Die Eigenanteile für Pflege steigen seit Jahren stark an – Nun dürften höhere Tarife für die Beschäftigten die Kosten weiter wachsen lassen – Die Pflegeversicherung übernimmt nur einen Teil – FPSB rät deshalb: Pflegekosten müssen fester Bestandteil einer ganzheitlichen Finanzplanung sein
Eigentlich ist es eine gute Nachricht: Pflegekräfte bekommen hierzulande mehr Geld. Das sieht die sogenannte Tariftreue-Regelung in der Pflege vor, die ab 1. September gilt. Die neue Regelung, die noch die alte, schwarz-rote Bundesregierung auf den Weg gebracht hatte, legt fest, dass Pflegeeinrichtungen ihre Mitarbeiter künftig nach Tarif oder vergleichbar bezahlen müssen.
Das hat Folgen: Denn die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass diese zusätzlichen Kosten auf die Pflegebedürftigen beziehungsweise ihre Angehörigen abgewälzt werden. Und das kann sehr teuer werden. Nach Schätzungen des Sozialverbands VdK liegen die Preissteigerungen für Pflegeleistungen bei 30 bis 40 Prozent. „Von Mitgliedern, die uns Abrechnungen für den Pflegedienst oder einen Heimplatz schicken, wissen wir, dass manche bis zu 5000 Euro aus der eigenen Tasche bezahlen müssen“, heißt es in der aktuellen VdK-Mitteilung.
„Auch wenn das wohl nur Einzelfälle sind: Fakt ist, dass der Eigenanteil für Pflege deutlich steigen wird“, sagt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland). Bereits jetzt liegt nach neueren Berechnungen des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) der Eigenanteil in der nichthäuslichen Pflege bei durchschnittlich 2248 Euro im Monat. Diesen Eigenanteil müssen Pflegeheimbewohner oder deren Angehörige für Kosten zahlen, die nicht durch den festgeschriebenen Pflegesatz der Pflegekassen abgedeckt sind.
Finanzielle Belastungen steigen rasant
„Nur die Wenigsten haben realisiert, dass die gesetzliche Pflegeversicherung – anders als beispielsweise die Krankenversicherung – nur für einen Teil der Kosten für die reine Pflege aufkommt“, erläutert FPSB-Vorstand Tilmes. Dazu kommen außerdem noch die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen. Zuzahlungen federn die Entwicklung nur zum Teil ab. Und mit weiteren zusätzlichen Belastungen müssen die Betroffenen künftig womöglich durch Inflation und steigende Energiepreise rechnen.
„Die eigene Pflegebedürftigkeit oder die eines nahen Familienmitglieds bedeutet eine enorme zusätzliche finanzielle Belastung“, macht Prof. Dr. Tilmes klar. Oftmals dürfte die erforderlichen Kosten für einen Heimplatz oder die Pflege zuhause die finanzielle Tragfähigkeit vieler Familien sogar übersteigen. Der Experte rät dringend dazu, nicht nur für sich selbst, sondern auch für Familienangehörige ein finanzielles Extrabudget für den Pflegefall zu bilden. „Hohe Sparleistungen sind erforderlich, damit bei der Pflege keine Versorgungslücke entsteht“, appelliert Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance Finance Wealth Management & Sustainability Management an der EBS Executive School in Oestrich-Winkel ist.
Vorsorge schon früh beginnen
Hinzu kommt: Eine Pflegebedürftigkeit hat nichts mit dem Alter zu tun. Auch bei jüngeren Menschen können eine plötzliche Krankheit oder ein Unfall dazu führen, dass das bisherige Lebensmodell jäh über den Haufen geworfen wird. Weil dann nicht nur das Einkommen wegfällt, sondern gleichzeitig Pflegekosten entstehen, sollte die finanzielle Absicherung bei jedem Arbeitnehmer schon in jungen Jahren oben auf der Prioritätenliste stehen.
„Umso wichtiger ist, dass sich jeder so früh wie möglich mit dem Thema private Zusatzversicherung beschäftigt“, erklärt Prof. Tilmes. Denn wer spät damit beginnt, muss mit sehr hohen Beiträgen rechnen. Allerdings gibt es am Markt eine Vielzahl an Tarifvarianten, weshalb es für den Bürger kaum möglich ist, selbst das Passende zu finden.
Für den Notfall gerüstet sein
Sinnvoll ist es, sich bei diesem komplexen Thema an professionelle und unabhängige Finanzplaner, wie die vom FPSB Deutschland zertifizierten Certified Financial Planner® -Professionals (CFP®) zu wenden. Sie geben Auskunft darüber, wie man sich und seine Familie richtig absichern kann und welche Produkte welche Vorteile bieten. Außerdem können die Experten die möglichen Unterhaltspflichten für Kinder und Eltern abschätzen und organisatorisch begleiten. „Ein wesentlicher Aspekt der individuellen Finanzplanung ist auch das Durchspielen möglicher Risikoszenarien und deren Auswirkungen auf die Vermögenssituation“, erläutert Tilmes.
Über den FPSB Deutschland e.V.
Das Financial Planning Standards Board Ltd. – FPSB ist ein globales Netzwerk mit derzeit 27 Mitgliedsländern und über 200.000 CFP®-Zertifikatsträgern. Dessen Ziel ist es, den weltweiten Berufsstandard für Financial Planning zu verbreiten und das öffentliche Vertrauen in Financial Planner zu fördern. Das Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) mit Sitz in Frankfurt/ Main gehört seit 1997 als Vollmitglied dieser Organisation an. Zentrale Aufgabe des FPSB Deutschland ist die Zertifizierung von Finanz- und Nachfolgeplanern nach international einheitlich definierten Regeln. Wichtige Gütesiegel sind der CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professional, der CERTIFIED FOUNDATION AND ESTATE PLANNER®-Professional, der EFPA European Financial Advisor® EFA und der CGA® CERTIFIED GENERATIONS ADVISOR. Der FPSB Deutschland hat ferner den Anspruch, Standards zur Methodik der ganzheitlichen Finanzberatung zu setzen. Dafür arbeitet der FPSB Deutschland eng mit Regulierungs- und Aufsichtsbehörden, Wissenschaft und Forschung, Verbraucherschützern sowie Presse und interessierter Öffentlichkeit zusammen.
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