Marktkommentar von Guy Wagner,BLI – Banque de Luxembourg Investments
Die Weltkonjunktur zeigt erste Anzeichen einer Verlangsamung, die durch den Anstieg der langfristigen Zinsen und den allgemeinen Preisanstieg ausgelöst wird, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.
In den USA macht sich die geringere Wirtschaftsaktivität vor allem in der Bauindustrie bemerkbar – einer Schlüsselbranche, die unter dem starken Anstieg der Hypothekenzinsen leidet. Der Konsum der privaten Haushalte und die Unternehmensinvestitionen nehmen jedoch weiter in einem eher stabilen Tempo zu. „In Europa betrifft die Verlangsamung vor allem das verarbeitende Gewerbe, das besonders unter der Störung der Lieferketten und den steigenden Energiekosten leidet, während der Dienstleistungssektor von der schrittweisen Aufhebung der letzten Lockdown-Maßnahmen profitiert“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI – Banque de Luxembourg Investments.
Die hartnäckige Inflation gibt Anlass zur Sorge vor einer Stagflation oder gar einer Rezession
In China sorgt die beinahe vollständige Abriegelung ganzer Millionenstädte wie Shanghai zu einem Einbruch fast sämtlicher Wirtschaftsindikatoren, sodass das offizielle BIP-Wachstumsziel von 5,5 % für dieses Jahr in Gefahr gerät. In Japan führt das geringe Lohnwachstum zu einer Erosion der realen Kaufkraft der Haushalte, obwohl die Inflation im Vergleich zu Europa oder den USA weniger ausufernd ist. „Insgesamt geben die hartnäckige Inflation und die Normalisierung der öffentlichen Ausgaben nach der Pandemie Anlass zur Sorge vor einer Stagflation oder gar einer Rezession“, meint der luxemburgische Ökonom.
Erste EZB-Zinsanhebung vermutlich im Juli
Nachdem der Vorsitzende der Federal Reserve Jerome Powell auf der letzten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses Anfang Mai den wichtigsten Leitzins um 50 Basispunkte erhöht hatte, wies er im Monatsverlauf darauf hin, dass der Prozess zur Verringerung der Inflation auf zwei Prozent schmerzhaft werden könne, aber unvermeidlich sei, wenn man verhindern wolle, dass sich die Inflation auf einem hohen Niveau festsetzt. In der Eurozone betonen die Währungshüter laufend, dass das Wertpapierankaufprogramm zu Beginn des dritten Quartals enden werde, um bei der Sitzung des EZB-Rats am 21. Juli eine Zinsanhebung in die Wege leiten zu können.
Langfristige Zinsen steigen in der Eurozone weiter an
In den USA haben die ersten Anzeichen für eine Stabilisierung der Inflation zumindest vorübergehend den Anstieg der Endfälligkeitsrenditen auf Staatsanleihen gestoppt. Insgesamt ging der zehnjährige Referenzzins im Mai zurück. In der Eurozone führten die Rekordinflationszahlen zu einem weiteren Anstieg der langfristigen Zinsen.
Geringe Volatilität an den Aktienmärkten
Im Mai war die Volatilität an den Aktienmärkte recht gering, so dass sich die meisten Aktienindizes im Monatsvergleich nur leicht veränderten. Auf Sektorenebene entwickelten sich einmal mehr die Energiewerte besonders gut: im Monatsverlauf stiegen sie um fast zehn Prozent und seit Jahresbeginn sogar um 40 Prozent. „Konsumgüter zeigten sich hingegen besonders schwach. Zyklische Konsumgüter landen in der Rangfolge der Wertentwicklung nach Sektoren seit dem ersten Januar 2022 sogar auf dem letzten Platz“, sagt Guy Wagner abschließend.
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