Marktkommentar von Dr. Eduard Baitinger, FERI
Der Auftakt in das neue Börsenjahr steht ganz im Zeichen zunehmender Inflationsängste. Im Mittelpunkt ist dabei vor allem die Notenbankpolitik in den USA. Angesichts einer US-Inflation von zuletzt 7% rechnen die Finanzmärkte dort inzwischen mit vier Zinsanhebungen im Jahr 2022. Zudem sprach sich Fed-Chef Jerome Powell für eine rasche Rückführung der Zentralbankbilanz aus. Diese Ankündigungen sorgen für starke Nervosität und Abverkäufe in den vergangenen Wochen. Zur Erinnerung: Die massive Liquiditätsausweitung der globalen Notenbanken – allen voran der Fed – war der entscheidende Faktor für den Börsenaufschwung seit dem Corona-Crash. Wenn die monetäre Unterstützung ausbleibt und den zukünftigen Erwartungen sogar Liquidität entzogen WIRD, können fundamentale Probleme, die bislang durch die ultraexpansive Geldpolitik kaschiert wurden, offen zutage treten.
Geopolitik zurück auf die Agenda
Schlechte Nachrichten für die Finanzmärkte kommen auch aus der Geopolitik. Die Lage an der russisch-ukrainischen Grenze ist gefährlich und droht zu eskalieren. Russland hat auf die eindringliche Warnung von US-Präsident Biden vor einem Einmarsch in die Ukraine mit der Ankündigung eines deutlichen Marinemanövers reagiert. Beobachter befürchten, dass Russland ernsthaft erwägt, die Donbass-Region oder sogar noch weitere Landesteile zu annektieren. Die jüngsten Entwicklungen haben vor allem den russischen Finanzmärkten und dem Rubel stark zugesetzt. Allerdings wird das gestiegene Risiko in der Region bereits an den globalen Märkten eingepreist. So dürfte die robuste Entwicklung bei den Öl- und Goldpreisen nicht nur auf inflationäre Risiken, sondern partiell auch auf den Ukraine-Konflikt zurückzuführen sein.
Professionelle Anleger sollten vor diesem Hintergrund risikobewusst agieren und die Möglichkeit scharfer Marktkorrekturen nicht vernachlässigen.
Über Dr. Eduard Baitinger
Dr. Eduard Baitinger ist seit 2015 Leiter Asset Allocation in der FERI Gruppe. Er verantwortet den Bereich quantitative Asset Allocation der FERI Trust, wo er auch zahlreiche Forschungsprojekte steuert und koordiniert. In enger Abstimmung mit dem FERI-Vorstand und Chief Investment Officer, Dr. Heinz-Werner Rapp, vertritt er ferner die Anlagestrategie der FERI-Gruppe und deren Kommunikation an Mandanten und Kunden der FERI.
Vor seiner Tätigkeit bei FERI war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen und Finanzanalyst bei einem Asset Manager. 2010 schloss er sein Studium an der Universität Bremen, begleitet von einem Auslandsaufenthalt in New York, als Diplom Ökonom ab. 2014 promovierte Eduard Baitinger mit Auszeichnung über neue Ansätze für das quantitative Asset Management. Dr. Baitinger publiziert regelmäßig in akademischen Fachzeitschriften und Wissenschaften als akademischer Gutachter.
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