Lange Zeit bewegten sich die Kurse des US-Dollar und des Euro in relativ schmalen Bändern umeinander.
Änderungen des Wechselkurses waren selten, und wenn dann eher langfristig. „Das hat sich rasant verändert“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. „Mit dem ungleichen Kampf der Notenbanken gegen die Inflation haben sich auch die Währungen auseinanderentwickelt.“ Damit wird der Wechselkurs zum ersten Mal seit Langem wieder ein Thema bei Anlageentscheidungen.
Der Vergleich zwischen den Anlageklassen in Euro und US-Dollar eines Aktien-ETFs mit Investmentschwerpunkt S&P 500 zeigt das deutlich: So beträgt der Unterschied zwischen den Währungsklassen über ein Jahr rund 2,3 Prozentpunkte, über drei Jahre bereits rund sieben Prozentpunkte, auf fünf Jahre sind es gut 17 Prozentpunkte.
„Viele Anlegerinnen und Anleger hierzulande, die sich selbst um ihr Portfolio kümmern, setzen bei Aktien erfahrungsgemäß eher auf eine Euro-Anteilklasse, weil der Euro als Währung vertrauter erscheint als der US-Dollar. Der Vergleich der Anteilklassen zeigt die Bedeutung, bei der Asset Allocation verstärkt die Währungsrisiken im Blick zu haben“, erklärt Mathias Beil.
Zinserhöhungen der Fed lassen US-Dollar aufwerten
Diese Unterschiede sollten auch nicht kurzfristig verschwinden. Die US-Notenbank Fed hat mit der erneuten Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte deutlich gemacht, dass sie entschlossen gegen die Inflation vorgeht. Der US-Leitzins liegt jetzt bei einer Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent und damit deutlich höher als im Euroraum mit aktuell 1,25 Prozent. Die Renditen der US-Staatsanleihen sind bereits stark angestiegen, der US-Dollar wertete gegenüber anderen Währungen, insbesondere dem Euro, deutlich auf.
Nach Ansicht von Mathias Beil ist ein komplettes Umschwenken von Anlegern auf US-Dollar-Anteilklassen jedoch nicht ohne Risiko. „In den USA steigt mit den starken Zinserhöhungen auch das Rezessionsrisiko. Eine Rezession könnte wiederum den US-Dollar und die Aktienmärkte schwächen“, sagt Beil.
Risiken nehmen zu
Nach Ansicht von Mathias Beil sollte man aus heutiger Sicht Aktien-Investments in US-Dollar halten. „Kurzfristig kann sich der US-Dollar durch noch weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank weiter gegenüber anderen Währungen wie dem Euro festigen. Gefährlich ist auf Dauer allerdings eine inverse Zinsstruktur, die wir derzeit in den USA sehen“, analysiert der Marktexperte.
Eine inverse Zinsstrukturkurve bedeutet, dass die kurzfristigen Zinsen über den langfristigen liegen – so wie gerade in den USA zu beobachten ist. Bis auf wenige Ausnahmen habe eine inverse Zinsstrukturkurve stets eine Rezession nach sich gezogen – allerdings könne es bis zum tatsächlichen Eintreten einer Rezession bis zu zwei Jahre dauern. „Die Chancen, die sich durch Investments in US-Dollar-Anteilklassen bieten, können sich bei rezessionsbedingt fallenden Aktienkursen und einem schwächeren US-Dollar schnell ins Gegenteil verkehren. Als Anleger heißt es daher aktuell gut abwägen zwischen Währungschancen und Rezessionsrisiken“, erklärt Mathias Beil.
Über die Sutor Bank
Die Hamburger Sutor Bank, gegründet 1921, bietet mit ihrer Vermögensverwaltung für alle den unkomplizierten Einstieg in den Kapitalmarkt, leistet individuelle Vermögensberatung und managt zahlreiche Stiftungen. Für Finanzdienstleister entwickelt die Sutor Bank Finanzprodukte und übernimmt das technische und administrative Depotmanagement.
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