Die anhaltende politische Unterstützung und ein sich verbesserndes makroökonomisches Umfeld dürfte der Union Bancaire Privée (UBP) zufolge nach einem sehr schwachen zweiten Quartal eine allmähliche Erholung bei chinesischen Aktien bewirken.
„Auf dem Parteikongress im Juli bestätigte die chinesische Führung, dass sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr 2022 auf etwa 5 Prozent erholen sollte und wollte damit Stabilität signalisieren, während das offizielle Wachstumsziel von 5,5 Prozent für 2022 aufgrund des Rückgangs des BIPs um 2,6 Prozent im zweiten Quartal fallengelassen wurde“, schreibt Carlos Casanova, Senior Economist für Asien bei UBP, in einem aktuellen Marktkommentar. „Wir gehen unverändert von einem geringeren Wachstum von 3,7 Prozent in diesem Jahr aus.“
Die Erholung basiere insbesondere auf Umkehrungseffekte beim Konsum und dem verarbeitenden Gewerbe im Juni, die sich nach der Wiederöffnung der Corona-bedingten Lockdowns im April und Mai einstellte. „Ein Großteil dieser Erholung ist auf einen Nachholbedarf bei den Exportaufträgen zurückzuführen. Doch da die Rezessionswahrscheinlichkeit in der Eurozone und in den USA steigt, wird das außenwirtschaftliche Umfeld in den kommenden Monaten weniger günstig ausfallen“, so Casanova. Der Asien-Experte geht daher davon aus, dass die Konjunkturdaten im Juli zu ihrem Trend zurückkehren werden und von da an nicht mehr exponentiell steigen.
Der Einbruch im Wohnungsbausektor sorge für eine Verlangsamung der Erholung im zweiten Halbjahr und erfordere eine sorgfältige politische Koordinierung. „Wir gehen davon aus, dass die politischen Entscheidungsträger in Zukunft auf gezielte Maßnahmen zurückgreifen werden, um die Risiken zu mindern. Eine generelle Änderung der Geldpolitik ist jedoch nicht zu erwarten. Sie sollte akkommodierend bleiben, ohne den Markt mit Liquidität zu überschwemmen“, ist Casanova überzeugt. Die Fiskalpolitik Chinas werde ab dem vierten Quartal für zusätzliche Impulse sorgen.
Potenzielle Abwärtsrisiken sieht der Asien-Experte nach wie vor bei Chinas „Dynamic Zero-Covid“-Strategie. Vor diesem Hintergrund sollten Anleger auf qualitativ hochwertige Unternehmen in Sektoren setzen, die von den politischen Prioritäten des 14. Fünfjahresplans profitieren. Bei Unternehmensanleihen sei jedoch nach wie vor Vorsicht geboten. „Im Hochzinsbereich bleiben wir zurückhaltend. Potenzielle Spillover-Risiken für qualitativ hochwertigere Namen und AT1-Anleihen chinesischer Banken sollten nicht unterschätzt werden.“ Außerdem werde das (geld-)politische Gefälle gegenüber den USA auch im zweiten Halbjahr 2022 groß bleiben.
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