Die 7. Globale ESG-Umfrage von Russell Investments:
Laut der 7. globalen ESG-Umfrage von Russell Investments gewinnt eine aktive Engagement-Politik bei Vermögensverwaltern an Bedeutung. Neun von zehn Antwortenden (90 %) gaben an, dass sie ESG-Aspekte in Gesprächen mit dem Management von Portfolio-Unternehmen ansprechen. Damit hat sich dieser Wert in den vergangenen vier Jahren um zehn Prozentpunkte erhöht. Noch stärker als auf der Aktienseite gilt dies für Anleihemanager, bei denen 92 % ESG-Aspekte mit Emittenten besprechen. Insgesamt gaben 35 % der Antwortenden an, dass sie ESG in ihren Treffen mit Portfolio-Unternehmen immer ansprechen. 2018 lag dieser Wert erst bei 21 %.
Die ESG-Managerumfrage spiegelt die Haltung von 369 Vermögensverwaltern weltweit wider, die ein Vermögen von 79,6 Billionen US-Dollar in unterschiedlichen Anlageklassen verwalten, darunter Aktien, Anleihen, Sachwerte und alternative Anlagen. Die vom Investmentmanager-Research-Team von Russell Investments durchgeführte Umfrage bewertet die Einstellung von Vermögensverwaltern zum verantwortungsvollen Investieren und zur Integration von ESG-Faktoren in den Anlageprozess.
Die Umfrageteilnehmer gaben an, dass für ihre Kunden Klima und Umwelt der dominierende Themenbereich ist (60 %), gefolgt von Diversität, Integration und Sozialem (20 %). Klima und Umwelt liegen dabei sowohl global als auch in allen Regionen vorn. Besonders hoch ist dieser Wert mit 97 % in Kontinentaleuropa, während die Präferenzen in den USA für Klima und Umwelt mit 46 % und Diversität, Inklusion und Sozialem mit 29 % vergleichsweise ausgeglichener sind.
Manager stuften die Governance (80 %) weiterhin als den wichtigsten ESG-Faktor für ihre Investitionsentscheidung ein. Dies unterstreicht die branchenübergreifend hohe Bedeutung einer guten Unternehmensführung für die Erwirtschaftung des langfristigen Unternehmenswerts. Die Zahl derer, die den Faktor Umwelt als am wichtigsten ansehen, hat in den letzten vier Jahren von 5 % auf 14 % fast verdreifacht. Der steile Anstieg reflektiert den stärkeren Fokus auf die Bewältigung von Klimarisiken sowie wachsende Regulationsanforderungen. Er ist vor allem auf Manager in Kontinentaleuropa zurückzuführen, wo 30 % (gegenüber 4 % in 2018) diesem Faktor höchste Priorität beimaßen. Sozialaspekte wurden weiterhin am seltensten beziehungsweise von 6 % der Antwortenden als prioritärer ESG-Faktor genannt. Obwohl soziale Themen wie Gleichberechtigung und Inklusion, die Gesundheitsversorgung und erschwinglicher Wohnraum während der COVID-19-Pandemie mehr Aufmerksamkeit erhalten haben, können diese schwieriger quantifiziert werden. Außerdem gibt es nur wenige Investitionsmöglichkeiten, die direkt an soziale Themen gekoppelt sind.
Die Umfrage von Russell Investments ergab, dass Vermögensverwalter zunehmend ESG-spezifische Überlegungen in ihre Anlagetätigkeit einbeziehen. Über 80 % der befragten Manager lassen in ihren Anlageprozess explizit qualitative oder quantitative ESG-Bewertungen einfließen. Auch das Ausmaß, in dem ESG-Faktoren Anlageentscheidungen beeinflussen, ist – vor allem mit Blick auf Anlagerisiken – gestiegen. So gaben 46 % der Befragten an, dass ESG-Faktoren wie der Klimawandel eine wesentliche Rolle bei der Bewertung potenzieller Risiken spielen, dies ist ein Plus von 11 % seit 2018. Darüber hinaus betonten 29 % der Manager den Einfluss von ESG-Erwägungen bei der Erwirtschaftung positiver Renditen. Dies ist ein Anstieg von 9 % gegenüber 2018.
In fast allen untersuchten Regionen ist das Ausmaß, in dem ESG-Aspekte regelmäßig in die Anlagepraxis integriert werden, gestiegen. Annähernd alle europäischen Vermögensverwalter gaben an, dass sie ESG heute in ihre Anlageprozesse integrieren. Auch, wenn US-Manager in dieser Hinsicht hinterherhinken, ist der Prozentsatz auch bei ihnen von 67 % im Jahr 2019 auf 82 % gestiegen.
Aus den Ergebnissen geht zudem hervor, dass Vermögensverwalter ihre ESG-Einsichten stärker auf Grundlage interner Einschätzungen zu Anlagemöglichkeiten bilden. 55 % der Befragten, also 15 Prozentpunkte mehr als 2019, stützen sich dabei in vor allem auf intern erstellte quantitative Daten, nutzen aber externe ESG-Datenanbieter als zusätzlichen Input. Umgekehrt ist die alleinige Verwendung interner ESG-Kennzahlen auf nur 6 % zurückgegangen, verglichen mit 14 % im Jahr 2019. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass immer mehr Vermögensverwalter auf ESG-Datenanbieter zurückgreifen, während sie gleichzeitig ihre eigenen Analysen als wesentliche ESG-Bewertungen nutzen. Die Umfrage zeigt auch, dass viele Vermögensverwalter mehrere ESG-Datenanbieter abonnieren. Dies deutet darauf hin, dass Vermögensverwalter unterschiedliche ESG-Datenquellen schätzen.
Da ESG-Investments weltweit höchste Wachstumsraten erreichen, sind auf nachhaltige und verantwortungsvolle Investments spezialisierte Vermögensverwalter sehr gefragt. Dies spiegelt sich auch bei der Entwicklung der personellen Kapazitäten wider. Heute beschäftigen 52 % der kanadischen Vermögensverwalter (im Vorjahr 26 %) ESG-Spezialisten[1]. In Europa beschäftigen fast neun von zehn Manager ESG-Experten (88 %).
„Die Integration von ESG-Aspekten in die Anlage- und Management-Praktiken von Vermögensverwaltern hat sich rasant weiterentwickelt. Zukunftsorientierte Bewertungen und Wesentlichkeitsaspekte werden dabei immer wichtiger“, sagt Yoshie Phillips, Director of Investment Research – Global Fixed Income bei Russell Investments. „Vermögensverwalter wenden heute strengere ESG-Analysen an und bemühen sich um mehr Transparenz. Es gibt jedoch noch viel zu tun, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, der zunehmend die ESG-Agenda bestimmt und sich bei Vermögensinhabern als wichtigstes Anliegen etabliert hat.“
„Die Umfrage hat erneut gezeigt, dass ESG nicht länger ein optionales Extra, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Entscheidungsfindung ist”, ergänzt Bettina May, Head of Distribution für Deutschland und Österreich bei Russell Investments. „Vermögensverwalter nehmen dies ernst und haben in den letzten zwölf Monaten Verbesserungen auf den Weg gebracht. Vor allem in Kontinentaleuropa zeichnet sich ab, dass insbesondere die wachsenden Ansprüche von Vermögensinhabern ESG-Fortschritte bei Vermögensverwaltern vorantreiben. Der Klimawandel ist für Vermögensinhaber ein so wichtiges Thema geworden, dass Vermögensverwalter hier aktiv Fortschritte zeigen müssen, um nicht ins Hintertreffen zu gelangen.“
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