Nachdem China Bitcoin & Co praktisch verboten hat, werden die Karten am Markt für Kryptowährungen neu gemischt.
Die USA und Europa öffnen sich für den Handel digitaler Assets und können das Wachstum der neuen Anlageklasse für sich nutzen. Auch in Deutschland steigt das Transaktionsvolumen kontinuierlich an – nicht zuletzt auch im DeFi- Sektor.
2021 war ein turbulentes Jahr für die noch junge Anlageklasse der digitalen Assets. Das lag nicht zuletzt an den stark schwankenden Kursen der größten Kryptowährung: So sank der Bitcoin im Sommer zwischenzeitlich um 50 Prozent, nur um wenige Monate später ein neues Allzeithoch zu erreichen. Beide Preisbewegungen – der kurzzeitige Crash Mitte des Jahres wie die darauffolgende Hausse im Herbst – waren auch das Ergebnis regulatorischer Entscheidungen. Zwei Ereignisse sind dabei besonders hervorzuheben: Zum einen das Verbot von Krypto-Assets in China, zum anderen die Öffnung der USA und Europa für den Handel digitaler Assets. Beide Entscheidungen haben weitreichende Konsequenzen für das globale Wachstum des Markts.
USA lösen China bei Krypto-Mining ab
Die Nachricht, dass China das Mining digitaler Assets verbieten würde, sorgte im Juni für Panik an den Märkten. Der Grund: Das Mining ist essentiell für das Bestehen des Bitcoin-Netzwerks, da Miner durch Bereitstellung ihrer Computerleistung neue Bitcoin schürfen und Transaktionen auf der Blockchain validieren. Über die Jahre hinweg hatte sich hierfür ein florierender Markt in China entwickelt, bis zu 75 Prozent der globalen Mining-Aktivität fanden dort statt. Zwar hatte die Volksrepublik in der Vergangenheit bereits mehrfach angekündigt, den Handel und das Mining von Kryptowährungen verbieten zu wollen, allerdings hatten sich die Drohungen in der Regel als leere Worthülsen entpuppt. Im Juni machte China jedoch Ernst und verhängte ein Verbot für Krypto-Mining, kurze Zeit später wurde zudem der Handel mit digitalen Assets unterbunden. In der Folge sanken sowohl der Bitcoin-Preis als auch die Leistung des Netzwerks innerhalb weniger Tage rapide ab.
Chinas Entscheidung hat weitreichende Folgen für den globalen Markt digitaler Assets. Vor allem die Vereinigten Staaten konnten von dem Verbot profitieren und das von China hinterlassene Vakuum füllen: So findet rund ein Drittel des Mining mittlerweile in den USA statt. Mit erheblichem Abstand folgen Kasachstan und Russland. Doch nicht nur die Verschiebung der Mining-Rate signalisiert, dass die USA zunehmend zur treibenden Kraft im Krypto-Sektor werden. Während China Investoren den Marktzugang zu digitalen Assets versperrt, öffnen die USA – aber auch Europa – ihre Tür noch weiter.
SEC gibt erstmals Bitcoin-ETFs frei
Die US-Börsenaufsicht SEC zeigt, dass sie Bitcoin nicht mehr als bloße Spielerei, sondern als ernstzunehmende Anlage betrachtet. So können US-Investoren seit Oktober in gleich drei verschiedene Bitcoin-ETFs investieren, die die SEC nach jahrelangen Verschiebungen nun zugelassen hat. Die ETFs basieren auf Futures der Chicago Mercantile Exchange (CME). Anleger investieren also nicht in physische Bitcoin, sondern in Terminkontrakte, die mit dem Preis des Krypto-Assets korrelieren. Auch wenn Kritiker bemängeln, dass die Future-Produkte keine „echten“ Bitcoin-ETFs seien: Die US-Behörde ermöglicht erstmals eine wichtige Brücke zur traditionellen Finanzwelt und stärkt so das Vertrauen in die Assetklasse Kryptowährungen weiter.
Doch auch abseits der Finanzmärkte gewinnen Bitcoin & Co zunehmend an Bedeutung. So formiert sich auf politischer Ebene in Washington erstmals eine „Krypto-Lobby“ und versucht, eine Überregulierung des Marktes durch die SEC abzudämpfen. Zudem gelangen Krypto-Assets immer mehr in den gesellschaftlichen Mainstream. Unlängst kündigten die Bürgermeister der beiden Metropolen New York und Miami an, ihr Gehalt großteils in Bitcoin beziehen zu wollen. Das Vorurteil, Kryptos würden nur zur Geldwäsche und für dubiose Deals genutzt, hat Bitcoin längst überwunden.
Deutschland spielt bei Kryptos in der ersten Liga mit
Ob die Vereinigten Staaten neben dem Silicon Valley bald auch das „Krypto Valley“ für sich beanspruchen werden, bleibt jedoch abzuwarten. Denn auch anderswo steht die Entwicklung nicht still. Mittlerweile ist Europa – dank Großbritannien, Frankreich und Deutschland – ein Big Player im Krypto-Sektor. So verzeichneten europäische Länder laut den Blockchain-Analysten von Chainalysis bei digitalen Assets innerhalb eines Jahres ein Transaktionsvolumen von mehr als 1 Billion US-Dollar. Somit nimmt Europa bei Krypto-Aktivitäten erstmals global den Spitzenplatz ein. Grund für das rasante Wachstum sind vor allem Investments in Decentralised Finance (DeFi). Immer mehr institutionelle Investoren, insbesondere traditionelle Finanzunternehmen, entdecken die Vorteile von DeFi für sich und steigen in die Blockchain-Technologie ein. Profitieren konnte von dem DeFi- Wachstum in Europa laut den Analysten vor allem Ethereum. Kein Wunder, ist das zweitwichtigste Krypto-Asset am Markt die Grundlage für den Großteil der DeFi-Protokolle.
Im europäischen Krypto-Sektor spielt Deutschland mittlerweile eine zentrale Rolle: Mit einem Transaktionsvolumen von 115 Milliarden US-Dollar liegt die Bundesrepublik laut Chainalysis knapp hinter Frankreich und Großbritannien. Dass die Beliebtheit digitaler Assets auf dem deutschen Markt kontinuierlich zunimmt, zeigt auch das steigende Transaktionsvolumen an der Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX). Nachdem im Mai 2021 die Milliarden-Euro-Marke durchbrochen wurde, stieg das Handelsvolumen bis Oktober auf 2 Milliarden Euro. Besonders gefragt bei Anlegern waren Bitcoin und Ethereum, gefolgt von XRP und Litecoin.
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