Nach moderater Rezession zeichnet sich für Ende 2023 eine globale Wirtschaftserholung ab

Die Strategen von Russell Investments erwarten, dass 2023 eine globale Rezession wahrscheinlich ist und die Aktienmärkte unter Druck geraten können. Bis zum Jahresende sollte sich die Konjunktur jedoch erholen.

„Die zentrale Frage für 2023 ist, ob der Inflationsdruck ausreichend nachlässt, damit die Zentralbanken von weiteren Zinserhöhungen absehen und mit einer Lockerung beginnen können”, sagt Andrew Pease, globaler Leiter der Anlagestrategie bei Russell Investments. „Wir gehen davon aus, dass die Inflation wegen der nachlassenden globalen Nachfrage rückläufig sein wird. Dies kann den Zentralbanken einen Richtungswechsel ermöglichen und die Grundlage für den nächsten Wirtschaftsaufschwung bilden.“

Pease zufolge sollte es in den USA nur zu einer milden Rezession kommen, insbesondere weil die Lage der privaten Haushalte und die Unternehmensbilanzen gut seien. Abgesehen von der Inflation sieht er keine offensichtlichen wirtschaftlichen Ungleichgewichte. „Bei einer Rezession im Jahr 2023 kann das Bruttoinlandspunkt weniger zurückgehen und die Arbeitslosigkeit weniger ansteigen als wir dies sonst bei den letzten Rezessionen gesehen haben”, so Pease.

Die wesentlichen Erwartungen:

  • Nach einem der schlechtesten Jahre für Anleihen sollte diese Anlageklasse ein Comeback erleben.
  • Die Renditen langfristiger Anleihen dürften angesichts des Rezessionsrisikos moderat sinken; für 10-jährige US-Staatsanleihen erwarten wir eine Rendite von 3,3 %.
  • Aktien haben angesichts des Rezessionsrisikos nur begrenztes Aufwärtspotenzial.
  • Der US-Dollar könnte sich Ende 2023 abschwächen, wenn die Zentralbanken, ihre Zinserhöhungen zurücknehmen und sich Anleger auf eine globale Erholung zu konzentrieren beginnen.

Ein schwächerer US-Dollar könnte dafür sorgen, dass sich Aktien aus Industrieländern außerhalb der USA besser entwickeln als US-Titel, da sie zyklischer sind und einen relativen Bewertungsvorteil gegenüber US-Aktien haben. Ein schwächerer US-Dollar könnte ebenfalls der Auslöser für eine Outperformance von Schwellenländer-Aktien sein.

„Insgesamt dürfte 2023 das Jahr des diversifizierten Portfolios werden, in dem ein traditionell ausgewogenes Portfolio aus 60 % Aktien und 40 % Anleihen gut abschneidet”, so Pease.

Etwas verbesserte Perspektiven für die Eurozone

Die Aussichten für die Eurozone haben sich etwas verbessert, auch wenn eine Rezession nach wie vor unvermeidlich scheint. Die Verbesserung ist auf das erfolgreiche Auffüllen der Gasspeicher vor dem Winter, das relativ milde Wetter im November und die Energiesparmaßnahmen im Industriesektor zurückzuführen. Es scheint nun, dass keine Energierationierung erforderlich sein wird und die früher befürchteten Zwangsabschaltungen energieintensiver Industrien nicht eintreten dürften. Die Bewährungsprobe wird kommen, wenn sich das Wetter verschlechtert und die Haushalte ihre Heizungen aufdrehen.

Die Inflation in der Eurozone dürfte im Laufe des Jahres 2023 sinken, da sich die Wirtschaft der Region abschwächt, und könnte sich bis Ende des Jahres auf 2 % zubewegen. Diese Aussichten hängen von einer Stabilisierung der Energiepreise ab. Ein weiterer Anstieg der Gaspreise im nächsten Jahr würde die Inflation hoch halten und die Region in eine längere Rezession stürzen.

Eine weitere Straffung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) scheint angesichts des Drucks auf dem Arbeitsmarkt wahrscheinlich: Die Arbeitslosenquote ist mit 6,6 % die niedrigste seit Einführung der gemeinsamen Währung. Der Markt geht davon aus, dass der Einlagensatz der EZB im 2. Quartal einen Höchststand von 2,75-3,0 % erreichen wird. Dies scheint angesichts der rezessiven Aussichten die Obergrenze dessen zu sein, was die EZB tun kann. Das europäische Wachstum dürfte sich jedoch im Frühjahr erholen. Die Inflation dürfte sich in einem Abwärtstrend befinden, was den Umfang der EZB-Straffung begrenzen dürfte.

Der Russell Investments Composite Sentiment Index signalisiert bei Aktien, dass die Zyklik noch schlecht ist, sich aber verbessern könnte, die Bewertungen teuer bis bestenfalls angemessen sind und das Sentiment noch positiv ist. Bei Staatsanleihen kann sich die Zyklik positiv entwickeln, da die Inflation zurückgehen und die Zentralbanken Anfang 2023 eine Pause bei den Straffungen einlegen könnten. Außerdem haben auch Sentiment- und Value-Indikatoren nach dem Renditeanstieg in diesem Jahr in den positiven Bereich gedreht.

Prognosen für die wichtigsten Anlageklassen:

  • Obwohl Aktien von Industrieländern außerhalb der USA günstiger als US-Titel bewertet sind, stufen wir diese als neutral ein, bis die Fed weniger aggressiv agiert und der US-Dollar schwächer wird.
  • Schwellenländer-Aktien könnten sich erholen, wenn China erhebliche Konjunkturimpulse gibt, die Fed das Straffungstempo verlangsamt, die Energiepreise nachgeben und der US-Dollar schwächer wird. Im Moment halten wir eine neutrale Haltung für gerechtfertigt.
  • Die High-Yield- und Investment-Grade-Spreads liegen nah an den langfristigen Durchschnitten, obwohl die Gesamtrendite für US-Hochzinsanleihen mit fast 8,5 % attraktiv ist. Die Spreads werden unter Aufwärtsdruck geraten, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA steigt und ein Anstieg der Zahlungsausfälle zu befürchten ist. Wir haben daher einen neutralen Ausblick für die Kreditmärkte.
  • Die Bewertungen von Staatsanleihen haben sich nach dem Renditeanstieg verbessert. Wir sind der Ansicht, dass US-amerikanische, britische und deutsche Anleihen einen gute Bewertungen und japanische Staatsanleihen angemessene Bewertungen bieten. „Das Risiko eines deutlichen Ausverkaufs scheint begrenzt zu sein, da die Inflation kurz vor ihrem Höhepunkt steht und die Märkte für die meisten Zentralbanken eine straffe Politik eingepreist haben”, so Pease.
  • Sachwerte: Real Estate Investment Trusts (REITs) sind im Vergleich zu globalen Aktien und börsennotierten Infrastrukturwerten attraktiv bewertet. Wir erwarten, dass sie von sinkenden Anleiherenditen profitieren sollten. Bei Rohstoffen sind die Erwartungen wegen der sich abzeichnenden Verlangsamung der globalen Konjunktur gemischt. „Auf dem Energiemarkt sehen wir zwei wichtige Entwicklungen: Einerseits sollte sich die Ölnachfrage bei einer Rezessionen verringern. Andererseits könnte sich auch das Angebot verengen, wenn weitere Beschränkungen für russisches Öl eingeführt werden“, so Pease.
  • Der US-Dollar hat 2022 wegen der aggressiven Haltung der Fed und der Attraktivität als sicherer Hafen während des Russland/Ukraine-Konflikts zugelegt. Wir erwarten, dass der Dollar schwächer werden kann, wenn die Inflation zu sinken beginnt und die Fed Anfang 2023 zu einer weniger restriktiven Haltung übergeht. Der Euro und der japanische Yen sollten dann die Hauptprofiteure sein.

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