Eine der wichtigsten Kennzahlen zur Bewertung von offenen Immobilienfonds und der entstandenen „Corona-Schäden“ ist die Vermietungsquote. Sie ist im Jahr 2020 spürbar gesunken und der seit 2011 intakte Aufwärtstrend ist damit vorerst beendet.
Dass Corona Spuren in den Portfolios der offenen Immobilienfonds hinterlassen würde, ist seit langem klar. Wie stark die Auswirkungen konkret sein werden, zeichnet sich jedoch erst langsam ab.
Die Ratingagentur Scope hat die Vermietungsquoten der 20 offenen Immobilienpublikumsfonds untersucht, die vor 2019 aufgelegt wurden oder über ein Scope-Rating verfügen. Zusammen verwalten diese Fonds mehr als 100 Mrd. Euro.
Das Ergebnis: Die durchschnittliche nach Verkehrswertvolumen gewichtete Vermietungsquote ist 2020 gegenüber dem Vorjahr deutlich um rund 1,7 Prozentpunkte (PP) auf 94,3% gesunken. Das Spektrum der Vermietungsquoten reicht Ende 2020 von 89,8% bis 100%.
Von den 20 untersuchten Immobilienfonds konnten im vergangenen Jahr lediglich fünf ihre Vermietungsquote steigern. Auffällig: Drei dieser Fonds fokussieren sich auf Wohnimmobilien. Die größten Rückgänge verzeichneten vor allem global ausgerichtete bzw. stark in den USA investierende Fonds mit Fokus auf Büro- und Hotelimmobilien.
Der Rückgang der durchschnittlichen Vermietungsquote setzt sich auch im ersten Quartal dieses Jahres fort. Zum 31. März 2021 sind die betrachteten Fonds nur noch zu 93,9% vermietet – eine weitere Reduktion um 0,4 PP. (Hinweis: Es haben noch nicht alle Fonds zum Quartalsende berichtet. Dieser Wert ist damit vorläufig.)
Trotz des spürbaren Rückgangs liegen die Vermietungsquoten weiterhin auf einem soliden Niveau. Zum Vergleich: 2011, als die Fonds noch den Auswirkungen der Finanzkrise ausgesetzt waren, betrug die durchschnittliche Vermietungsquote lediglich 91,8%.
Zur Einordnung: Die Vermietungsquote hat einen hohen Einfluss auf die Fondsperformance und ist daher eine der wichtigsten Kennzahlen zur Bewertung von offenen Immobilienfonds. Denn: Leerstehende Immobilien erwirtschaften nicht nur keine Mieterträge, sondern verursachen zusätzliche Kosten zum Beispiel für Renovierung und Vermarktung. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben des Fondsmanagements, die Vermietung auf einem hohen Niveau zu halten. Sinkt die Vermietungsquote eines Fonds signifikant, hat dies einen negativen Einfluss auf das Rating. Aufgrund der natürlichen Mieterfluktuation betrachtet Scope bereits Vermietungsquoten ab 98% als Vollvermietung.
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