Von Alexandra Morris, CIO SKAGEN Funds
Aktive Investment-Manager haben einen klaren Vorteil, wenn es um das Thema ESG geht: Wir können entscheiden, welche Unternehmen wir halten, wie stark wir uns engagieren und wann wir verkaufen wollen.
Die 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) wird zu Recht dazu führen, dass noch genauer und gründlicher geprüft wird, wie Fondsmanager ESG-Faktoren in ihren Anlageprozessen integrieren. Der Gesetzgeber beobachtet bereits heute diejenigen, die die Nachhaltigkeitsaussagen ihrer Unternehmen oder Produkte übertrieben darstellen, aber der größte Druck wird letztendlich von den Vermögensinhabern selbst ausgehen. Vom kleinsten Sparer bis zu den größten Pensionsfonds wollen die Kunden sehen, wie ihr Kapital investiert wird und ob dies wiederum mit ihren eigenen Überzeugungen übereinstimmt.
Die gute Nachricht für „Stockpicker“ wie SKAGEN ist, dass Unternehmen auch von ihren eigenen Kunden zunehmend unter Druck gesetzt werden, sich eigene Klimaziele zu setzen und genau zu prüfen, ob, wie und wann diese erreicht werden. Regulierungsbehörden und Branchenverbände spielen hier ebenfalls eine gewichtige Rolle, insbesondere bei der Standardisierung der Offenlegungspflichten; so sind die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) und das kürzlich gegründete International Sustainability Standards Board (ISSB) bemerkenswerte Initiativen.
Während solche multinationalen Rahmenwerke zur Verbesserung der Einheitlichkeit in der Berichterstattung und letztendlich auch in Bezug zu einer positiven Veränderung des Verhaltens willkommen sind – insbesondere für Investoren wie SKAGEN, die mit uneingeschränkten globalen Mandaten investieren – kann ihr Umfang auf der anderen Seite auch ihre Wirksamkeit bei der Verschärfung der Vorschriften für Unternehmen beeinträchtigen.
Nachhaltigkeit ist wichtiger Teil der Risikoanalyse
Unsere treuhänderische Verantwortung als aktive Investoren besteht darin, Unternehmen zu finden, die die bestmöglichen risikobereinigten Renditen für unsere Anteilseigner erzielen. Das Klimarisiko ist derzeit die größte lebensbedrohende Veränderung, mit der wir konfrontiert sind – dies zu ignorieren, wäre ein massiver Verstoß gegen die Verantwortung gegenüber unseren Kunden.
Entsprechend nimmt das Thema „Nachhaltigkeit“ einen wichtigen Teil unserer Analyse ein, und das schon, bevor wir Anlageentscheidungen treffen. Nur Unternehmen, von denen wir glauben, dass sie ihren Teil zur Lösung des Klimawandels und seinen Folgen beitragen, werden für unsere Portfolios ausgewählt. Diejenigen, die wiederum Teil des Problems sind, werden unweigerlich unter den Sanktionen der Regulierung leiden und letztendlich ins Hintertreffen geraten. Die Risiken für die Nachzügler rund ums das Thema Nachhaltigkeit – und ihre Eigentümer – sind nach der COP26 nur noch größer geworden. Umgekehrt sind die potenziellen Gewinne für Unternehmen, die über die Ingenieure, Innovationskapazitäten und Investitionen verfügen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, so groß wie nie zuvor.
Dies verschafft aktiven Investment-Managern einen klaren Vorteil. Wir können entscheiden, welche Unternehmen wir halten wollen, wie stark wir uns engagieren wollen und wann wir verkaufen. Dies steht diametral im Gegensatz zu passiven Managern, die ihre Anlageentscheidungen ausschließlich auf die Unternehmensgröße stützen, um einen Index nachzubilden. Während einige Manager ESG-Nachzügler aus ihrem Anlageuniversum ausschließen, tun dies viele hingegen nicht, wie eine kürzlich durchgeführte Studie von Reclaim Finance1 zeigt. Diese ergab, dass nur 2,5 Prozent der von den weltweit größten passiven Managern verwalteten 13 Billionen Dollar an Vermögenswerten, Investitionen in Kohle ausschließen.
Aktive Eigentümer – insbesondere solche mit konzentrierten Portfolios wie SKAGEN – haben auch die Nase vorn, wenn es um die Überwachung und Erörterung von ESG-Themen mit den jeweiligen Managementteams geht, mit denen sie sich regelmäßig zusammensetzen. Dies gilt umso mehr, wenn diese Beziehung über einen langen Zeitraum hinweg aufgebaut wurde. Anleger, die aktiv Aktien auswählen, verstehen besser, wie sich ESG-Themen auf die Bewertung auswirken und zwar sowohl negativ, wenn sie zusammen mit anderen Risikofaktoren bewertet werden, als auch positiv als Katalysator für eine entsprechende Neubewertung.
“Hasen “ oder “Schildkröten” – wer macht das Rennen?
Da ESG ein immer wichtigerer Treiber für die Bestimmung und die Bewertung von Anlagen wird, fügt es den bereits bestehenden Herausforderungen, denen sich aktive Investment-Manager gegenübersehen, eine zusätzliche Dimension hinzu, insbesondere denjenigen, die sich – wie SKAGEN – auf Value-Investing konzentrieren. Im Allgemeinen betrachten wir Unternehmen entweder als „Schildkröten“ oder als „Hasen“. Tesla ist ein typischer Hase. Trotz einer Dekade voller Verluste hat das Unternehmen enorme Vorschusslorbeeren von Anlegern erhalten, die sich von seiner erfolgreichen Vision, nämlich das erste in Serie gefertigte Elektrofahrzeug zu entwickeln, haben überzeugen lassen.
In der Zwischenzeit sind Schildkröten wie VW dabei, den Markt für Elektrofahrzeuge in aller Stille umzugestalten. Das Unternehmen wird in den nächsten vier Jahren 19 Milliarden Euro in die Produktion von Elektrofahrzeugen investieren und prognostiziert, dass diese bis 2030 die Mehrheit seiner weltweiten Verkäufe ausmachen werden. Auch Toyota rechnet damit, dass 70 Prozent seiner internationalen Verkäufe auf Elektromodelle entfallen werden, und Volvo hat sich sogar noch ehrgeiziger dazu verpflichtet, bis 2030 ausschließlich Elektroautos zu verkaufen.
Das ultimative Ziel der Gesellschaft ist die Dekarbonisierung der Automobilindustrie, die für 27 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich ist. Das Ziel der Hersteller besteht wiederum darin, das Rennen zu gewinnen und den Aktionären die bestmögliche risikobereinigte Rendite zu bieten. Da die Schildkröten mit dem 8- bis 12-fachen ihres Gewinns bewertet werden, während das KGV des Hasen beim 377-fachen liegt, würden nur die tollkühnsten Anleger gegen sie wetten.
Die COP 26 machte aber auch deutlich, vor welchen politischen Herausforderungen wir bei der Bewältigung des Klimawandels stehen. Mehrere Staats- und Regierungschefs nahmen nicht teil, und diejenigen, die anwesend waren, machten fragwürdige Fortschritte bei der Umsetzung der konkreten Pläne, die zur Umkehrung der globalen Erwärmung erforderlich sind.
Dies erinnert uns auch an die Schönheit des privaten Unternehmertums und daran, dass ein harter Wettbewerb auf dem freien Markt wahrscheinlich unsere größte Hoffnung für die Zukunftsgestaltung ist. Anstatt die Hände in den Schoß zu legen und darauf zu warten, dass die Regulierung sie trifft, passen sich viele Unternehmen proaktiv an und tragen zu dem enormen Wandel bei, den wir erleben – unten sehen sie drei Portfolio-Beispiele von Schildkröten, die leicht in ihrem Panzer hätten bleiben können, sich aber stattdessen dafür entschieden haben, zu investieren, zu innovieren und so die Konkurrenz zu schlagen.
Unsere Aufgabe als Investoren ist es, kalkulierte Risiken einzugehen. Kein Unternehmen ist frei von Herausforderungen und die Art und Weise, wie diese gemeistert werden, gibt uns wertvolle Einblicke in das Potenzial für die künftige Wertschöpfung. Obwohl die Risiken für Unternehmen, die sie nicht meistern, größer sind als je zuvor, waren die Belohnungen für diejenigen, die erfolgreich sind, noch nie so groß.
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