Preissteigerungen vor allem bei Benzin, Lebensmitteln und Mieten erwartet
Das Leben wird teurer: Egal ob bei Nahrungsmitteln, Preisen für Strom und Heizen oder beim Wohnen allgemein – fast alle Deutschen erwarten, dass ihre Ausgaben steigen werden. Und zwar zum Teil extrem: Knapp vier von fünf Befragten (79 Prozent) erwarteten schon vor dem Krieg in der Ukraine Preissteigerungen bei Kraftstoffen innerhalb der nächsten sechs Monate.
Damit liegt die Bundesrepublik acht Punkte über dem weltweiten Durchschnitt (71 Prozent) und relativ dicht bei den europäischen Nachbarn Frankreich (81 Prozent), Spanien und Großbritannien (beide 78 Prozent). In China dagegen glaubt nur knapp die Hälfte der Befragten, dass die Kosten für Benzin und Diesel steigen werden (49 Prozent). In den USA sind es zwei von drei Befragten (66 Prozent).
Bei frischen Lebensmitteln gehen zwei von drei Deutschen (67 Prozent) von Preisanstiegen aus. Ähnlich ist die Verbrauchereinschätzung in Großbritannien (68 Prozent) und Spanien (65 Prozent). Von den italienischen Befragten rechnet dagegen nur etwas mehr als jeder Zweite (56 Prozent) damit, dass die Preise für Gemüse, Fleisch und Co. steigen werden. In China (47 Prozent) und Japan (45 Prozent) ist es sogar weniger als die Hälfte.
Hinter Kraftstoffen und Lebensmitteln folgen bei den erwarteten Kostensteigerungen in Deutschland Mieten (58 Prozent) und Preise für den Immobilienkauf (57 Prozent). Auch hier geht mehr als die Hälfte der Befragten davon aus, in den kommenden sechs Monaten mehr zahlen zu müssen. In beiden Kategorien nimmt Deutschland einen vorderen Platz im internationalen Vergleich ein. Insgesamt glauben nur fünf Prozent der Deutschen, dass nichts teurer werden wird.
Dies ergab der aktuelle EY Future Consumer Index. Es ist die neunte Ausgabe der vierteljährlichen, weltweiten Umfrage unter 18.000 Verbrauchern. In Deutschland nahmen 1.000 Personen an der Umfrage teil. Sie wurde im Februar 2022 durchgeführt.
Klaus Ballas, Partner und Leiter des Sektors Konsumgüter und Handel bei EY Deutschland, sagt: „Die Pandemie wird zur Endemie und gerade jetzt, wo die Menschen aufatmen wollen, kommt die nächste Krise, die uns alle betrifft. In Deutschland vor allem durch Preissteigerungen, viele Produkte werden teurer und auch die Inflation trifft die Verbraucher mit voller Wucht. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Dies wirkt sich auf alle Kaufentscheidungen aus – von alltäglichen Produkten bis hin zu Luxusgütern. Die Verbraucher passen ihr Kaufverhalten an die Krise und die Inflation an.“
Mehr als die Hälfte der Deutschen will mehr sparen
So wollen die Befragten auf die Teuer-Welle reagieren: Mehr als die Hälfte der Deutschen (53 Prozent) plant mehr zu sparen als bisher. Ein hoher Wert – im Verhältnis zu anderen Ländern sind wir hierzulande aber sogar eher zurückhaltend, was den eigenen Spar-Plan angeht. So sagen 85 Prozent der Befragten in Thailand, 71 Prozent in China, 69 Prozent der Italiener und 60 Prozent der Franzosen, dass sie mehr Rücklagen bilden wollen.
Ballas: „Nicht nur in Deutschland lautet die Devise offenbar sparen, sparen und noch einmal: sparen. Für Unternehmen wird es daher umso schwerer Produkte, die von den Kunden als nicht zwingend nötig angesehen werden, zu verkaufen. Verbraucher werden sich eher zweimal überlegen, welche Anschaffungen für sie aktuell Sinn ergeben. Und sie werden noch mehr als bisher Preise vergleichen und nach günstigen Angeboten suchen. Die Discounter könnten daher als Gewinner aus der Krise hervorgehen.“
Hier wollen die Deutschen sparen: Bei Ausgaben fürs Fitnessstudio, Bestellungen über Lieferdienste, Bekleidung und Unterhaltungselektronik soll der Rotstift angesetzt werden. Insgesamt blicken die Deutschen nicht besonders optimistisch in die Zukunft: Zwar gehen 25 Prozent der Befragten davon aus, dass sich ihre finanzielle Situation in den nächsten 12 Monaten verbessern wird – der weltweite Durchschnitt liegt allerdings bei 48 Prozent.
Ein ähnliches, wenig optimistisches Bild zeigt sich bei unseren europäischen Nachbarn in Frankreich (27 Prozent), Italien (28 Prozent) und Großbritannien (32 Prozent). Deutlich positiver sind die Menschen in Indien (77 Prozent), China (59 Prozent) und den USA (47 Prozent), was ihre zukünftige Finanzsituation angeht.
Während in Japan, Indien, Italien und den USA die Kauflust der Konsumenten um mehr als 50 Prozent zurückging (Im weltweiten Durchschnitt 51 Prozent), bildet Deutschland auch hier eine Ausnahme: Nur 30 Prozent der Befragten sagten, dass steigende Kosten für Waren und Dienstleistungen es ihnen erschweren, sich Dinge leisten zu können.
Ballas: „Hier müssen Unternehmen ansetzen, denn das ,Nice to have‘ kommt aus der Mode. Firmen müssen das in der Kundenansprache bedenken und überlegen, wie sie bei potentiellen Abnehmern trotzdem punkten können. Der Ball liegt nämlich beim Verbraucher. Personalisierung und die Wiederentdeckung des Einkaufens als Erlebnis können hier Möglichkeiten sein, Kauflust zu erzeugen.“
Covid-19-Pandemie: Japaner verändern Verhalten stark, Franzosen kaum – Deutschland im Mittelfeld
Fast überall fallen die Corona-Regeln oder sie werden gelockert – nicht nur in Deutschland. Zurückblickend sagen die Befragten, dass sie vor allem bei Kinobesuchen, Flugreisen und Kreuzfahrten und beim Trainieren in Fitnessstudios ihre gewohnten und eingespielten Handlungsmuster stark verändern mussten.
Bei den Kinobesuchen liegen die Deutschen dabei im weltweiten Mittel. 50 Prozent sagten, dass sich ihr Verhalten stark verändert hat. Zum Vergleich: Nur 28 Prozent der Franzosen gaben, dass sich ihr Verhalten hier stark verändert habe. Im Gegenzug sagten 43 Prozent, dass sie ihr Verhalten nur etwas, 29 Prozent sogar nicht verändert hatten.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Kneipen- und Barbesuchen: 39 Prozent der Deutschen sagen, dass sich ihr Verhalten hier stark verändert hat. Bei den Franzosen sind es dagegen nur 24 Prozent. Bei den Japanern auf der anderen Seite sogar 57 Prozent.
Bei Flugreisen ein ähnliches Bild: 57 Prozent der Japaner gaben an ihr Verhalten hier stark verändert zu haben, bei den Deutschen waren es 49 Prozent (weltweiter Durchschnitt 50 Prozent). Von den französischen Befragten wiederum gaben 35 Prozent eine starke Verhaltensänderung an.
32 Prozent der Deutschen sagen, dass sich ihr Verhalten beim Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel stark verändert habe (weltweiter Durchschnitt 38 Prozent). Bei Franzosen sind es 21 Prozent, in den USA 44 Prozent.
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