Rückversicherungskapazität sinkt bei steigender Nachfrage – weitere Marktverhärtung zeichnet sich ab
Inflation erfordert konservative Einschätzung und Berücksichtigung in den Preisen
Munich Re steht für ihre Kunden mit Know-how und Kapazität bereit
Klimawandel langfristig die größte Herausforderung – Munich Re begleitet die Transformation der Wirtschaft mit innovativen Versicherungslösungen
Torsten Jeworrek ,Mitglied des Vorstands: “Wir bleiben diszipliniert, nehmen aber sich bietende Gelegenheiten wahr. Dabei achten wir genau darauf, die Inflation umsichtig einzupreisen. Bei entsprechenden Bedingungen stehen wir unseren Kunden weiter mit unserer Finanzstärke und Kapazität zur Seite. Für gestiegene Risiken – etwa bei Cyber oder durch den Klimawandel – brauchen wir ausreichende Margen im Underwriting. Die bisherigen Erneuerungsrunden 2022 haben unsere vorsichtigen Inflationserwartungen angemessen berücksichtigt, und die steigenden Zinsen wirken sich mittelfristig positiv auf unsere Kapitalanlagerendite aus. Insgesamt steuern wir konsequent auf die Ziele der Strategie Ambition 2025 zu.”
Die extreme Inflation, steigende Zinsen und Kursrutsche bei Kapitalanlagen sowie Belastungen aus dem Ukraine-Krieg stellen die gesamte Versicherungswirtschaft aktuell vor Herausforderungen. Erstmals seit 2018 wird für das laufende Jahr ein geringeres Rückversicherungskapital erwartet, ein wichtiger Indikator für die bereitstehende Rückversicherungskapazität. Anders als damals ist der jetzt erwartete Rückgang substanziell: Um gut 8% auf 435 Mrd. US$, wie aus Daten von AM Best und Guy Carpenter hervorgeht.
Die Effekte sind besonders stark bei den europäischen Rückversicherern, da zu den gesamten wirtschaftlichen Herausforderungen auch noch der stark gestiegene Kurs des US-Dollar im Vergleich zum Euro hinzukommt. Dadurch steigen die Haftungen in US-Dollar umgerechnet in Euro deutlich an, was die Kapazität zudem belastet.
In einigen Rückversicherungssegmenten zeichnen sich kurzfristig Kapazitätsengpässe ab, zum Beispiel bei Naturkatastrophendeckungen in Florida. Einige Rückversicherer haben ihre Kapazität in bestimmten Bereichen heruntergefahren oder sich ganz zurückgezogen. Auch der Markt für Alternativen Risikotransfer ist nicht gewachsen. Das investierte Kapital blieb mit rund 100 Mrd. US$ in etwa unverändert.
Zugleich nimmt die Nachfrage zu. Unter dem Strich wird der weltweite Schaden-Unfall-Rückversicherungsmarkt bis 2024 mindestens so stark wachsen wie der Erstversicherungsmarkt. Nach Einschätzung von Munich Re’s Economic Research dürfte der Rückversicherungssektor von 2022 bis 2024 weltweit inflationsbereinigt um 2-3% zulegen. Am stärksten wird das Wachstum vermutlich in Lateinamerika mit 4-5% sein.
Folgen des Klimawandels immer deutlicher – Konsequentes Risikomanagement nötig
Wetterkatastrophen wie extreme Hitzewellen, Dürren, Waldbrände oder Überschwemmungen in vielen Teilen der Welt haben zuletzt deutlich gemacht: Der Klimawandel ist die langfristig größte Herausforderung für die Menschheit. Einige Beispiele, bei denen die Wissenschaft einen Beitrag des Klimawandels für belegt hält:
In Mittel- und Südwesteuropa kam es zwischen Juni und August zu starken Hitzewellen mit extremer Trockenheit. In Frankreich, Spanien und Portugal wüteten große Waldbrände. Im eher kühleren Großbritannien stiegen die Temperaturen erstmals auf über 40°C. Eine aktuelle Studie der World Weather Attribution Initiative zu den Temperaturrekorden in Großbritannien kam zu dem Schluss, dass der Klimawandel diese zehnmal wahrscheinlicher gemacht hat. Laut einer Analyse unter Führung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung haben Hitzewellen zudem über Europa seit 1980 drei- bis viermal schneller zugenommen als etwa in den USA oder Kanada.
Vor gut einem Jahr löste Starkregen im Westen Deutschlands und einigen Regionen in Nachbarländern extreme Sturzfluten mit Schäden von 46 Mrd. € aus, davon waren nur 11 Mrd. € versichert. Es war die bisher teuerste Hochwasserkatastrophe weltweit und die teuerste Naturkatastrophe in Europa überhaupt. Mehr als 200 Menschen starben. Die Wahrscheinlichkeit auch eines solchen Ereignisses hat durch den Klimawandel deutlich zugenommen, so eine weitere Studie der World Weather Attribution Initiative hierzu.
„Die Folgen des Klimawandels sind sichtbar und vielfach belegt. Auch Versicherer müssen ihr Risikomanagement darauf ausrichten. Wir entwickeln zum Beispiel neue hochauflösende Risikomodelle für regionale Ereignisse wie Sturzfluten. Denn schon heute ist angesichts der Schäden genaueres Wissen über diese Ereignisse notwendig, um besser Vorsorge betreiben zu können. Zudem ist eine Kombination aus mehr Prävention und einer höheren Absicherung durch Versicherung wichtig, für die risikoadäquate Preise die Voraussetzung sind“, sagte Thomas Blunck, im Vorstand von Munich Re unter anderem für das Ressort Europa/Lateinamerika zuständig.
Bei der Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität rechnet Munich Re durch den Bedarf an Versicherung mit erheblichem Geschäftspotential. Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge müssten sich alleine in der Stromerzeugung die globalen Investments in erneuerbare Energien ausgehend von 2022 bis 2030 auf rund 1.300 Mrd. US$ jährlich verdreifachen, um dem Ziel der Net-Zero-Klimaneutralität bis 2050 zu entsprechen. Munich Re verfügt über führendes Engineering- und Risikobewertungs-Know-how und steht mit innovativen Risikotransferkonzepten für diesen Investitionsschub bereit.
Eine gewichtige Rolle wird voraussichtlich der so genannte Grüne Wasserstoff spielen, der mit Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Grüner Wasserstoff kann viele, gerade energieintensive Industrieprozesse klimafreundlich und – zusammen mit Batterie- und anderen Speichertechnologien – erneuerbare Energie grundlastfähig machen. Nach Einschätzung von Goldman Sachs könnte der „Green Hydrogen“-Markt ein Volumen von 10.000 Mrd. US$ bis 2050 erreichen und ein Viertel des Weltenergiebedarfs abdecken. Für die Herstellung von Wasserstoff sind immense Investitionen nötig und Geldgeber müssen von der Verlässlichkeit der neuen Technologien überzeugt werden.
Für die Anlagen zur Wasserstoffherstellung hat deshalb die Green Tech Solutions-Einheit von Munich Re eine innovative Garantiedeckung entwickelt, die Herstellern, Betreibern oder Investoren das Risiko für Verfügbarkeit oder Leistung der Wasserstoff-Anlagen abnimmt. Ähnlich wie bei Leistungsgarantie-Deckungen für Photovoltaik-Hersteller werden die Unternehmen so finanziell erheblich entlastet, da sie Kapital für nicht nötige Garantie-Rückstellungen für ihre Geschäftsentwicklung einsetzen können. Gleichzeitig überzeugen sie damit von der Qualität ihrer Technologie. Investoren bekommen ein wichtiges Risiko abgenommen, die Hürde für Finanzierungen wird niedriger. Mit potenziellen Pilotkunden für die „HySure“ genannte Lösung ist Munich Re bereits im Gespräch.
Munich Re ist ein weltweit führender Anbieter von Rückversicherung
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