Folgebefragung unter Anbietern und Maklerhäusern zur Entwicklung des Marktes von Cyber-Versicherungen
In Zeiten von Corona verbessert sich die Stimmung am Cyber-Versicherungsmarkt merklich. So beurteilen aktuell 47% der Cyber-Versicherer und sogar 78% der Vermittler in Deutschland die Geschäftslage als (eher) stark. 2019 hatte die Mehrheit der Anbieter von Cyber-Versicherungen (68%) die Marktlage noch als schwach bewertet. Dies ist ein Ergebnis der Studie „Quo vadis Cyber-Insurance 2021 – Auf Goldgräberstimmung folgt Professionalisierung“. Das Rating- und Analysehaus Assekurata und die internationale Strategie- und Kommunikationsberatung Instinctif Partners untersuchten nach 2019 zum zweiten Mal die Entwicklung des Cyber-Versicherungsmarktes.
Die befragten Anbieter und Vermittler von Cyber-Policen sehen auch künftig großes Potenzial für das noch junge Segment. Waren 2019 bereits drei Viertel der Marktteilnehmer der Meinung, dass sich die Cyber-Versicherungen zu den wichtigsten Versicherungsleistungen am deutschen Markt entwickeln, hat sich die Einschätzung 2021 auf 93% deutlich gefestigt. Dabei sehen sowohl Versicherer als auch Vermittler aktuell einen intensiven Wettbewerb.
Die Nachfrage nach Cyber-Deckungen ist seit 2019 vor allem im Industriesegment gestiegen. Hier sehen 80% der Anbieter eine steigende Nachfrage; im Bereich KMU/Gewerbe sind es 54%. Auf der Angebotsseite erwarten die Teilnehmer dementsprechend auch einen Anstieg des Angebots an Deckungskapazität. 40% der befragten Versicherungsunternehmen erwarten (stark) steigende Kapazitäten in den Bereichen Industrie und KMU/Gewerbe. Allerdings sehen (ausschließlich) im Bereich Industrie auch 20% der Anbieter sinkende Kapazitäten. Das lässt auf eine steigende Risikowahrnehmung und Ansätze einer Marktkonsolidierung schließen. Steigende Kapazitäten im Privatsektor erwarten nur 20%. „Da das Gefahrenpotential nicht schrumpft, kann sich das Angebot an verfügbarer Deckungskapazität vor allem für Industrierisiken als Engpass und damit als entscheidender Wettbewerbsfaktor herausstellen“, prognostiziert Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Derzeit bewerten allerdings noch rund 40% der Anbieter die Profitabilität als gut oder sehr gut. Weitere 40% als befriedigend.
Schadenerfahrungen treiben die Nachfrage
„Die größte Motivatoren für den Abschluss einer Cyber-Deckung sind weiterhin konkrete Schadenerfahrungen, inzwischen gefolgt von der öffentlichen Berichterstattungen über Cyber-Vorfälle“, sagt Prof. Hubert Becker von Instinctif Partners. Jeweils mehr als 80 % der Befragungsteilnehmer sehen diese Faktoren als zentrale Absatztreiber. 2019 lagen diese Werte noch bei 63 beziehungsweise 41 %.
Generell sind Assistanceleistungen – also die technische, rechtliche Unterstützung sowie das Krisenmanagement und die Krisenkommunikation – bei Cyber-Vorfällen nach Ansicht der meisten Versicherer und Vermittler ein Hauptverkaufsargument für Cyberschutz. Die wichtigste Unterstützungsleistung ist dabei die IT-Forensik. Bei den meisten Befragten werden diese Leistungen in mehr als 50 % der Versicherungsfälle in Anspruch genommen. Beratungen in Rechtsfragen oder in der Krisenkommunikation sind in etwa 15 % der Fälle relevant.
„Auf Goldgräberstimmung folgt nun die Professionalisierung. Bereits 2019 haben wir die Rolle der Versicherer als Wegweiser bei Cyberrisiken betont. Mit einem umfassenden Servicespektrum können sich die Anbieter – aber auch die Vermittler – als kompetente Helfer bei der Lösung von Cyber-Risiken positionieren“, sagt Becker. „Von großer Bedeutung ist weiterhin die Positionierung und Kompetenz im Vertrieb. Hier besteht noch Nachholbedarf.“
Einen deutlichen Einfluss auf das Nachfrageverhalten hat nach Ansicht der Marktteilnehmer auch die COVID-19-Pandemie. Der damit einhergehende Digitalisierungsschub und der Ausbau mobilen Arbeitens dürften dafür verantwortlich sein. In vielen Branchen steigt hierdurch die Risikoexposition, was sich positiv auf den Absatz von Cyberschutz auswirkt. Entsprechend gehen 76 % der Versicherer und 89 % der Vermittler davon aus, dass durch Covid 19 die Nachfrage gestiegen ist.62 Prozent der Deutschen gaben an, grundsätzlich mehr nachhaltige Entscheidungen treffen zu wollen, wissen aber nicht immer wie. 49 Prozent stimmen der Aussage zu, dass es grundsätzlich schwierig ist, Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit zu treffen. 42 Prozent sehen die höheren Kosten beim Erwerb nachhaltiger Produkte als größte Herausforderung. Dieser Hürde folgt mit 30 Prozent die Aussage, dass die bereitgestellten Informationen verwirrend seien.
Anstieg der Prämien zu erwarten
Mit 79% beobachtet der Hauptteil der befragten Unternehmen steigende Schadenzahlen. Eine mittelfristige Erhöhung der Prämien wird dadurch immer wahrscheinlicher. Hielten 2019 noch 44% der befragten Gesellschaften die Prämien für langfristig auskömmlich, sind es 2021 nur noch 14%.
„Bislang fällt die Branche jedoch nicht durch überragende Offenheit bezüglich der Berichterstattung über Schadenfälle, den Nutzen verschiedener Präventionsmaßnahmen oder der Eignung von Risikomodellen auf“, sagt Hubert Becker. „Wenn aber jedes Unternehmen nur auf Basis der eigenen Erfahrungen agiert, steigt die Gefahr massiver Fehleinschätzungen.“
Dieses Risiko sieht offensichtlich auch die BaFin. Sie hat das Segment der Cyber-Policen im Jahr 2021 zu einem der Aufsichtsschwerpunkte der Versicherungsaufsicht erklärt. Neben einer inhaltlichen Analyse des am Markt angebotenen Versicherungsschutzes soll dabei auch die Tragfähigkeit der Produkte im Mittelpunkt stehen. „Mehr Offenheit und Transparenz stünde der Branche damit nicht nur aus Eigeninteresse gut zu Gesicht, sondern stellt zukünftig wohl auch eine aufsichtsrechtliche Notwendigkeit dar“, sagt Reiner Will.
Studiendaten
Für die Studie wurden im Zeitraum März bis April 2021 40 Anbieter von Cyber-Policen auf dem deutschen Markt (Erst- und Rückversicherer) sowie 19 Groß- bzw. Spezialmakler befragt. Insgesamt lagen 26 vollständig beantwortete Fragebögen vor. Die ausführlichen Ergebnisse der Cyber-Umfrage 2021 können Sie unter https://www.instinctif.de/cyber-insurance-2021 anfordern.
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