenso wie die großen Zentralbanken in Europa entschlossen, den Inflationsdruck zu verringern – auch um den Preis, dass das Wachstum abgedrosselt wird. Fallende Reallöhne sowie Energie- und Inputkosten und sich verändernde Verbrauchermuster hin zu Dienstleistungen verlangsamen bereits die Güternachfrage. Die nordostasiatischen Märkte mit ihrer hohen Exportabhängigkeit wurden in den letzten Quartalen hart getroffen, als die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe stark zurückgingen und die Gewinnerwartungen nach unten revidiert wurden. „Angesichts unseres makroökonomischen Basisszenarios einer moderaten Rezession in den USA und in Europa und einer rückläufigen Inflation im Jahr 2023 erwarten wir, dass die US-Notenbank den Zinserhöhungszyklus noch in der ersten Jahreshälfte beenden wird“, erklärt Tilmann Galler. „Ein solches Szenario begünstigt zyklische Aktiensegmente wie Technologie und zyklische Märkte wie Korea und Taiwan, da die Aktienmärkte in der Regel vorrausschauend sind und eine zukünftige wirtschaftliche Erholung einpreisen“, führt Ökonom Galler aus.
Ende von Null-COVID in China
Peking hatte über einen Großteil des Jahres 2022 an einer restriktiven Lockdown-Politik festgehalten, mit schwerwiegenden Folgen für das Wirtschaftswachstum. Das Konsumwachstum bleibt gedämpft und belastet insbesondere die Dienstleistungsbranchen. Auch der angeschlagene Immobiliensektor hatte nur begrenzten Spielraum, um sich zu verbessern, da die Stimmung der Hauskäufer aufgrund der Unsicherheit über zukünftige Einnahmen gedrückt war. Bereits im November führten die politischen Entscheidungsträger erste Lockerungen der COVID-Kontrollmaßnahmen ein. „Das Quasi-Ende der Lockdown-Politik im Dezember und weitere schrittweise Lockerungen sollten Treibstoff für eine starke Erholung der chinesischen Nachfrage liefern, sobald die Infektionswelle überwunden ist. Das wäre nicht nur für China, sondern auch für alle wichtigen Handelspartner in der Region von Vorteil“, stellt Tilmann Galler fest.
Nachlassende politische Risiken
Die Schwellenländer wurden 2022 nicht zuletzt von der Eskalation des politischen Risikos hart getroffen. Russische Aktien wurden nach der Invasion Russlands in der Ukraine und den anschließenden Sanktionen uninvestierbar. In Asien trug die Verschärfung der Regulierung in China sowie wachsende chinesisch-amerikanische Spannungen zum Rückgang chinesischer Aktien bei. „Natürlich sind politische Entwicklungen schwer vorherzusagen, aber ein Rückgang der politischen Risiken ist zumindest ein wünschenswertes mögliches Szenario für 2023“, erklärt Marktexperte Galler. Die chinesische Wirtschaft sei im gleichen hohen Maße von der globalen Nachfrage abhängig wie die globalen Verbraucher von der chinesischen Produktion. „Dies spricht für erhebliche wirtschaftliche Anreize für beide Seiten, weiterhin konstruktive Beziehungen zu pflegen“, erklärt Galler.
Mindestens einer der drei genannten Katalysatoren müsste nach Einschätzung von Tilmann Galler eintreten, damit die attraktiv bewerteten Schwellenländer im Jahr 2023 weiteren Auftrieb bekommen. „Obwohl wir sehr zuversichtlich sind, dass die Zentralbanken im nächsten Jahr weniger restriktiv sein werden, sind politische Entwicklungen wie das Ende von Null-COVID und der Krieg in der Ukraine sehr ungewiss. Aufgrund des erheblichen Bewertungsrückgangs im vergangenen Jahr sind die Schwellenmärkte aber wieder zu einer attraktiven Wahl für zyklische Engagements in Portfolios geworden, auch wenn einige Risiken fortbestehen dürften“, fasst Galler zusammen.
Attraktive Bewertungen bei Dividendenaktien
Eine gute Möglichkeit, von den Chancen in den Schwellenländern zu profitieren, sind Dividendenaktien. „Die Gesamtmarktbewertungen erscheinen im Vergleich zu historischen Niveaus niedrig. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien im Fonds beträgt gerade mal 10 und die Dividendenrendite auf Fondsebene liegt bei knapp unter 5 Prozent“, erklärt Omar Negyal, Portfolio-Manager des seit nunmehr eine Dekade erfolgreichen JPMorgan Funds – Emerging Markets Dividend Fund.
Qualitätsunternehmen mit soliden Fundamentaldaten, starken Bilanzen und nachhaltiger Dividendenpolitik seien besonders gut geeignet, um die aktuellen Marktunsicherheiten zu meistern. Vor allem seien Unternehmen attraktiv, die in einer Welt höherer Kosten Preissetzungsmacht ausüben können. Für Dividendenaktien in Schwellenländern spricht noch ein weiterer Grund: „Dividendenausschüttungen sind positiv mit einer überdurchschnittlichen Corporate Governance korreliert. Das bedeutet, dass ein Dividendenansatz eine gute Möglichkeit ist, das Unternehmensrisiko bei Schwellenländerinvestments zu steuern. Wenn wir in Unternehmen investiert haben, die langfristig stabile Dividenden ausgeschüttet haben, waren diese in der Vergangenheit eine gute Investition“, sagt Negyal.
Im Hinblick auf Länder und Branchen gelte es gezielt zu selektieren: „Es gibt einige Länder mit einer stärkeren Dividendenkultur, weshalb wir beispielsweise Taiwan höher gewichten als Korea. Unsere bevorzugten Sektoren sind aktuell vor allem nicht-zyklische Konsumtitel, aber auch Finanzwerte und Unternehmen der Informationstechnologie. Rohstoffwerte haben wir dagegen untergewichtet“, führt Omar Negyal aus.
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