Pflegestudie 2022
67 Prozent der Deutschen hatten schon einen Pflegefall im Familien-, Bekannten- oder Freundeskreis
Doppelbelastung: Rund jeder Dritte hat schon eine pflegebedürftige Person gepflegt, davon haben 73 Prozent zusätzlich ihre Berufstätigkeit ausgeübt
61 Prozent empfanden die Pflege als belastend, bei 47 Prozent schlug sich dies auf die eigene Gesundheit nieder
Jeder Zweite mit Pflegeerfahrung fühlt sich von Pflegekasse, Pflegeberatern oder Pflegediensten nicht gut unterstützt
Hohe Pflegebereitschaft der Deutschen: Nur 13 Prozent wären nicht bereit zu pflegen. 73 Prozent würden dafür sogar ihre Arbeitszeit einschränken oder ihre Berufstätigkeit ganz aufgeben
Von ihrem Arbeitgeber erhalten nur 24 Prozent Unterstützung zum Thema Angehörigenpflege und nur circa die Hälfte weiß überhaupt, wen man im Unternehmen darauf ansprechen sollte
93 Prozent der Arbeitnehmer wünschen sich eine betriebliche Absicherung für ihre eigene Risikovorsorge in der Pflege
Am 12. Mai war Internationaler Tag der Pflegenden. Er würdigte diejenigen, die kranken und alten Menschen helfen. Daran anknüpfend liefert die „HanseMerkur Pflegestudie 2022“ neue Erkenntnisse dazu, wie gut die Menschen über das Thema Pflege und ihre Auswirkungen informiert sind, wie belastend pflegende Familienangehörige ihre Situation wahrnehmen und was die Menschen sich für die eigene Pflege wünschen. Dazu hat das Marktforschungsinstitut HEUTE UND MORGEN im Auftrag der HanseMerkur bevölkerungsrepräsentativ rund 3.000 Personen zwischen 18 und 75 Jahren Ende Dezember und Januar befragt. Die Studie wurde im Detail bis April 2022 ausgewertet.
Die Studie ist ein Weckruf. Trotz vieler Reformen in der Pflege und den damit verbundenen Diskussionen sind die Deutschen über die Risiken, Kosten und Leistungen unzureichend informiert und fühlen sich bei der Umsetzung nicht gut unterstützt.
Dabei ist die Bereitschaft in Zukunft zu pflegen überraschend hoch. Die meisten würden dafür sogar auf Arbeitszeit, Job und Karriere verzichten. Was positiv aus Sicht der pflegebedürftigen Angehörigen ist, wirft aber ein großes Problem für den Arbeitsmarkt und somit für Unternehmen auf. Hier trifft Angehörigenpflege auf einen bereits vorhandenen Fachkräftemangel.
„Vier von fünf Frauen und zwei von drei Männern werden rein rechnerisch pflegebedürftig, damit ist das Thema irgendwann in jeder Familie präsent“, sagt Marko Böttger, Abteilungsleiter Kooperationen betriebliche Pflegezusatzversicherung der HanseMerkur. Circa ein Drittel der Befragten haben bereits selbst gepflegt und 76 Prozent sind im persönlichen Umfeld mit Pflege in Berührung gekommen. Und obwohl die meisten Deutschen vermuten, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nicht ausreicht, um die Kosten in der Pflege zu decken, haben sich mehr als die Hälfte noch nicht über die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung informiert. 36 Prozent haben keine Vorstellung davon, wie hoch die Kosten in der Pflege liegen. So werden etwa die Kosten für Pflege im Pflegeheim massiv unterschätzt: Der Schätzung von durchschnittlich 1.000 Euro pro Monat stehen tatsächliche 2.248 Euro pro Monat entgegen (PKV-Verband, April 2022).
Berufliche Einschränkung durch Pflege
Knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmer hat bereits aktiv gepflegt. Sie geben zum größten Teil an, trotz der Belastung weitergearbeitet zu haben. Psychische Probleme, Stress und körperliche Beschwerden hatte dies bei fast jedem Zweiten zur Folge.
Unter denen, die noch keine Pflegerfahrungen haben, lehnt nur ein kleiner Teil (13 Prozent) die Pflege einer nahestehenden Person ab. Erstaunlich hoch (73 Prozent) ist dabei die Bereitschaft, die Berufstätigkeit zu reduzieren oder sich eine Auszeit zu nehmen. Diese Aussagen haben hohe Brisanz, weil sie direkten Einfluss auf die Arbeitswelt haben. „Für viele Unternehmen ist es bereits heute die größte Herausforderung, genügend Fachkräfte zu gewinnen. Wenn sie dann noch wichtige Mitarbeiter an die Angehörigenpflege verlieren, verschärft dies den Fachkräftemangel gravierend“, beschreibt Böttger die Situation.
Arbeitgeber sollten alarmiert sein und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in der Pflege deutlich größere Aufmerksamkeit schenken. Doch die Situation in Deutschland ist eine andere. Nur in jedem vierten Unternehmen gibt es Angebote für pflegende Mitarbeiter und fast die Hälfte der Berufstätigen weiß nicht einmal, an welchen Ansprechpartner im Unternehmen sie sich wenden sollten.
„Die Unterstützung der Angehörigenpflege und die Absicherung des eigenen Pflegerisikos wird in Zukunft ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein“, ist sich Böttger sicher. Im Kampf um die besten Mitarbeiter spielen solche weichen Faktoren neben dem Gehalt eine wichtige Rolle. 93 Prozent würden eine betriebliche Pflegevorsorge ihres Arbeitgebers für die Belegschaft begrüßen.
Die eigene Absicherung ist auch wichtig für die Umsetzung der eigenen Pflegewünsche. Mehr als die Hälfte der Befragten möchte nämlich nicht von der Familie, sondern am liebsten von professionellen Pflegediensten gepflegt werden. Dafür benötigt der Pflegebedürftige finanzielle Mittel, schließlich will er seiner Familie auch nicht finanziell zur Last fallen.
Weitere Informationen zur Pflegestudie 2022 und der betrieblichen Pflegezusatzversicherung der HanseMerkur unter hansemerkur-bkv.de
Über die HanseMerkur
Die HanseMerkur ist mit einem Jahresumsatz von 3,3 Mrd. Euro (2021) die einzige selbständige und konzernunabhängige Versicherungsgruppe am Finanzplatz Hamburg. Die Wurzeln des 147 Jahre alten Personenversicherers liegen in der Krankenversicherung, die bis heute die Hauptsparte des Unternehmens ist. Die HanseMerkur ist zudem Spezialist für den privaten Ergänzungsschutz gesetzlich Krankenversicherter und mit rund 1,26 Millionen Zusatzversicherten (2021) in diesem Segment einer der größten deutschen Anbieter. Darüber hinaus gehört sie mit einer Beitragseinnahme von 183 Mio. Euro (2021) im Geschäftsfeld Reise und Freizeit zu den marktführenden Unternehmen der touristischen Assekuranz. Weitere Informationen unter www.hansemerkur.de
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