Wie in den Vorjahren vergibt DFSI Ratings auch 2021 Qualitätsratings an Lebensversicherer. Dafür wurden Substanzkraft, Produktqualität und Service von 34 marktrelevanten Anbietern bewertet.
Bei den klassischen Service-Versicherern landete die WWK wie schon beim letztjährigen Qualitätsrating auf dem ersten Platz. Knapp dahinter Allianz und Württembergische Lebensversicherung. Bei den Direktversicherern kamen Hannoversche und Europa punktgleich auf Platz 1.
Unruhige Zeiten für die deutschen Lebensversicherer. Da ist zum einen – ganz aktuell – die Corona-Pandemie. Hier gab es Befürchtungen in der Branche, das Neukunden-Geschäft könne stark einbrechen und die Stornoquoten kräftig steigen. Doch beides ist nicht zu beobachten. Die Lebensversicherer kamen bisher relativ unbeschadet durch die Covid- Krise. Was auch der neuen Lust der Deutschen auf Aktien geschuldet ist. „Gerade das Geschäft mit Fondspolicen lief im Pandemiejahr 2020 überraschend gut“, weiß Sebastian Ewy, Senior-Analyst des Deutschen Finanz-Service Instituts. „Der Geschäftsbereich dürfte auch weiterhin gut laufen – insbesondere im Hinblick darauf, dass Fondspolicen von der Absenkung des Garantiezinses zu Beginn des nächsten Jahres nicht betroffen sind.“
Diese Absenkung von 0,9 Prozent auf dann 0,25 Prozent resultiert aus dem seit fast einem Jahrzehnt vorherrschenden Zinstief – dem anderen „Unruhestifter“. Die Niedrigstzinsen haben letztlich auch dazu geführt, dass sich seit Herbst vergangenen Jahres viele Lebensversicherer im Neugeschäft von einer vollständigen Beitragsgarantie überall dort verabschiedet haben, wo diese nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Grund: Eine 100-Prozent-Garantie ist in Nullzins- Zeiten ein absoluter Renditekiller, da sie dann extrem viel Kapital bindet, das nicht mehr für renditestärkere Anlagen genutzt werden kann.
Bei dem ab 2022 geltenden Höchstrechnungszins sind vollständige Garantien auf die gezahlten Beiträge praktisch unmöglich darzustellen. „Damit läutet einem in der Branche jahrzehntelang beliebtem Verkaufsargument wohl endgültig das Totenglöckchen“, sagt Ewy. Er fügt jedoch an: „Der Wegfall der 100-Prozent-Garantie ist für Neukunden eher eine psychologische als eine ökonomische Hürde. Denn selbst mit vollständiger Beitragsgarantie können bei Laufzeiten von 30 Jahren und mehr erhebliche Kaufkraftverluste entstehen.“ Das Positive für Neukunden: Bei niedrigeren Garantien sind höhere Renditen möglich.
Gerade in solch unruhigen Zeiten wollen viele Kunden wissen, ob „ihr“ Versicherer unbeschadet durch diese hindurch kommen dürfte. Der ein oder andere Versicherer könnte sogar nach Ansicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in den nächsten Jahren in Schwierigkeiten geraten. Denn die Versicherer garantieren Altkunden über die gesamte Laufzeit der Policen bis zu 4,0 Prozent Jahresrendite auf das angelegte Kapital. Je länger die Niedrigzinsphase dauert und je höher der Bestand an hochverzinsten Altverträgen ist, desto schwieriger wird es für davon stark betroffene Unternehmen, ausreichend hohe Überschüsse zu erwirtschaften. Gelingt ihnen dies nicht mehr, müssen sie die Garantien der Vergangenheit aus der Substanz bedienen. Die Bafin überwacht daher derzeit 20 der rund 80 deutschen Lebensversicherer besonders intensiv, wie deren Exekutivdirektor Frank Grund Mitte Oktober erneut bestätigte.
Auch wenn Grund davon ausgeht, dass „alle Lebensversicherer nach jetzigem Stand ihre vertraglichen Verpflichtungen erfüllen können“, sollten Neukunden beim Abschluss ihrer Police gezielt auf Anbieter mit zukunftssicherem Geschäftsmodell zu setzen. Aber auch für alle, die bereits eine Lebensversicherungs- oder Rentenpolice haben, sollte die Zukunftsfestigkeit ihres Versicherers oberste Priorität haben. Jeder Kunde sollte sich fragen: „Wie sicher ist es, dass mein Versicherer in den kommenden Jahren und Jahrzehnten so gut wirtschaftet, dass sich meine Police auch rentiert?“
Um hier eine leicht verständliche aber dennoch differenzierende Hilfestellung zu geben, hat DFSI Ratings – eine Ausgründung des Deutschen Service-Instituts (DFSI) in Köln – auch dieses Jahr die Studie „Unternehmensqualität der Lebensversicherer“ erstellt. Für das aktuelle Rating wurden 34 marktrelevante Lebensversicherer – 31 Service- Versicherer und drei Direktversicherer – eingehend bewertet. Diese decken zusammen rund 70 Prozent des deutschen Lebensversicherungsmarktes ab.
„Mit unserem einzigartigen DFSI-Qualitätsrating können potentielle Neukunden einfach und schnell Lebensversicherer mit sehr hoher Qualität und Substanzkraft zu erkennen “, erklärt Senior-Analyst Sebastian Ewy. „Das Qualitätsrating kann aber auch Bestandskunden wertvolle Antworten auf die Frage geben, ob Verträge fortgeführt, stillgelegt oder storniert werden sollten.“
Für das DFSI-Qualitätsrating werden finanzielle Substanzkraft, Qualität der Produkte und der Service untersucht und bewertet. Substanzkraft und Produktqualität sind dabei mit je 40 Prozent gewichtet, der Service mit 20 Prozent – für die Kunden die drei wichtigsten Faktoren zur Beurteilung der Qualität „ihres“ Lebensversicherers.
Um zu ermitteln, wie es um die Substanzkraft der Versicherer bestellt ist, setzten die Experten von DFSI Ratings auf drei Kennzahlen: die Gewinndeklaration für 2021, die Nettorendite und die Substanzkraftquote. Letztere wird wiederum aus drei Kennzahlen ermittelt: freier RfB- und Eigenkapital-Quote sowie Bewertungsreserven.
„Die Solvency-II-Quote, kurz SCR-Quote, berücksichtigen wir auch – jedoch nur als ,Hygienefaktor‘ “, sagt Ewy. Liege die bereinigte SCR-Quote unter 100 Prozent, werden vom ermittelten Substanzkraftergebnis 50 Punkte abgezogen. „Das halten wir für angebracht, da diese Anbieter die geforderten gesetzlichen Vorgaben derzeit nicht erfüllen“, erläutert Ewy. Dieses Vorgehen führt dazu, dass Versicherer, die bei der Substanzkraft die volle Punktzahl erreichen aber eine bereinigte SCR-Quote von weniger als 100 Prozent ausweisen, hier nicht besser als „Befriedigend“ abschneiden können.
Zur Messung der Produktqualität greift das DFSI auf eigene oder indirekt im Auftrag von Print-Magazinen und Medien gegebene Studien zurück, mit denen während der vergangenen zwölf Monate die Qualität unterschiedlicher Lebensversicherungsprodukte getestet wurde. Die Servicequalität wiederum wird indirekt aus Kennzahlen wie den Früh- und Spät-Stornoquoten, der Beschwerdestatistik der Bafin sowie den Ergebnissen hauseigener und fremder Servicestudien ermittelt.
Wie im Vorjahr erreicht im aktuellen Qualitätsrating der Lebensversicherer von 31 untersuchten Serviceversicherern lediglich die WWK Lebensversicherung die Bestnote „Exzellent“. Die Allianz schrammt dagegen erneut mit der Note 1,1 („Sehr Gut“) ganz knapp an der Bestnote vorbei. Neben Platzhirsch Allianz schnitten weitere neun Lebensversicherer „Sehr Gut“ ab: Württembergische (1,2), Continentale (1,2), Stuttgarter (1,3), BL – die Bayerische Lebensversicherung (1,3), Ergo Vorsorge (1,4), HanseMerkur (1,4), Lebensversicherung von 1871 (1,5), Swiss Life (1,5) und Zurich Deutscher Herold (1,5). Das Gros der klassischen Versicherer – insgesamt 17 Unternehmen – erhielt die Endnote „Gut“. Drei Service-Versicherer bekamen die Note „Befriedigend“.
Bei den drei Direktversicherern schnitten Hannoversche und Europa mit Note 1,4 „Sehr Gut“ ab. Die Cosmos Lebensversicherung erhielt im DFSI-Qualitätsrating lediglich ein „Befriedigend“.
Alle Ergebnisse: https://www.dfsi-institut.de/rating/104/unternehmensqualitaet-der-lebensversicherer-2021-22
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