Sparkonto verliert an Beliebtheit
Viele Deutsche sind traditionell engagierte Sparer. Insbesondere das eigene Sicherheitsbedürfnis ist ein starker Treiber für klassisches Sparen. Die jüngste repräsentative Umfrage im Auftrag der norisbank zeigt jedoch: Mittlerweile ist ein Rückgang bei der Sparneigung zu verzeichnen. Während im letzten Jahr 51,5 Prozent der Befragten, die mehr sparen konnten als im Vorjahr, ein finanzielles Polster auf dem Konto als Sicherheit empfunden haben, sind es 2021 nur noch 45,8 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2019 (56,6 Prozent, 2018: 53,2 Prozent) ist dieser Wert sogar um 10,8 Prozentpunkte gefallen. Dieser Trend macht sich vor allem bei den 60- bis 69-Jährigen bemerkbar: Während 2019 noch 71 Prozent der Altersgruppe ein sicheres Gefühl dank gut gefülltem Konto als Argument für das klassische Sparen und gegen zum Beispiel das Investieren in Wertpapiere nannten, sind es zwei Jahre später nur noch 53,8 Prozent der Befragten.
Trotzdem berichten viele Banken seit 2020 von erheblich steigenden Guthaben auf den Konten. Sicher sind die besonderen Rahmenbedingungen der Pandemie eine wesentliche Ursache. Denn für viele Befragte ist der unfreiwillige Verzicht auf Konsum und insbesondere auf neue Anschaffungen oder auch auf Reisen ein bedeutender Grund für die gefüllten Giro- und Sparkonten. Fast ein Drittel der Deutschen (31,4 Prozent) gibt an, dass sie aufgrund des Lockdowns nicht wie geplant ihr Geld ausgeben konnten und deshalb im letzten Jahr mehr gespart haben. Bei den Frauen zwischen 60 und 69 Jahren war die Einschränkung im Kaufverhalten offenbar besonders groß. 44,4 Prozent gaben an, mehr sparen zu können, weil der Lockdown Ausgabepläne vereitelt hat.
Größere Anschaffungen offenbar für viele ein “erzwungener” Spargrund
Die ausgedehnten Lockdowns haben viele Käufe unmöglich gemacht. Viele Kaufinteressenten haben Anschaffungen auch sicherlich aus Verunsicherung geschoben. Die Konsequenz: steigende Guthaben auf den Konten. Für so manche Anschaffungen liegt bei den Deutschen das nötige Geld schon bereit, aber die Lieferzeiten machen ihnen einen Strich durch die Rechnung. Nicht selten ist es zudem aktuell unmöglich, Handwerker für geplante Investitionen im Eigenheim zu bekommen. So überrascht das Befragungsergebnis nicht, dass fast jeder Sechste (17,4 Prozent) gern die Möglichkeit zu einem größeren Kauf – wie beispielsweise eine neue Küche oder ein neues Auto – wahrgenommen hätte, aber mit starken Verzögerungen bei der Lieferung oder mit langen Wartezeiten auf Handwerkertermine zu kämpfen hat. Es zeigt sich, dass besonders bei Familien die Wartezeiten für Großanschaffungen der Grund für das “erfolgreiche” Sparjahr 2021 sind: 27,1 Prozent von ihnen geben zum Beispiel Lieferverzögerungen als Grund dafür an, warum sie in diesem Jahr mehr Geld beiseitelegen konnten.
Niedrigzins bewegt kaum zum Geldausgeben
Durch Zinssenkungen und die Einführung des Negativzinses wollten die Zentralbanken den Konsum der Menschen ankurbeln. Verbraucher sollten dazu motiviert werden, weniger zu sparen und mehr auszugeben, um die Wirtschaft anzutreiben. Stand heute zeigt die Umfrage im Auftrag der norisbank jedoch ein anderes Bild: Eine Verknüpfung des eigenen Ausgabeverhaltens mit dem aktuellen Niedrigzins gibt es für viele Deutsche offenbar nicht. Jeder Fünfte (20,1 Prozent), der in 2021 weniger gespart hat als im Vorjahr, hat das Geld unabhängig von den niedrigen Zinsen ausgegeben. Besonders hoch ist dieser Wert bei den 18- bis 29-Jährigen: 31,1 Prozent dieser Altersgruppe und damit fast ein Drittel haben sich unabhängig vom Niedrigzins zum Geldausgeben entschieden. Besonders auffällig: Sogar fast die Hälfte der Deutschen (47,4 Prozent) gibt an, weniger Geld zur Verfügung gehabt zu haben, sodass ihnen Sparen nicht möglich war. Bei den Singles sind es sogar genau 50 Prozent. Nur 17,2 Prozent der Befragten bestätigen aktuell, dass sie aufgrund der niedrigen Zinsen ihr Geld ausgegeben haben. Sie sind der Auffassung, dass sich Sparen in dieser Situation nicht mehr lohnt (2020: 18,1 Prozent, 2019: 32,8 Prozent, 2018: 35,7 Prozent). Der Niedrigzins als Stimulus für verstärkte Ausgaben hat mit dem Start der Pandemie offenbar ausgedient. Bedenkt man die stark steigende Inflation, so scheint es für Zentralbanken an der Zeit, die Zinspolitik zu überdenken.
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