Jean-Marie Mercadal, Head of Investment Strategies, und Eric Bertrand, Deputy CEO and CIO, bei OFI Asset Management erläutern, warum es trotz der schwierigen Lage Gründe gibt, als Anleger hoffnungsfroh in die Zukunft zu blicken:
„Inflation, steigende Zinssätze, ein sehr angespanntes geopolitisches Klima und das hohe Risiko, dass sich die Wirtschaft abschwächt: Diese Bedingungen spiegeln sich in den Renditen der wichtigsten Anlageklassen wider, die sich seit Jahresbeginn negativ entwickeln. Der Pessimismus ist groß und weit verbreitet. Das bedeutet aber auch, dass ein Großteil der schlechten Nachrichten bereits eingepreist ist. Deshalb gibt es aus unserer Sicht auch Hoffnung!
Zum einen wird die Straffung der Geldpolitik in den USA möglicherweise nicht so weit gehen wie ursprünglich beabsichtigt. Es ist noch zu früh, um einzuschätzen, ob die Inflation kurz vor ihrem Höhepunkt steht, aber die langfristigen Inflationserwartungen haben sich beruhigt und liegen jetzt bei knapp 3 %. Die Federal Reserve könnte ihr Ziel leicht herabsetzen und sich stattdessen wieder auf das Wachstumsproblem konzentrieren. Der Aufwärtstrend bei den Anleiherenditen, der die Kurse seit Anfang 2022 nach unten gedrückt hat, dürfte sich daher abschwächen oder sogar leicht zurückgehen. Dann könnte sich die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen in der Größenordnung von 2,50 bis 3,00 % einpendeln.
Die deutschen Anleiherenditen könnten aktuell weiter nachgeben – vorausgesetzt, die Inflation erreicht keinen neuen Höchststand – und bei etwa 1,50 % liegen, bevor sie sich stabilisieren oder sogar noch weiter zurückgehen. Dies wird passieren, wenn die Sorgen um das Wirtschaftswachstum die Sorgen um die Inflation überwiegen.
Viele Aktien halten sich wacker
Die Bewertungen an den weltweiten Aktienmärkten sind zwar gesunken. Die Gewinnwachstumsprognosen sind aber immer noch recht solide. Sie wurden nicht nach unten korrigiert und liegen sowohl in den USA als auch in der Eurozone im Bereich von 8-10 %. Bislang haben die Unternehmen offenbar keinen Grund gesehen, ihre recht optimistischen Prognosen oder ihre Investitionspläne zu überdenken. Dafür gibt es zwei mögliche Gründe: Entweder haben die Analysten die Fähigkeit der Unternehmen, Gewinne zu erzielen, unterschätzt und mussten daher ihre Prognosen trotz der zwischenzeitlich aufgetretenen Risiken nicht nach unten korrigieren; oder wir werden in den kommenden Wochen erste Korrekturen nach unten erleben. Aber selbst, wenn dies der Fall sein sollte, scheinen die Aktienmärkte nicht allzu überbewertet zu sein: Europäische Aktien werden mit einem auf 12 Monate prognostizierten KGV von etwa 13, die US-Aktien des S&P 500 Index mit weniger als 18 gehandelt. Und der KGV chinesischer Aktien ist ebenfalls deutlich auf etwa 10 gesunken. Dabei sind die Bewertungen der großen Wachstumstitel besonders heftig nach unten gegangen, was einige Aktien auf dem derzeitigen Niveau wieder attraktiv macht. Berücksichtigt man die recht großzügigen Dividenden – einige Banken und Mineralölkonzerne bieten 7 % bis 10 % –, erscheinen die Aktienkurse insgesamt wieder vernünftig, selbst unter den höchst unsicheren Bedingungen an den Märkten, die die Volatilität hochhalten könnten.
Lange haben wir zyklischen Werten den Vorzug gegeben, jetzt sehen wir das eher ausgewogen, da Wachstumswerte von einer ruhigeren Lage an den Anleihemärkten profitieren dürften. US-Märkte stellen aktuell weiterhin einen sicheren Hafen dar. Sie profitieren von der Stärke bestimmter Technologiewerte. Kurzum, es ist schwierig, sehr riskante Anlagestrategien zu verfolgen und ebenso schwierig, Vorhersagen zu treffen. Der Aufwärtstrend bei den Anleiherenditen – vor allem in den USA – ist jedoch möglicherweise fast vorbei. Darüber hinaus sind die Aktienbewertungen stark gefallen. Dementsprechend könnten sich interessante Anlagemöglichkeiten ergeben, wenn man davon ausgeht, dass die Märkte in dieser düsteren Welt volatil bleiben.
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