Versicherer schätzen ihre Digitalisierungsinvestitionen weiterhin als zu niedrig ein und suchen noch nach einer stringenten Digitalstrategie
Die digitale Transformation in der Versicherungsbranche schreitet immer schneller voran. Zahlreiche Anbieter haben in den vergangenen Jahren bereits ausgewählte Bereiche wie den Vertragsabschluss weitgehend digitalisiert. Dennoch scheitern viele Versicherer nach wie vor daran, das volle Potenzial neuer Technologien auszuschöpfen. Im Rahmen der Studie „Accelerating the digital transformation – Three recommendations for the European insurance sector to unlock the full potential of the digital transformation“ befragte Strategy&, die Strategieberatung von PwC, sechs der größten europäischen Versicherungsunternehmen mit Kunden in insgesamt 90 Ländern und rund 320.000 Mitarbeitern. Hürden für ihr Wachstum sehen die Befragten vor allem in der digitalen Transformation: Technologischer Wandel stellt für 86% der Versicherer die größte Herausforderung dar – neben den Folgen der als Digitalisierungskatalysator wirkenden Covid-19-Pandemie sowie Cyberbedrohungen, die ausnahmslos als größte Schwierigkeiten genannt werden. Entsprechend setzen die Versicherungen das Thema Digitalisierung ganz oben auf ihre jeweilige strategische Agenda. Gleichzeitig besteht allerdings Einigkeit, dass es noch an Stringenz bezüglich einer digitalen Vision sowie einer Roadmap fehlt. Auch die Höhe der Investments werden nach Ansicht der Befragten der Bedeutung des Themas Digitalisierung nicht gerecht. Alle befragten Unternehmen arbeiten bereits daran, Kunden- sowie Backend-Prozesse zu automatisieren und die Arbeitsumgebung etwa durch digitale Kommunikationstools zu optimieren. Darüber hinaus planen zwei Drittel die Einführung neuer, agiler Arbeitsmethoden. Lediglich 50% sehen in diesem Kontext die Notwendigkeit, auch ihre IT-Altsysteme grundlegend anzupassen.
„Die mit der Covid-19-Pandemie verbundene Notwendigkeit einer beschleunigten Digitalisierung ist klar erkannt – und zwar über alle Ebenen hinweg. Damit bietet sich die Chance, bisherige digitale Initiativen zu beschleunigen, besser zu koordinieren, zu vervollständigen und in einer gesamthaften Strategie zusammenzufassen. Diese muss nicht nur Marktchancen adressieren, sondern auch die Gesamtorganisation überzeugen. Derzeit deckt Covid-19 alle Schwächen wie etwa unvollständig ,Ende-zu-Ende‘-automatisierte Prozesse auf und sensibilisiert gleichzeitig sämtliche Stakeholder für eine notwendige weitere Veränderung. Dazu gehört unter anderem die Notwendigkeit eines unternehmensweiten ,Digital Upskillings‘. So müssen beispielsweise auch die schockartig erzwungenen neuen Arbeitsweisen durch die Entwicklung und Anwendung neuer Führungsfähigkeiten und -instrumente auf nachhaltige Beine gestellt werden“, kommentiert Dr. Gero Matouschek, Partner bei Strategy& und Leiter der Studie.
Mit Blick auf die Budgetverteilung bei digitalen Technologien zeigt sich eine deutliche Verkürzung der Investitionszyklen sowie eine Verschiebung der Investments unter den Versicherern. Während die Befragten in den letzten drei Jahren noch vorrangig in Self-Service-Plattformen (26% des Budgets), Data Services (23% des Budgets) und robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA; 14% des Budgets) investierten, fließt das Geld in den nächsten drei Jahren in andere Anwendungsfelder. Bei der Planung stehen Data Analytics (28% des Budgets), KI (21% des Budgets) und Cloud Computing (15% des Budgets) ganz oben auf der Liste. Diese Budgetverschiebungen zeigen deutlich, auf welchen Technologien die Zukunftshoffnungen der Versicherer liegen. KI-Lösungen revolutionieren bereits heute etwa über die datengestützte Vorhersage von Schäden die Risikoberechnung und Preisgestaltung. Für die Zukunft erwarten Versicherer, dass KI einen wesentlichen Beitrag zu Prozesseffizienz und -automatisierung, zur Qualitätssteigerung und Fehlervermeidung sowie zur Erleichterung der Entscheidungsfindung leisten wird.
Für eine erfolgreiche digitale Transformation muss die Versicherungsbranche neben der Budgetverteilung jedoch auch strategisch planen, wie die Change-Prozesse innerhalb des Unternehmens effizient gesteuert werden können. Denn als größte Hürden auf dem Weg zu einer vollständig digitalen Organisation identifizieren die Befragten vor allem „menschliche Faktoren“: Auf Platz eins setzen die Versicherer ein unflexibles Mindset bzw. eine wenig veränderungsfreundliche Unternehmenskultur. Darauf folgt der Mangel an Digitalkompetenzen und entsprechenden Fachkräften noch vor der hohen Komplexität digitaler Projekte.
„Versicherungsunternehmen müssen nun eine Art Polarstern, eine übergreifende Richtung für alle Maßnahmen der digitalen Transformation definieren und Leuchtturmprojekte mit schnell erreichbaren Etappenzielen kombinieren. Um den digitalen Wandel zu beschleunigen, ist es nun wichtiger denn je, entsprechende Kompetenzen aufzubauen. Dabei gilt es, Lücken in den Kompetenzen zu identifizieren und über internes Upskilling, Neueinstellungen oder auch strategische Partnerschaften zielgerichtet zu schließen“, ergänzt Mathias Röcker, Insurance Leader und Partner bei PwC Deutschland.
Die vollständige Studie „Accelerating the digital transformation“ finden Sie unter: https://www.strategyand.pwc.com/de/accelerating-the-digital-transformation.html
Verantwortlich für den Inhalt:
PricewaterhouseCoopers GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Friedrich-Ebert-Anlage 35-37, 60327 Frankfurt am Main, Tel: +49 69 9585-0, Fax: +49 69 9585-1000, www.pwc.de