Ein neuer Langfristvergleich im Auftrag des GDV zeigt, wie die zunehmende Dürre die Anbaubedingungen verschlechtert hat. Die Versicherer fordern deshalb mehr staatliche Hilfen für Bauern, um ihnen die Absicherung gegen Dürreschäden zu erleichtern.
Die Acker in Deutschland werden trockener. Das hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Extreme Trockenheit hat die Anbaubedingungen für Landwirte in Deutschland erheblich verschlechtert. Das zeigt ein neuer Langzeitvergleich des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Demnach lag allein in den vergangenen drei Jahren die Bodenfeuchte – und damit die nutzbare Feldkapazität – bei Winterweizen um bis zu 40 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Die Feldkapazität gibt an, wie viel Wasser die Pflanze aus dem Boden nutzen kann.
Die vom DWD erstmals erstellten sogenannten „Drying Stripes“ zeigen die Bodenfeuchte seit 1961 für Winterweizen, der mit knapp 2,8 Millionen Hektar ertragreichsten Getreideart hierzulande. Jeder Streifen steht für ein Jahr: Je größer die Abweichung zum langjährigen Mittel, desto dunkler die Farbe und desto trockener der Boden. In der Grafik fallen die vergangenen drei Jahre deutlich auf. Vor allem in der für den Weizenanbau so wichtigen Zeit von April bis Juni fiel viel zu wenig Regen – ein Szenario, das in Zukunft öfter auftreten dürfte.
Zunehmende Trockenheit Folge der steigenden Temperaturen
„Wir müssen uns auf die Zunahme von Wetterextremen wie längere Trockenheit und punktuelle Starkregen einstellen“, sagt Wolfgang Janssen, Leiter der Agrarmeteorologie beim DWD. Beides sind Begleiterscheinungen der steigenden Temperaturen in Deutschland, wie auch die Grafik der sogenannten „Warming Stripes“ verdeutlicht. Neun der zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen fallen in die Zeit nach der Jahrtausendwende. Die letzten drei Jahre gehören laut DWD zu den acht extremsten – viel zu warm und viel zu niederschlagsarm.
Versicherer plädieren für stärkere staatliche Unterstützung der Bauern
Angesichts dieser Entwicklung fordern die Versicherer staatliche Hilfen für die Bauern, um ihnen die Absicherung von Dürreschäden zu erleichtern. „Der Staat sollte die landwirtschaftliche Mehrgefahrenversicherung bezuschussen“, schlägt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen vor. Diese Policen können alle Wetterrisiken einschließen, also auch Trockenheit. Bislang ist aber nur ein sehr geringer Teil der landwirtschaftlichen Anbaufläche in Deutschland gegen Dürre versichert, was auch an den hohen Prämien und Selbstbehalten für diese Policen liegt.
Denn für die Versicherer zählt Trockenheit zu den sogenannten Kumulrisiken: Sie kann – wie die vergangenen Jahre gezeigt haben – mehrere Regionen gleichzeitig treffen und zu hohen Schäden führen, was sich auf den Preis für den Versicherungsschutz auswirkt. Staatliche Zuschüsse würden die Policen für die Bauern erschwinglicher machen und so zu einer größeren Verbreitung von Mehrgefahrenversicherungen führen. Davon profitiere auch der Staat, so Asmussen: „Die Politik müsste Missernten nicht mehr mit Nothilfen in Millionenhöhe ausgleichen.“
Bundesländer bezuschussen bereits Agrarversicherungen
Auf Länderebene würden solche Modelle bereits mit Erfolg angeboten, betont der GDV-Hauptgeschäftsführer. So erhalten Winzer und Obstbauern in Bayern und Baden-Württemberg Zuschüsse, um Schäden durch Frost oder Starkregen abzusichern. Damit ist es gelungen, den Anteil der versicherten Anbaufläche deutlich zu steigern. „Staatliche Förderprogramme sind ein wirksames Mittel, um den Versicherungsschutz gegen Wetterrisiken in der Landwirtschaft zu erhöhen“, sagt Asmussen.
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