Kolumne von Nicolas Biagosch

 

Die Krypto-Börse Coinbase feierte diese Woche ihr Börsendebüt. Im Wege eines so genannten „Direct Listings“ wurden Coinbase-Aktien am Mittwoch zum Handel an der US-Technologiebörse Nasdaq zugelassen, seitdem können Anleger – auch in Deutschland – an der zukünftigen Entwicklung von Coinbase partizipieren. Drei Punkte sollten Anleger im Blick behalten:

  1. Krypto ist im Mainstream angekommen.

Die Marktkapitalisierung von Coinbase beträgt rund 85 Mrd. USD. Damit ist Coinbase nicht nur einer der am höchsten bewerteten Börsen-Neulinge der letzten Jahre, sondern auf einen Schlag die wertvollste Börse der Welt. Intercontinental Exchange, die Muttergesellschaft der altehrwürdigen New York Stock Exchange, liegt mit einer Marktkapitalisierung von rund 67 Mrd. USD deutlich drunter.

Das ist beachtlich: Das Unternehmen Coinbase ist keine zehn Jahre alt, und bewegt sich in einer Branche, deren Geburtsstunde gerade einmal 12 Jahre zurückliegt. Die neue Welt der Kryptowährungen, in der durch dezentrale Protokolle ein völlig neues Finanzsystem geschaffen wird, ist damit endgültig und für die traditionelle Finanzwelt sichtbar im Mainstream angekommen. Bis zum Coinbase-Börsengang konnten Bankberater und Vermögensverwalter das Thema Krypto vielleicht noch als Nischen-Thema abtun. Das funktioniert jetzt nicht mehr: Die Ergebnisse der Krypto-Revolution manifestieren sich ab sofort in den ihnen bekannten Indizes, die Relevanz von Krypto lässt sich in den Coinbase-Bilanzen ablesen.

  1. Coinbase ist nach wie vor nicht günstig

Über die Bewertung von Coinbase hatte ich am 09. März in einer Analyse auf unserer Website postera.io bereits geschrieben und bisher scheint mir der Markt Recht zu geben: Die extremen Bewertungen von über 100 Mrd. USD, zu denen Coinbase vor dem Listing außerbörslich gehandelt wurde, haben sich nicht materialisiert. Kurzzeitig stieg der Coinbase-Kurs auf über 420 USD, um dann aber wieder deutlich nachzugeben. Nach dem zweiten Handelstag lag der Kurs bei rund 326 USD, was einer Marktkapitalisierung von rund 85 Mrd. USD entspricht. Auch wenn dieser Wert deutlich unter den Erwartungen mancher Investoren liegt: Günstig ist Coinbase damit noch nicht. Eingepreist in diesem Kurs ist nicht nur ein weiteres Wachstum der Krypto-Märkte (was sehr wahrscheinlich ist), sondern auch, dass es Coinbase schafft, weiter Marktanteile zu gewinnen, seine Margen zu halten und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Das alles kann passieren, es kann aber auch viel dazwischenkommen. Insbesondere die Margen dürften zukünftig unter Druck geraten: Da sie ab sofort über die Quartals-Reportings für jeden sichtbar sind, wird das Begehrlichkeiten wecken. Sowohl die „alte“ Finanz-Welt als auch bestehende Krypto-Unternehmen und Startups werden ein Stück vom Kuchen abhaben wollen, der Wettbewerb wird zunehmen.

  1. In Krypto-Assets investieren Anleger am besten direkt

Unter den Coinbase-Anlegern befinden sich viele, die eigentlich gerne in Krypto-Assets investieren wollen, sich aber noch nicht so recht trauen. Das ist ein Fehler: Denn das so oft herangezogene Narrativ der „Investments in die Hacken und Schaufeln“ des Krypto-Booms funktioniert hier nicht. Coinbase-Aktien unterliegen dem Basis-Risiko der Krypto-Märkte, zusätzlich kommen aber noch operative Unternehmensrisiken dazu. Anders ausgedrückt: Bei einer mäßigen Entwicklung der Krypto-Märkte wird Coinbase auf keinen Fall gut performen; aber auch bei boomenden Krypto-Märkten ist eine starke Performance von Coinbase noch nicht garantiert. Und da es viele Investoren gibt, die indirekte Investitionsmöglichkeiten in den Krypto-Markt suchen, ist Coinbase – wie es so schön heißt – ein „Crowded Trade“. Schnäppchen können Anleger in so einem Umfeld nicht machen. Anders bei Krypto-Assets selbst, wo es auch nach den jüngsten Kurs-Steigerungen immer noch viele Investment-Möglichkeiten gibt, von denen die Masse der Investoren noch nichts weiß.

Zusammengefasst: Coinbase ist trotz eines respektablen Starts nicht günstig, zumal das zukünftige Wachstum der Krypto-Assets bereits eingepreist ist. Wer Exposure zu Krypto-Assets sucht, sollte daher lieber direkt in Bitcoin, Ethereum & Co. oder entsprechende Anlageprodukte investieren.

 

Über Nicolas Biagosch:

Nicolas Biagosch ist Geschäftsführer der Düsseldorfer Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Postera Capital GmbH, die sich auf Blockchain und Investitionsmöglichkeiten in Krypto-Assets spezialisiert hat. Bei Postera entwickelt er Blockchain-Strategien für Unternehmen und berät zu Investments in Krypto-Assets. In Deutschland bietet Postera seit 2018 den ersten regulierten, offenen Krypto-Fonds für vermögende Anleger an.

Über Postera Capital

Postera Capital ist eine Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft für Krypto-Assets und Blockchain sowie Initiator des Postera Fund – Crypto I. Das Unternehmen wurde 2017 mit der Vision gegründet, Investitionen in Krypto-Assets für professionelle Anleger zugänglich zu machen. Postera Capital bietet Beratungsdienste, Anlageconsulting und Research an. Im Jahr 2018 lancierte Postera Capital den Postera Fund – Crypto I, den ersten nach EU-Recht regulierten Krypto-Fonds. Mit diesem Schritt gelang es Postera Capital, die Hürden für professionelle Anleger zu senken, um sich an der neuen Anlageklasse zu beteiligen.

 

Verantwortlich für den Inhalt:

Postera Capital GmbH, Wilhelm-Tell-Str. 26, 40219 Düsseldorf, Tel: +49 211 976 333 50, https://postera.io/