COVID-19 hatte Europa schon vor dem Auftauchen der neuen Omikron-Variante fest im Griff, aber es bestand auch Hoffnung:

 

Der Übergang zu einem endemischen Szenario schien näher zu rücken, dafür sprachen jedenfalls wieder steigende Quoten für Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen sowie die Verfügbarkeit antiviraler Medikamente, sagt Lars Kreckel, Global Equity Strategist bei Legal & General Investment Management (LGIM): „Ob die neue Variante diese leisen Hoffnungen wieder zunichtemacht, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Wir sind weder Virologen noch Epidemiologen. Aber auch ohne deren Fachwissen können wir aus der Marktperspektive gibt es ein paar Dinge feststellen.

Es ist noch sehr früh und es gibt nur wenige Daten über B.1.1.529, sprich Omikron, aber in Südafrika scheint sich die neue Variante schneller zu verbreiten als seinerzeit die Delta-Variante. Sie kombiniert viele Mutationen, die von anderen Varianten bereits bekannt sind und dort mit einer leichteren Übertragbarkeit und der Umgehung der Immunität in Verbindung gebracht werden.

Die Variablen, die wir besonders wachsam beobachten werden, sind:

  • Ist die Variante stärker übertragbar?
  • Führt sie zu einer größeren Anzahl von schweren Krankheitsverläufen oder Todesfällen?
  • Wirken Impfstoffe und Virostatika immer noch gegen die Krankheit, und wenn ja, in welchem Umfang?

Déjà vu – mal wieder

Wir müssen auch die Reaktion der politischen Entscheidungsträger berücksichtigen. Für die großen Zentralbanken ist es relativ einfach, vorerst nichts zu tun. Die Zinssätze sind ohnehin schon auf Null und werden gerade erst hier und da vorsichtig wieder angehoben. Für die Bank of England ist es angesichts der Erwartungen einer Zinserhöhung im Dezember etwas schwieriger, aber die Federal Reserve (Fed) braucht im Dezember ihren Zeitplan für den Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik nicht zu beschleunigen.

Die fiskalische Unterstützung, falls erforderlich, dürfte nicht anders ausfallen als in früheren Wellen. In Europa haben die letzten Wochen gezeigt, dass die Länder, die die Restriktionen verschärfen, bereit sind, die fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen ebenso zu erneuern wie zuvor. In den USA dürfte es angesichts der Tatsache, dass die Demokraten sowohl das Repräsentantenhaus als auch den Senat kontrollieren und im November eine Wahl ansteht, einfacher sein, einen Konsens zur Unterstützung der Wirtschaft zu finden als im Jahr 2020.

Was neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens angeht, so wurden in Europa als Reaktion auf die Winterwelle bereits Verschärfungen umgesetzt. Die Sorge um neue Varianten könnte diese Dynamik noch verstärken. Die USA befinden sich in einer anderen Situation, da eine neue Variante eine größere Abweichung vom Status quo erfordern würde. Chinas Null-COVID-Strategie schließlich wäre bei einer stärker übertragbaren Variante schwieriger aufrechtzuerhalten.

In mehreren europäischen Ländern ist eine Impfpflicht bereits wahrscheinlicher geworden, und eine neue Variante könnte weitere Länder zu solch einem Schritt veranlassen. Dies hätte kaum unmittelbare Auswirkungen auf die Märkte, könnte sich aber bis 2022 positiv auswirken.

Die Märkte werden natürlich weiterhin sensibel auf Nachrichten zu den oben genannten Variablen reagieren. Unser erster Gedanke ist jedoch, dass sich eine Marktschwäche im Zusammenhang mit einer neuen Variante ebenso wie geopolitische Entwicklungen Gelegenheiten eröffnen, das Risiko in den Portfolios zu erhöhen.“

 

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