Erwartete Schadenbelastung aus der Flutkatastrophe in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionen-Eurobetrags
Auf Kurs zum Jahresziel von 2,8 Mrd. Euro legt die Gruppe zum Halbjahr einen sehr soliden Gewinn vor. Alle Geschäftsbereiche tragen dazu bei, die strategischen Ziele zu erreichen: Munich Re wächst profitabel. Unsere Solidität und Expertise sind gefragt und wir nutzen das positive Marktumfeld kräftig für uns – immer in der Balance aus gesundem Wachstum und striktem Risikomanagement. Munich Re erschließt und gestaltet neues Geschäft von morgen. Das Beispiel Cyber zeigt, wie wir vom Vorreiter zum Marktführer werden können. Munich Re übernimmt Verantwortung. Wir engagieren uns noch stärker für die Nachhaltigkeit unseres Geschäfts, von der Dekarbonisierung der Kapitalanlagen und des Vertragsgeschäfts bis hin zur Stärkung der Steuerung des ESG-Managements auf Vorstandsebene. Angesichts von Herausforderungen wie Pandemien, Fluten und Hitzewellen bleibt unser Anspruch, als Versicherer auch in Zukunft unseren Teil zur Lösung beizutragen.
Zusammenfassung der Q2-Zahlen
Im zweiten Quartal 2021 erzielte Munich Re einen Gewinn von 1.106 (579) Mio. €, in Q1-2 von 1.695 (800) Mio. €. Zum Ergebnis trug in Q2 eine insgesamt unterdurchschnittliche Großschadenbelastung von 6,8 % der verdienten Nettobeiträge bei. Die Belastung aus Covid-19-bedingten Schäden betrug in der Rückversicherung 241 (700) Mio. €, seit Jahresbeginn 505 (1.500) Mio. €. Davon entfielen im ersten Halbjahr 203 (1.395) Mio. € auf das Segment Schaden/Unfall und 302 (105) Mio. € auf Leben/Gesundheit. Im Geschäftsbereich ERGO fielen nach geringen Auswirkungen im Vorjahr Covid-19-bedingte Ergebnisbelastungen von 6 Mio. € in Q2 an, seit Jahresbeginn eine Ergebnisentlastung von 7 Mio. €.
Das operative Ergebnis stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 1.554 (755) Mio. €. Das sonstige nicht operative Ergebnis betrug -9 (-6) Mio. €. Das Währungsergebnis lag bei -117 (23) Mio. €. Die Steuerquote belief sich auf 19,6 (19,3) %. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich um 14,2 % auf 14.642 (12.827) Mio. €, in Q1-2 um 7,7 % auf 29.193 (27.112) Mio. €.
Das Eigenkapital lag mit 29.920 Mio. € etwa auf dem Niveau zu Jahresbeginn (29.994 Mio. €). Die Solvenzquote lag bei 225 % (31. Dezember 2020: 208 %) und damit leicht oberhalb des optimalen Bereichs (175 % – 220 %).
In Q2 2021 wurde eine annualisierte Eigenkapitalrendite (Return on Equity, RoE) von 19,2 (10,4) % verdient, im ersten Halbjahr lag der RoE bei 15,0 (7,1) %.
Rückversicherung: Ergebnis von 951 Mio. €
Das Geschäftsfeld Rückversicherung trug in Q2 951 (407) Mio. € zum Konzernergebnis bei, im ersten Halbjahr 1.361 (555) Mio. €. Das operative Ergebnis stieg in Q2 auf 1.274 (465) Mio. €. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen deutlich auf 10.299 (8.856) Mio. €.
Das Rückversicherungsgeschäft Leben/Gesundheit erzielte in Q2 einen Gewinn von 93 (59) Mio. €. Das versicherungstechnische Ergebnis, einschließlich des Ergebnisses aus Versicherungsverträgen mit nicht signifikantem Risikotransfer, lag bei 64 (48) Mio. €. Die Beitragseinnahmen betrugen 3.144 (3.332) Mio. €; zurückzuführen ist der Rückgang maßgeblich auf negative Währungskurseffekte.
Im Quartalsergebnis schlugen sich Covid-19-bedingte Belastungen von 140 Mio. € nieder und lagen damit über der ursprünglichen Erwartung. Dominiert wurden sie von den Entwicklungen in Indien und Südafrika sowie den bei rückläufigem Trend erwartungsgemäßen Todesfallleistungen in den USA. Abgesehen von der Covid-19-Belastung verlief Q2 insgesamt günstig; ausschlaggebend waren dafür insbesondere rückwirkende Beitragserhöhungen im australischen Invaliditätsgeschäft sowie ein positiver Einmaleffekt bei einem großen Rückversicherungsvertrag in Nordamerika.
Aufgrund der signifikanten Covid-19-bedingten Belastung von 302 Mio. € im ersten Halbjahr 2021 erhöht Munich Re die Schadenerwartung aus Covid-19 für das Segment Rückversicherung Leben/Gesundheit für das Gesamtjahr auf rund 400 Mio. € (vorher rund 200 Mio. €) und damit für das Geschäftsfeld Rückversicherung insgesamt auf rund 700 Mio. € (vorher rund 500 Mio. €). Die Covid-19-bedingte Schadenerwartung für Rückversicherung Schaden/Unfall beträgt für das Gesamtjahr unverändert rund 300 Mio. €.
Die Schaden-/Unfall-Rückversicherung erzielte in Q2 einen Ergebnisbeitrag von 858 (348) Mio. €. Das Prämienvolumen stieg kräftig auf 7.155 (5.524) Mio. €, trotz gegenläufiger Währungskurseffekte. Die Schaden-Kosten-Quote sank deutlich auf 90,1 (99,9) % der verdienten Nettobeiträge, in Q1-2 auf 94,3 (103,0) %.
Die Gesamtbelastung durch Großschäden von je über 10 Mio. € ist in Q2 stark gesunken und betrug 432 (799) Mio. €. Diese Beträge beinhalten Gewinne und Verluste aus der Abwicklung für Großschäden aus vergangenen Jahren. Die Großschadenbelastung entspricht einem Anteil von 6,8 (14,8) % der verdienten Nettobeiträge und lag damit sowohl in Q2 als auch im Halbjahr (11,0 %) unter dem im langfristigen Mittel erwarteten Wert von 12 %. Die von Menschen verursachten Großschäden einschließlich Covid-19-bedingter Schäden von 101 Mio. € (Q2 2020: 595 Mio. €) sanken auf 229 (632) Mio. €. Die Belastung durch Großschäden aus Naturkatastrophen stiegen leicht auf 203 (167) Mio. €.
In Q2 konnten Rückstellungen für Basisschäden aus Vorjahren in Höhe von 252 (217) Mio. € aufgelöst werden; dies entspricht 4,0 (4,0) % der verdienten Nettobeiträge. Auch weiterhin strebt Munich Re an, Rückstellungen für neu auftretende Schäden insgesamt am oberen Rand angemessener Einschätzungsspielräume festzusetzen.
Bei der Erneuerung der Rückversicherungsverträge zum 1. Juli 2021 nutzte Munich Re Wachstumschancen erfolgreich und steigerte das gezeichnete Geschäftsvolumen auf 3,9 Mrd. € (+11,1 %). Erneuert wurde vor allem Geschäft in Nord- und Südamerika, Australien sowie mit globalen Kunden.
Die Preise entwickelten sich insgesamt weiter positiv. Der Trend zu höheren Rückversicherungspreisen setzt sich fort als Folge von Schäden in zahlreichen Märkten und Branchen, einschließlich der Covid-19-Belastungen. Auch eine Erhöhung der Erstversicherungspreise ist in vielen Märkten zu verzeichnen.
Das gesamte Preisniveau für das zum 1. Juli 2021 erneuerte Portfolio von Munich Re erhöhte sich um 2,0 %. Diese Angabe zum Preisanstieg ist, wie immer, risikoadjustiert, das heißt, Preiserhöhungen, denen ein gestiegenes Risiko und damit eine erhöhte Schadenerwartung gegenübersteht, werden verrechnet. Ebenso werden Veränderungen durch eine Zusammensetzung des Spartenmix im Portfolio neutralisiert, um einen validen Vergleich zu ermöglichen.
Munich Re erwartet, dass sich das Marktumfeld auch vor dem Hintergrund der aktuellen Schadenlast, zum Beispiel aus Extremwetterereignissen in Amerika oder Europa in Q3, in der nächsten großen Erneuerungsrunde im Januar im Vergleich zum Vorjahr weiter verbessert.
ERGO: Ergebnis von 155 Mio. €
In Q2 verzeichnete Munich Re im Geschäftsfeld ERGO einen Gewinn von 155 (173) Mio. €, in Q1-2 von 334 (245) Mio. €. Das operative Ergebnis des Geschäftsfelds ERGO betrug 281 (291) Mio. €.
Das hohe Q2-Ergebnis ist durch die Ergebnissteigerung des Segments ERGO Schaden/Unfall Deutschland auf 81 (50) Mio. € geprägt, wozu neben einem hohen Kapitalanlageergebnis insbesondere profitables Beitragswachstum beitrug. Letzteres konnte, gemeinsam mit einer weiterhin sehr guten operativen Performance, die Belastungen aus Schäden durch Naturkatastrophen und aus von Menschen verursachten Großschäden weitgehend kompensieren. Im Segment ERGO International reduzierte sich das Ergebnis nach einem sehr guten Vorjahresquartal auf 41 (59) Mio. €. Großschäden im Baltikum, Belastungen aus Naturkatastrophen in Österreich sowie Corona-bedingte Belastungen in Indien konnten durch die weiterhin gute operative Entwicklung in Polen und Spanien teilweise kompensiert werden.
Die Covid-19-bedingten Belastungen in Indien sind auch maßgeblich für die Ergebniseffekte aus Covid-19 für das Gesamtjahr 2021. ERGO erwartet angesichts der insgesamt besseren Entwicklung im ersten Halbjahr nun 40 bis 50 Mio. € (vorher 90 bis 100 Mio. €) Ergebnisbelastung aus Covid-19.
Das Segment ERGO Leben/Gesundheit Deutschland erzielte nach einem sehr guten Vorjahresquartal ein Ergebnis von 33 (63) Mio. €, bedingt durch ein geringeres Kapitalanlageergebnis im Geschäftsfeld Leben, welches teilweise durch eine weiterhin gute operative Performance in Gesundheit und geringere Schäden in der Reiseversicherung kompensiert wurde.
Die Schaden-Kosten-Quoten sind trotz der Schadenereignisse weiterhin auf einem guten Niveau. Im Segment Schaden/Unfall Deutschland betrug die Quote in Q2 92,6 (92,5) %, in Q1-2 93,4 (92,9) %. Im Segment International erhöhte sich die Quote in Q2 auf 92,2 (90,1) %, in Q1-2 auf 93,0 (92,7) %.
Die gesamten Beitragseinnahmen stiegen über alle Sparten hinweg in Q2 sehr deutlich auf 4.616 (4.228) Mio. €; die gebuchten Bruttobeiträge erhöhten sich auf 4.343 (3.971) Mio. €.
Kapitalanlagen: Kapitalanlageergebnis bei 1.933 Mio. €
Das Kapitalanlageergebnis der Gruppe (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) stieg in Q2 auf 1.933 (1.697) Mio. €. Die laufenden Erträge aus Kapitalanlagen gingen auf 1.645 (1.721) Mio. € zurück. Der Saldo aus Veräußerungsgewinnen und -verlusten ohne Derivate betrug 627 (1.189) Mio. €. Das Derivateergebnis betrug -90 (-906) Mio. €. Der Saldo aus Zu- und Abschreibungen ging leicht zurück auf -77 (-108) Mio. €.
Das Kapitalanlageergebnis in Q2 entspricht insgesamt einer Rendite von 3,1 % bezogen auf den durchschnittlichen Marktwert des Portfolios. Die laufende Rendite lag bei 2,6 % und die Wiederanlagerendite bei 1,7 %. Durch Zukäufe in der Erst- und Rückversicherung sowie aufgrund der positiven Marktentwicklung hat Munich Re ihre Aktienquote einschließlich aktienbezogener Derivate zum 30. Juni 2021 auf 7,5 % (31. Dezember 2020: 6,0 %) erhöht.
Der Bestand an Kapitalanlagen (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) zum 30. Juni 2021 stieg im Vergleich zum Jahresende 2020 zu Buchwerten leicht an auf 233.961 (232.950) Mio. € (zu Marktwerten: 250.597 Mio. €, Vorjahreswert: 252.789 Mio. €).
Vermögensverwalter der Gruppe ist die MEAG. Sie betreute zum 30. Juni 2021 neben den konzerneigenen Kapitalanlagen für Dritte ein Volumen von 65,0 (69,6) Mrd. €.
Ausblick 2021: Jahresziel unverändert bei 2,8 Mrd. €
Munich Re erwartet auch für die zweite Jahreshälfte 2021 weiterhin positive Geschäftsmöglichkeiten. In der Rückversicherung wird deshalb die Jahresprognose für die Bruttobeiträge um 1 Mrd. € auf 40 Mrd. € erhöht, für das Geschäftsfeld ERGO um 0,5 Mrd. € auf nun 18 Mrd. €. Die Erwartung für die Bruttobeiträge in der Gruppe liegt damit für das Jahr 2021 bei 58 Mrd. €.
Vor dem Hintergrund der angehobenen Schadenerwartung in der Lebens- und Gesundheitsrückversicherung aus Covid-19 ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, das isolierte Teilziel von 400 Mio. € technischem Ergebnis, einschließlich des Ergebnisses aus Versicherungsverträgen mit nicht signifikantem Risikotransfer, nicht zu erreichen.
Im Juli waren verschiedene Teile West- und Mitteleuropas und im besonderen Maße Teile Deutschlands (Tief Bernd) von heftigen Unwettern und einer daraus folgenden Flutkatastrophe betroffen, die zu erheblichen Schäden im privaten und öffentlichen Bereich führte. Die Unsicherheiten sind zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr hoch, sodass präzise Aussagen zu den Schäden nicht möglich sind. Munich Re erwartet in der Rückversicherung und bei ERGO insgesamt eine Schadenbelastung in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionen-Eurobetrags.
In der Prognose für die Schaden-Kosten-Quote im Segment ERGO Schaden/Unfall Deutschland ging Munich Re im Geschäftsbericht 2020 von rund 92 % aus. Unter Berücksichtigung der Hochwasserereignisse im Juli ergibt sich eine erhöhte Unsicherheit, ob dieses Ziel erreicht werden kann.
Munich Re strebt für das Geschäftsjahr 2021 weiterhin ein Konzernergebnis von 2,8 Mrd. € an. Die übrigen im Konzerngeschäftsbericht 2020 kommunizierten Ziele für das Jahr 2021 bleiben unverändert gültig.
Alle Prognosen werden erschwert durch die ausgeprägte Volatilität von Kapitalmärkten und Währungskursen sowie durch die erhöhte Unsicherheit hinsichtlich möglicher Schäden im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Die Prognosen sind wie immer vorbehaltlich des Großschadenverlaufs und der Gewinn- und Verlustauswirkungen gravierender Währungskurs- oder Kapitalmarktbewegungen, signifikanter Änderungen der steuerlichen Rahmenbedingungen und anderer Sondereffekte.
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